Andrea Berg begeistert bei ihrem 17. Heimspiel am Freitag die eingeschworene Fangemeinde in Aspach. Mit ihren Liedern über Liebe und Schmerz gewinnt die Schlagerkönigin aber auch neue Fans.
Plötzlich steht sie auf der Bühne: In Gold und Silber gewandet erstrahlt Andrea Berg in einem bunten Lichtermeer, das auf sie herab scheint. Das 17. Heimspiel beginnt – und die 58-Jährige liefert. Mehr als drei Stunden volles Programm mit Pyrotechnik, Flitterregen und allen Hits, aufgrund der großen Zahl oft in etwas verkürzter Fassung, sowie viele neue Songs warten auf die Fans. Und im weiten Rund des Fußballstadions sind nur glückliche Gesichter zu sehen.
„Ist das schön, ist das herrlich. Es ist fast wie Wacken, nur wir haben besseres Wetter“, so begrüßt Andrea Berg die Gäste in ihrem Wohnzimmer. Das Publikum in der Wir-machen-Druck-Arena in Aspach im Rems-Murr-Kreis ist am Freitagabend vom ersten Ton an auf Betriebstemperatur. Alle singen, tanzen und huldigen ihrer nahbaren Schlagerkönigin. Und Andrea Berg gibt sich wie immer beim – ausverkauften – Heimspiel familiär, verteilt Küsschen und Umarmungen an die Fans und nimmt sich eine Bierflasche mit auf die Bühne.
Andrea Berg begeistert nicht nur eingeschworene Fans
Andrea Berg packt jeden, selbst die, die nur mitgekommen sind. Wie Harald Hoffmann aus Kernen im Remstal, der zum ersten Mal da ist und das eigentlich nur seinem Kumpel Sigi Metzger zuliebe, wie er sagt, der regelmäßig die Bergschen Heimspiele besucht. Doch auch ihn hat schon nach wenigen Liedern das Bergfieber gepackt. „Daheim auf der Couch würde ich sagen, das sind Schnulzen, aber hier ist es einfach nur gut“, sagt er. Michel Heumann, der Dritte im Bunde, nickt zustimmend. Er war im vergangenen Jahr zum ersten Mal dabei und ist bereitwillig erneut dem Ruf der Berg gefolgt.
Das verwundert Ralf Jordan gar nicht, der schon lange dem Bann der Berg erlegen ist. „Das ganze Drumherum und das Feeling hier ist schon was ganz Besonderes.“ Er sei vor mehr als 20 Jahren auf einem dreitägigen Geschäftsseminar im Sonnenhof von Berg Gatte Uli Ferber gewesen, erzählt er: „Damals hat die Andrea noch im Dirndl hinter der Theke geschafft.“ Mit der 1. Narrenzunft Kelterhex Remseck am Neckar, wo er sich auch engagiert, sei er dann beim ersten Heimspiel 2005 dabeigewesen und habe seitdem fast keines versäumt.
Mittlerweile zählt auch sein Mann Markus, der immer noch Rammstein-Fan ist, zu den eingeschworenen Berg-Anhängern. Aber er hat ein wenig Anlaufzeit gebraucht. „Zuerst wollte er nicht, dann ist er vor sieben Jahren doch mal mitgegangen und ist seitdem begeistert“, sagt Ralf Jordan. Auch diesmal gibt sich das Ehepaar aus Remseck-Aldingen das volle Programm. Sie haben Karten für beide Konzerte der Schlagerkönigin am Freitag und am Samstag – „Dann ist auch meine 83-jährige Mutter dabei. Sie meint zwar jedes Jahr, dass sie langsam vielleicht zu alt dafür ist, geht dann aber doch immer wieder mit“, sagt Ralf Jordan – sowie für das „Bergfest“ am Sonntag. Und überall fallen die beiden auf mit ihren Fanschals um die Hüften, die sie bei jedem Konzert kaufen, das sie gemeinsam besuchen.
Fans reisen aus allen Himmelsrichtungen an
Sylke Schoster aus Melle bei Osnabrück und Monika Hartmann aus Göttingen gehören ebenfalls zu den Treuesten der Treuen. Sie haben sich 2011 in der Dorfdiele, der Disco im Hotel Sonnenhof, kennengelernt, sind seitdem beste Freundinnen und kommen immer gemeinsam zum Heimspiel. „Ich liebe ihre Musik. Ihre Texte spiegeln das Leben wider, und die Träume, die man hat“, sagt Sylke Schoster, die sich schon auf ihr Lieblingslied „Ja ich will“ freut, das auch bei ihr Erinnerungen weckt.
Die Fans von Andrea Berg, die 13 Nummer-Eins-Platten in den offiziellen deutschen Charts platzieren konnte, so viele wie kein anderer weiblicher Act, kommen von überall her, gehören allen Altersklassen an, und Männer wie Frauen finden sie toll. Andrea Weber aus Hitzkirchen in Hessen hat sie vor „30 Jahren, als sie noch nicht so berühmt war“ das erste Mal bei einem Auftritt in Ortenberg am Kalten Markt erlebt und ist seitdem von ihr begeistert. „Sie ist einfach echt.“
Drei Stunden echte Gefühle, fröhliche Party und Feuerwerk von Pyrotechnik-Weltmeister Joachim Berner aus Ehningen bietet Andrea Berg. Die Fans sind Statisten beim Videodreh für ihre neue Platte „Kompass“ und verwandeln das Stadion mit tausenden Handylichtern in einen Sternenhimmel. Unterstützung bekommt die Schlagerqueen vom österreichischen Sänger Nik P., der in der zweiten Halbzeit solo und im Duett mit der Gastgeberin auftritt.
Die heile Welt lassen sich die Besucher was kosten. „Ein Weinschorle für acht Euro ist schon happig, und in den Cocktails für zehn Euro war nicht wirklich viel Alkohol drin“, sagt Ralf Jordan. Routinierte Heimspiel-Besucher wie er wissen sich jedoch zu helfen. „Wir treffen uns vor dem Konzert auf der Wiese vor dem Stadion. Dann gibt es Wurstsalat, und es wird vorgeglüht.“ Dann reicht das Geld auch für den neuesten Fanschal.