Die Auftaktveranstaltung zum Sanierungsgebiet Stöckach hat viele Menschen angelockt. Vor allem über die Neugestaltung des Stöckachplatzes wird viel diskutiert.

S-Ost - Am Stöckach geht was“, findet Bezirksvorsteher Martin Körner. Künstler, zahlreiche kleine Geschäfte, eine Kindertagesstätte – vieles ist vorhanden. Zahlreiche Dinge haben sich positiv bewegt in den vergangenen Jahren. Einiges muss aber noch erledigt werden. Im August 2012 wurde der Stadtteil Stöckach aus diesem Grund in das Bund-Länder-Förderprogramm Innenentwicklung – Aktive Stadt- und Ortsteilzentren aufgenommen. Bund und Land fördern über dieses Programm Ordnungsmaßnahmen und Modernisierungen – sowohl öffentlich als auch privat. Das Besondere bei der Maßnahme Stuttgart 29: Die Bürger dürfen mit diskutieren und entscheiden.

 

Rund 150 Bürger versammelten sich deshalb am Mittwochabend in der Hauswirtschaflichen Schule am Stöckach, um sich über die geplanten Maßnahmen zu informieren und ihre eigene Meinung einzubringen. Eine derartige Zusammenarbeit zwischen Bürgern und der Verwaltung ist bisher in Stuttgart fast einzigartig. Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung ist zwar für Konzept und Umsetzung verantwortlich. Die Bürger bestimmen jedoch in Zukunft mit, wofür die Fördergelder verwendet werden. „Die Bürgerbeteiligung nehmen wir sehr, sehr ernst“, betonte Körner bei der Auftaktveranstaltung.

Schon im Vorfeld Themen gesammelt

Die Initiative Stöckach-Treff hatte die Auftaktveranstaltung intensiv vorbereitet. Die Ehrenamtlichen dort hatten bereits im Vorfeld Themen gesammelt, welche den Bürgern rund um den Stöckach wichtig sind. Dazu hatten sie übergeordnete Projektgruppen gebildet. Verkehr, Gewerbe, Stöckachplatz, Hauswirtschaftliche Schule, Erhaltungssatzung und Energie waren die wesentlichen Themen. Jede Gruppe hat einen Paten, der in Zukunft der Ansprechpartner für alle Beteiligten ist.

Bei der Auftaktveranstaltung gab es für jede Gruppe eine Stehtafel. Die Bürger hatten die Möglichkeit, weitere Wünsche auf die Tafeln zu schreiben und sich in die bevorzugte Gruppe einzutragen.

Das Leitthema des Sanierungsgebietes ist die Umgestaltung und Verschönerung des Stöckachplatzes. Bis zum Sommer 2013 schreibt die Stadt einen Wettbewerb aus für eine Neugestaltung des Stöckachplatzes sowie des angrenzenden Grundstücks der Hauswirtschaftlichen Schule. Bis zu sieben Planungsbüros sollen Ideen erarbeiten. Im Herbst haben interessierte Bürger die Möglichkeit, an einem Planungsworkshop mit diesen Büros teilzunehmen und sich dort einzubringen.

HGV will Parkplätze, die Bürger wollen mehr Grün

„Der Stöckachplatz stößt auf großes Interesse“, sagte Ulrike Beck, die Patin der Gruppe Stöckachplatz. Rund 30 Teilnehmer hätten sich bei ihr in die Liste eingetragen. Die Wünsche: „Grün, grün, grün, war immer wieder zu hören“, sagte Beck. Auch die Abschaffung der Parkplätze sei ein Anliegen vieler Bürger. Der Platz soll mehr als Aufenthaltsort gestaltet werden, wünsche sich die Mehrzahl.

Das wiederum kollidiert mit den Wünschen des Handels- und Gewerbevereins Ost, der sich in der Gruppe Gewerbe engagiert. Die Einzelhändler haben ein großes Interesse an den Parkplätzen, um über eine Be- und Entladefläche zu verfügen. Die Wünsche der Bürger in dieser Gruppe zielen eher auf mehr Vielfalt ab: Ein Feinkostladen, ein Café sowie ein Obst- und Gemüsehändler stehen an der Pinnwand.

Viele Wünsche haben die rund 150 Bürger geäußert. Doch nicht alle sind glücklich über das Sanierungsgebiet. Besonders die geplanten energetischen Maßnahmen stoßen bei einigen Mietern, aber auch Hausbesitzern auf wenig Begeisterung. „Sanierung ja! Verdrängung von Mietern nein!“, steht auf einem Plakat in großen Lettern. „Wir wollen weiterhin bezahlbare Mieten hier“, ärgerte sich ein Hausbesitzer.

DAS SANIERUNGSGEBIET

Stöckach:
Seit August 2012 ist das Gebiet Stuttgart 29 offiziell Sanierungsgebiet. Unter Stuttgart 29 fällt größtenteils der Stadtteil Stöckach. Einige Straßenzüge sowie Gebiete sind jedoch ausgenommen, wie der Park um die Villa Berg sowie die Gelände von EnBW und Karl-Olga-Krankenhaus.

Ziel
: Durch die Sanierung soll der Stadtteil aufgewertet werden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Verschönerung und Neugestaltung des Stöckachplatzes sowie der energetischen Sanierung der Gebäude. Weitere Punkte sind Grünflächen, Kinderbetreuung sowie die Schaffung eines Stadtteilbewusstseins.

Bürgerbeteiligung:
Im Rahmen der Initiative „Stöckach-Treff“ entstand der Wunsch, die Bürger aktiv in den Sanierungsprozess einzubeziehen. Bei den monatlichen Treffen haben sich verschiedene Projektgruppen gebildet, die nun in Absprache mit Bezirksbeirat und Verwaltung Wünsche zusammentragen. Thematische Schwerpunkte sind bisher: Stöckachplatz, Gewerbe, Verkehr, Nutzung des Gebäudes der Hauswirtschaflichen Schule, Erhaltung von Mieten und Wohnbestand, Energie sowie die Gestaltung des Heilandsplatzes.