Ministerpräsident Winfried Kretschmann probiert mit einem Gastauftritt in der ZDF-Krimiserie „Soko Stuttgart“ etwas Neues aus – und bleibt doch ganz er selbst.

Ein gewisses Maß an Schauspielerei beherrschen wohl die meisten Politiker. Sie müssen sich selbst in Szene setzen, um in möglichst positivem Licht zu erstrahlen. Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist jedoch eher dafür bekannt, offen und ehrlich seine Meinung zu vertreten, auch wenn er damit aneckt. Umso erstaunlicher erscheint es daher, dass er sich neuerdings für die Schauspielerei zu interessieren scheint. Nach seinem Mitwirken in zwei Werbeclips des Landes Baden-Württemberg wagt er sich nun auf die Fernsehbühne. In der ZDF-Krimiserie „Soko Stuttgart“ hat der Ministerpräsident einen Gastauftritt – in der Rolle des Ministerpräsidenten.

 

Das Soko-Team erwartet hohen Besuch

Bis es so weit ist, muss das Soko-Team jedoch erst mal einen Mord aufklären. Der fand fast unmittelbar vor den Augen der Ermittler statt: im Schießstand. Dort finden Malerarbeiten statt, bei denen der Malermeister zu Tode gekommen ist. Schnell steht fest, dass er erstickt wurde. Das passt vor allem Kriminaldirektor Michael Kaiser (Karl Kranzkowski) nicht, der mit den Vorbereitungen für den „hohen Besuch“ am nächsten Tag beschäftigt ist. Für die „höchste Aufklärungsrate in ganz Baden-Württemberg“ sollen Kaiser und sein Team ausgezeichnet werden. Zwischen abgedeckten Büromöbeln, Catering-Mitarbeitern, und einem Chef, der in seiner Nervosität für noch mehr Chaos sorgt, muss das Soko-Team also zügig den Täter ausfindig machen.

Kretschmanns Auftritt dauert nur kurz

Als dies glücklich gelingt, steht der Ehrung durch den Ministerpräsidenten nichts mehr im Weg. Für Kretschmann ist der Gastauftritt ein Heimspiel. Denn er spielt sich selbst bei einer Aufgabe, die ihm bekannt sein dürfte. Er überreicht eine Urkunde und bedankt sich bei dem Kriminaldirektor und seinem Team mit den Worten: „Sie leisten hervorragende Arbeit.“ Insgesamt spricht er drei Sätze mit Nachdruck, aber auch ein wenig atemlos. Während dieses Serienauftritts bleibt sich Kretschmann treu. Gesten und Sprache sind so, wie man es von ihm gewohnt ist. Durch diesen kurzen, unverfänglichen Auftritt läuft Kretschmann keine Gefahr, sich lächerlich zu machen. Er bleibt authentisch – auch wenn man das Gefühl bekommt, dass Schauspielerei nicht gerade zu den Stärken des 74-Jährigen gehört.

Als Politiker macht ihn das aber sympathisch. Dabei birgt es durchaus Gefahren, wenn Politiker in Fernsehsendungen auftreten. Ein Beispiel ist der Auftritt des bayrischen CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder im Jahr 2015 (damals war er noch Finanzminister) in der Daily Soap „Dahoam is dahoam“ im Bayerischen Fernsehen. Auch Söder spielte damals sich selbst und bekam nicht nur die Gelegenheit, sich besonders bürgernah zu präsentieren. Er durfte darüber hinaus auch noch sein Regierungsprogramm vorstellen. Nach dieser Eigenwerbung hagelte es öffentliche Kritik und der Sender musste die Folge aus der Mediathek entfernen.

Für weniger Aufsehen sorgten dagegen die Gastauftritte von Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha im Bodensee- „Tatort“ vor einigen Jahren. Er spielte darin einen Polizisten. Der Auftritt von Winfried Kretschmann nun bei der Soko Stuttgart wird wohl ebenfalls nicht für großen Wirbel sorgen– weder im positiven noch im negativen Sinne.

Die Folge „Die Maler“ der Krimireihe „ Soko Stuttgart“ ist am 1. Dezember, um 18 Uhr im ZDF zu sehen und in der Mediathek abrufbar.