Die angeblich größte Whisky-Sammlung Europas soll in der kommenden Woche im Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen versteigert werden. Besitzer Hansi Peymann hat die 2600 Einzelstücke aus der ganzen Welt zusammengetragen.

Bietigheim-Bissingen - Bei so einigen Exponaten der Ausstellung im Auktionshaus Gärtner ist Konzentration gefragt, um erkennen zu können, um was es sich handelt. Da stehen tönerne Vögel in bunten Farben, Lokomotiven und Oldtimer, ein Ross samt Reiter oder gar eine Art antiquierter Computer aus Porzellan. Die Formen könnten unterschiedlicher kaum sein, die Funktion ist stets die gleiche: Die Ausstellungsstücke in den Vitrinen im zweiten Obergeschoss der Firma sind allesamt Whisky-Flaschen. Sie gehören zur angeblich größten Whisky-Sammlung Europas, die in der kommenden Woche versteigert werden soll.

 

Insgesamt 2600 Einzelstücke gehören zu der Sammlung von Hansi Peymann, der die Exponate in den vergangenen 30 Jahren aus der ganzen Welt zusammengetragen hat. Das Sammelsurium aus kuriosen Flaschen, seltenen Dekantern, zum Teil handgearbeiteten Kristallkaraffen und Zubehör wie Aschenbechern oder Tabletts mit den Logos von Whisky-Destillerien wird bei der Auktion am 14. Februar mit einem Anfangswert von 120 000 Euro angeboten.

Fast alle Flaschen entstammen Sondereditionen

Die Sammlung sei etwas für Whisky-Kenner und -Liebhaber, sagt Christoph Gärtner, der Geschäftsführer des Auktionshauses. „Die Flaschen sind fast alle Teile von Sondereditionen“, erklärt er. Peymann habe insgesamt sicher viel mehr für die  ungewöhnlichen Exemplare gezahlt als die veranschlagte Summe – die teuerste Flasche der Sammlung sei allein 15 000 Euro wert. Doch die 120 000 Euro seien auch nur der Aufrufpreis – im Übrigen sei es dem Verkäufer enorm wichtig, dass seine Kollektion als Gesamtheit erworben werde. Letztlich sei das auch das Pfund solcher Sammlungen, findet Gärtner: „So eine Zusammenstellung können Sie nicht im Internet bestellen und nirgendwo sonst kaufen“, sagt er.

Allerdings war die Aufbereitung der Sondersammlung auch mit einigem Aufwand verbunden: Die zwei Lkw-Ladungen Exponate wurden eigens bei ihrem Besitzer im Norden Deutschlands abgeholt, bruchsicher verpackt und gen Süden gekarrt, dort gereinigt und für die Ausstellung sortiert. Die wertvollsten Stücke befinden sich in Vitrinen im 2. Stock, verschiedene Kuriositäten wie Werbespiegel, Spardosen in Form übergroßer Whisky-Flaschen oder Flaschenkühler sind im 1. Stock zu sehen, und im Keller befindet sich eine bunte Mischung aus Gläsern, Kannen und kleinen Fässern sowie Flaschen in verschiedenen Größen und abgedrehten Formen: vom überdimensionalen Golfball bis hin zur kitschigen Räuberfratze.

Bieterkreis bleibt vermutlich überschaubar

Als Whisky-Experte will Gärtner sich aber nicht bezeichnen – er sei eher durch Zufall an die skurrile Sammlung gekommen, erzählt er. So habe ihm der Besitzer aus dem Norden Deutschlands neben der Destillat-Kollektion auch eine Briefmarkensammlung im Wert von rund 250 000 Euro zur Versteigerung angeboten. Sein Haus habe beide Angebote angenommen, auch wenn es nicht gerade für Whisky-Sammlungen bekannt sei. Aber er nehme immer wieder gerne Kuriositäten an, die nicht gerade der Philatelie zuzuordnen seien. Das biete sich des Öfteren an: „Wir erleben immer wieder, dass sich die Sammelleidenschaft der Leute nicht nur auf einen Themenbereich beschränkt.“

Allerdings sei der Bieterkreis bei abseitigen Themen meist überschaubar. Für die Whisky-Sammlung beispielsweise rechnet Gärtner nur mit einer Handvoll Interessenten – immerhin hätten sich bereits Gäste aus Asien und Russland angekündigt, und auch das Whisky-Museum in Kirn habe Interesse gezeigt. Die Ausstellung in den Räumen des Auktionshauses wird noch bis zur Versteigerung zu sehen sein – so könnten sich Interessenten ein Bild von der Sammlung machen, so Gärtner.