Der Neckaruferpark ist beschlossene Sache. An die Planer stellt das stellenweise nur 15 Meter breite Grundstück höchste Ansprüche. Und der Radschnellweg soll vielleicht auch noch durch.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Ob der neue Neckaruferpark ein Ort der Ruhe oder eine Rennstrecke für Radpendler wird – oder beides – das steht in den Sternen. Dass die zur Zeit verkrautete, zugebaute und zugemüllte Brachfläche der Bahn zu einer Parkanlage aufgewertet wird, das hat der Esslinger Gemeinderat jüngst beschlossen.

 

Damit setzt er das Tüpfelchen auf das i der Neuen Weststadt. Nachdem nun auch die Stadtwerke umziehen, kann sich hier ein astreiner urbaner Wohnstadtteil entwickeln, mit S-Bahnanschluss, einer Hochschule, Kneipen, einem Biergarten und viel Wasser, das vom Neckar und vom Roßneckar kommt. Das einzige, was bislang noch fehlt, sind die Grünflächen für Spiel und Sport.

Das Grundstück ist lang gezogen wie ein Gummiband

Das Grundstück hat nur einen Haken: Es ist lang gezogen wie ein Gummiband. Die 19 000 Quadratmeter Neckarufer, die es umfasst, dehnen sich auf 800 Metern Länge, sind aber nur zwischen 15 und 25 Meter breit. Die Planer hätten gerne mehr Fläche gehabt, aber die Deutsche Bahn, der das Grundstück zuvor gehörte, wollte nicht mehr Fläche abgeben. Sie braucht einen neun Meter breiten Streifen neben den Bahngleisen und außerdem einen hohen Zaun, der das Bahngelände vor Eindringlingen schützt. Außerdem liegt das Gelände gewissermaßen auf zwei Etagen. Auf dem Bahngelände oben und dem Neckaruferweg unten. Dazwischen erstreckt sich beinahe auf den gesamten 800 Metern eine Natursteinmauer, auf denen einst Anlagen der Maschinenfabrik Esslingen thronten. Diese Mauer will die Stadt auf alle Fälle erhalten, denn in Zeiten des Zauneidechsenschutzes bekommt sie eine große Bedeutung. Auf den Natursteinen können die Reptilien, die sich etwa auf den anderen Baustellen der Weststadt befinden, problemlos angesiedelt werden.

Näher betrachtet haben die Planer bereits den Anfang und das Ende des Neckaruferparks, räumlich gesehen. Am Beginn bei der Bahnhofsunterführung soll es eine kleine Plattform über den Neckar geben, auf der man den Fluss genießen kann. Am Ende, dort wo der Roßneckar in den Neckar mündet, hat es Platz für Ruhebänke und Tische. Nachdem nun der Neckar seit den 60er-Jahren begradigt ist, soll wenigstens der Uferweg mäandrieren und den Besucher mal zum Wasser hin und vom Wasser weg dirigieren. Ebenfalls in der Planung sind Stege, die über die Bahnlinie führen. Denn neben seinem ungünstigen schmalen Zuschnitt wird der Neckaruferpark durch die Bahnlinie von der Neuen Weststadt abgeschnitten.

Dem ganzen Projekt liegen alte Strategien zugrunde, die vom Oberbürgermeister und dem Gemeinderat beinahe über Jahrzehnte voran getrieben worden sind. Da ist zum einen die Idee, die Stadt wieder näher an den Fluss zu bringen, und zum anderen, einen durchgängigen Grünstreifen am Neckar von Plochingen bis nach Ludwigsburg durch das ganze Ballungsgebiet zu legen. Außerdem gibt es da noch den Radschnellweg. Würde er durch den Park laufen, würde noch einmal ein knapp sieben Meter breiter Streifen abgezwackt.

So ehrgeizig der Neckaruferpark ist, so aufwendig sind die Kosten. Etwa zwölf Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Darin enthalten ist auch der Abbruch der heruntergekommenen Bahn-Gebäude, allein eine Trafo-Station soll bleiben und in den Park integriert werden. Läuft alles nach Plan, dann kann der Neckaruferpark gegen Ende des Jahres 2022 der Öffentlichkeit übergeben werden.