Auch mit dem neuem Koch, Holger Endress, bleibt das bliebte französische Restaurant im Stuttgarter Westen seiner bewährten Linie treu.

Stuttgart - Eigentlich hätten wir das meiste auch ohne Test wissen können: als wir an einem Samstagabend gegen halb sieben das Augustenstüble betreten, zuckt Patron Obi Oberkamm bedauernd die Schultern - ohne Reservierung geht in dem kleinen, gemütlichen Restaurant am Wochenende gar nichts. An den fast schon vollzählig besetzen Tischen sehen wir gepflegte Menschen mit zufriedenen Gesichtern vor appetitlich angerichteten Tellern sitzen - und ziehen bedauernd von dannen.

 

Mehr Erfolg ist uns beim zweiten Versuch unter der Woche beschert - aber auch nur, weil wir dieses Mal sicherheitshalber reserviert haben. Es ist aber auch gemütlich hier: Dunkles Holz bedeckt zur Hälfte die Wände, in den Regalen stehen kulinarische Bücher - und sogar in den Toiletten hängen teils antiquarische Fundstücke zum Thema Essen. Das hat etwas von Wohnzimmer und zieht ganz offensichtlich viele Gäste immer wieder an.

Dass sie wiederkommen, liegt nicht nur am Ambiente. Auch unter dem neuen Koch Holger Endress, der zuvor im Fellbacher Hirschen am Herd stand (der früheren Wirkungsstätte der Oberkamms, was aber Zufall ist, wie der Patron betont) kann man im Augustenstüble gut, unprätentiös und bürgerlich französisch essen - inklusive Klassikern wie Boudin noir (Blutwurst) oder Innereien. Dazu gibt es eine feine Auswahl vor allem französischer Weine, die Oberkamm und seit Kurzem die Sommelière Helga Schröder (zuvor Breitenbach) mit offensichtlichem Spaß empfehlen.

"Ich hänge gerne hier fest"

Spitze ist die Terrine von der Entenstopfleber mit Süßweingelee und glacierten Apfelspalten (12,80 Euro). Die Terrine ist kühl, die Äpfel sind warm, das eine aromatisch-nussig, das andere süßlich - ein Fest für den Gaumen. Abzüge gibt es für das Kaninchenrückenfilet mit Zwetschgenchutney und frischen Blattsalaten vom Tagesmenü: Das Fleisch ist trocken. Dafür ist aber der Preis mit 9,80 Euro mehr als fair.

Fast unmenschlich hungrig sollte sein, wer als Nächstes den Augustenstüble-Klassiker Boeuf Bourguignon mit Baguette (17,80 Euro) bestellt. Den Kerl, der die ganze Löwenterrine leeren kann, können wir uns nicht vorstellen. Auch wer das Toulouser Cassoulet vom Lamm mit weißen Bohnen, Merguez, Saucisson und Drilling-Kartoffeln (18,80 Euro) ordert, muss reichlich Appetit haben. Authentisch und gut ist beides. Der Vegetarier, der sich an den Nebentisch verirrt hat, schaut allerdings ein wenig unglücklich und behilft sich mit Salat und Nachtisch. Als Dessert bietet sich etwa eine süße Apfeltarte mit köstlichem hausgemachtem Eis (6,80 Euro) an oder eine Auswahl wunderbarer Rohmilchkäse mit Schalottenkonfit (9,80 Euro).

"Ikebana auf dem Teller brauch ich nicht", sagt Oberkamm und daran hält er sich mit seiner Frau Sabine bereits seit mehr als 30 Jahren in der Stuttgarter Gastroszene (Eger, Drei Mohren, Zum Hirschen Fellbach). Und es soll noch mindestens "zehn plus x Jahre" gelten, versichert er. "Ich hänge gerne hier fest." Und mit ihm ganz offensichtlich zahlreiche Fans.

 


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Augustenstüble Augustenstraße 104, Telefon 621248, http://www.augustenstüble.de/, Geöffnet von Montag bis Samstag 18 bis 1 Uhr

Kontakt Über Tipps und Infos zum Thema Essen und Trinken in der Region freut sich die Redaktion (per E-Mail an d.eberhardt@stz.zgs.de).

Die Bewertung

Küche ****

Service ****

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.