Ein Trikot von Diego Maradona ist Millionen wert. Sammler zahlen hohe Preise für Erinnerungsstücke. Daran will auch ein Stuttgarter Auktionshaus teilhaben. Was wird alles versteigert?
Den Reifen hat Michael Schumacher so zugerichtet – bremsen, Vollgas, bremsen, Vollgas. Der siebenfache Weltmeister war 2011 nicht mehr auf der Höhe seines Schaffens, aber seinen Mercedes AMG Petronas jagte er immer noch mit beträchtlichem Tempo über die Formel-1-Strecken dieser Welt. Was dem Reifen anzusehen ist. Vom Meister mit seinem Autogramm verziert, ist er heute ein Erinnerungsstück mit beträchtlichem Wert.
Stücke, die ein Könner seines Fachs berührt oder mit seiner Unterschrift veredelt hat
2500 Euro soll er mindestens bringen, wenn er am Samstagnachmittag vom Stuttgarter Auktionshaus Eppli versteigert wird. Gemeinsam mit anderen Stücken, die einstmals ein Könner seines Fachs berührt oder mit seiner Unterschrift veredelt hat. „Für uns ist das Neuland und ein Testlauf“, sagt Sebastian Pumpmeier, bei Eppli zuständig für Historika. Münzen, Briefmarken, Bilder, Asiatisches, Geschirr, das versteigern sie normalerweise im Auftrag ihrer Kunden. Michael Schumachers Reifen, das Trikot von Lionel Messi, der Schläger von Roger Federer, der Ball von Pelé, Rossis Rennanzug oder der Boxhandschuh von Muhammad Ali sind ihnen per Zufall zugelaufen.
Woher stammen die Sachen?
Ein Liebhaber von Weltraum-Andenken wollte drei getragene Raumanzüge kaufen. Die standen in einer Sportsbar auf Zypern. Doch der geschäftstüchtige Zypriote wollte nicht nur die weltallerprobten Anzüge loswerden, sondern das gesamte Inventar. Und dazu zählen Dutzende Erinnerungsstücke von berühmten Sportlern. Also wechselte der ganze Batzen den Besitzer. Eine Bedingung war: Binnen fünf Stunden musste der Laden leer sein. Da der neue Eigentümer ein Kunde von Eppli war, fragte er in Stuttgart an, ob man was anfangen könne mit den Sportmemorabilia. So heißen diese Sammlerstücke, wenn man sie noch ein bisschen aufwerten will.
„Wir haben eine Möglichkeit gesehen, das anzubieten“, sagt Pumpmeier, so das Portfolio zu erweitern und neue Kunden zu gewinnen. Was aber auch bedeutet, er musste sich einfuchsen in dieses Gebiet, das seinen eigenen Gesetzen gehorcht. Und nicht immer von dem Gewinnstreben und dem Sammlertrieb bestimmt wird. Das Erinnern an Idole, an die Kindheit, an besondere Momente befeuern eben auch den Preis. So versteigerte das Londoner Auktionshaus Sotheby’s Diego Maradonas Trikot vom Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 für fast neun Millionen Euro. Jenes Trikot, in dem er mit der Hand Gottes ein Tor schoss und das Jahrhunderttor nachlegte, bei dem er die Engländer wie Slalomstangen stehen ließ. Besitzer des Trikots war bis zuletzt der englische Ex-Nationalspieler Steve Hodge, der das Trikot nach dem Spiel mit Maradona getauscht hatte. Rekordhalter ist das Trikot des Basketballers Michael Jordan, das er beim letzten Titelgewinn seiner Chicago Bulls 1998 trug, das ging für zehn Millionen Euro weg. Das Trikot von Horst Eckel vom WM-Finale 1954 in Bern kostete 78 000 Euro.
Gras- und Schweißflecken erhöhen den Preis
Der Markt ist also da. Faustregel ist, Gras- und Schweißflecken erhöhen den Preis, ein getragenes Trikot ist mehr wert als ein ungetragenes. Dann gibt es „Objekte, die als Unikat nachgewiesen sind, von denen es seltene oder gar keine vergleichbaren Objekte gibt“, sagt Pumpmeier. So wie den Reifen oder Schumachers Fahrersitz, auch aus dem Jahr 2011 samt Unterschrift. Wer den möchte, muss mindestens 2000 Euro anlegen. Eine Bremsscheibe aus Schumachers Ferrari vom Formel-1-Rennen in Kanada 2004 soll mindestens 1500 Euro bringen.
Anders verhält es sich mit Ronaldos Schuh, Messis Trikot, Federers Schläger, Tiger Woods Schlägerkopf oder dem Handschuh von Mike Tyson. Die Stücke sind zwar echt und die Unterschriften ebenso, durch Zertifikate belegt. Aber sie sind keine Einzelstücke. Sondern belegen vielmehr, dass der Profisport immer neue Wege findet, Geld zu sammeln. Die Stücke sind in Serien aufgelegt, so gibt es Ronaldos Schuh hinter Glas genau 100-mal. Dass das keine neue Erfindung ist, zeigen die Handschuhe von George Foreman und Muhammad Ali vom Kampf im damaligen Zaire, dem berühmten Rumble in the Jungle. 1975 war das. Und der findige Ali-Manager Don King veranstaltete den Kampf dort, weil er anders als in den USA keine Steuern auf die Einnahmen zahlen musste. Jeder Boxer bekam fünf Millionen Dollar. Und Don King auch sein Scherflein. Am Gelde hängt doch alles.
Die Versteigerung ist am Samstag
Bei Eppli sind sie nun gespannt, wer sich am Samstag um 14.15 Uhr alles zuschaltet. Versteigert wird in der Niederlassung in Leinfelden-Echterdingen, geboten wird aber auch per Internet. Und Interesse besteht aus der ganzen Welt, sagt Pumpmeier. Läuft es gut, gibt es Nachschlag. Denn in der Sportsbar auf Zypern waren noch andere Erinnerungsstücke. Die will man bei Eppli dann beim nächsten Mal auspacken. Spiel. Satz. Zuschlag.