Für die Evakuierung eines großen Teils der Augsburger Innenstadt am ersten Weihnachtstag stehen rund 4000 Kräfte bereit - auch für den Fall, dass die tonnenschwere Bombe explodiert.

Augsburg - Einen Tag vor der für Sonntag geplanten Entschärfung einer Fliegerbombe in Augsburg liefen Heiligabend die Vorbereitungen auf Hochtouren. Etwa 54 000 Augsburger müssen am ersten Weihnachtsfeiertag ihre Wohnungen verlassen. Für die größte Evakuierungsaktion in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg werden nun am Sonntag etwa 4000 Kräfte im Einsatz sein, teilte die Stadtverwaltung mit.

 

Zunächst hatte die Einsatzleitung nur mit maximal 2500 Helfern gerechnet. Doch allein etwa 900 Polizisten werden am ersten Weihnachtsfeiertag kontrollieren, dass die Sperrzone im Umkreis von eineinhalb Kilometern um die Bombe von allen Einwohnern verlassen wird.

Drei bis vier Meter hoher Schutzwall

Die Einsatzkräfte bereiten sich auch auf den Fall vor, dass die 1,8 Tonnen schwere britische Fliegerbombe bei der Entschärfung explodiert. Rund um den Fundort werde ein drei bis vier Meter hoher Schutzwall errichtet, teilte die Stadt mit. So bestehe „ein gewisser Schutz gegen Splitterwirkung im Fall einer Detonation“. Der Blindgänger war am Dienstag bei Bauarbeiten entdeckt worden.

Bereits am Freitag wurde mit der Evakuierung von Altenheimen begonnen. Zusätzlich müssen allerdings auch noch viele Pflegebedürftige, die normalerweise zuhause versorgt werden, aus der Sperrzone gebracht werden. Die Hilfsorganisationen rechneten insgesamt mit mehr als 800 Krankentransporten. „Daher wurden aus ganz Bayern über 800 ehrenamtliche Einsatzkräfte und über 200 Krankentransport- und Rettungswagen alarmiert.“

Am Samstag wurde unter anderem eine Klinik evakuiert. Die Patienten des Augsburger Vincentinums seien in andere Krankenhäuser verlegt worden, sagte Robert Wieland, Geschäftsführer der Klinik auf Anfrage. Andere Patienten seien soweit medizinisch zu verantworten - vorzeitig nach Hause entlassen worden. Am Montag werde der Klinikbetrieb wieder hochgefahren.

Für die Entschärfung sind mehrere Stunden eingeplant

Die Bewohner müssen am Sonntag bis 10.00 Uhr ihre Wohnungen verlassen haben. Ab 5.00 Uhr bringen Straßenbahnen und Busse die Menschen kostenlos aus der Innenstadt, drei Stunden später wird die Polizei niemanden mehr von außen in das Evakuierungsgebiet lassen. Für die Entschärfung sind danach mehrere Stunden eingeplant.

Die Stadt richtet zwar sechs Notunterkünfte ein, dort steht aber nur für einen Bruchteil der betroffenen Bürger Platz bereit. Die Verantwortlichen gehe davon aus, dass die meisten Menschen bei Verwandten und Freunden unterkommen. Via Facebook bieten viele Menschen aus der Region Augsburg ihre Wohnung als Übergangsquartier an. Zudem wollen Augsburger Gaststätten außerhalb der Sperrzone am Sonntagmorgen für Gestrandete ihre Türen öffnen.