Mit einer Klage durch alle Instanzen versuchten Schulgegner aus Bissingen an der Teck im Kreis Esslingen, Asyl in den USA zu erhalten. Obwohl ihr Antrag scheiterte, darf die Familie bleiben. Nun will sie für ihre Nachahmer kämpfen.

Mit einer Klage durch alle Instanzen versuchten Schulgegner aus Bissingen an der Teck im Kreis Esslingen, Asyl in den USA zu erhalten. Obwohl ihr Antrag scheiterte, darf die Familie bleiben. Nun will sie für ihre Nachahmer kämpfen.

 

Washington - Trotz ihres gescheiterten Asylantrags in den USA wird eine wegen der Schulpflicht aus Deutschland geflohene Familie vorerst nicht abgeschoben. Dies habe die US-Heimatschutzbehörde dem streng religiösen Elternpaar mit fünf Kinder aus Bissingen an der Teck (Kreis Esslingen) in Baden-Württemberg am Dienstag mitgeteilt, sagte einer ihrer Anwälte in Purcellville (Virginia) der Nachrichtenagentur dpa.

Damit könne die Familie zunächst auf unbegrenzte Zeit in ihrer Wahlheimat Tennessee bleiben. „Wir sind über die Nachricht sehr erfreut, da die Familie nun auf unbestimmte Zeit im Land bleiben darf“, sagte der Anwalt Mike Donnelly. Die Nachricht sei dem Familienvater telefonisch überbracht worden. Die US-Behörden nahmen zunächst keine Stellung.

Erst Anfang der Woche hatte der Oberste Gerichtshof in Washington eine Anhörung zu dem Fall abgelehnt und damit die Ablehnung des Asylantrags einer unteren Instanz in Stein gemeißelt. Die Richter hatten entschieden, dass nach amerikanischem Recht kein Schutz vor der Schulpflicht in Deutschland gewährt werden kann. Die Eltern unterrichten ihre Kinder zu Hause, weil sie Schulen ablehnen. Dieses in den USA akzeptierte „Homeschooling“ ist in Deutschland verboten.

Mit der vorerst unbegrenzten Aufenthaltsgenehmigung im Rücken will die Familie nun weiter für ihre Sache kämpfen. Ziel ist es, ein Gesetz im US-Kongress einbringen zu lassen, das es Familien mit gleichem Schicksal erleichtern soll, Asyl in den USA zu erhalten. „Viele Kongressabgeordnete wissen von unserer Situation und sind unterstützend in ihrer Haltung gegenüber Homeschooling“, teilte der Familienvater gegenüber der Nachrichtenagentur dpa mit.

Die Eltern, die sich als evangelikale Christen verstehen, waren 2008 mit ihren Kindern aus Bissingen an der Teck in die USA gezogen. Vorangegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit, weil sie ihre Kinder nicht zu Hause unterrichten durften.

So lange sich die Haltung der Justiz gegenüber dem Hausunterricht in Deutschland nicht ändere, sei für die Familie eine Rückkehr ausgeschlossen, ließ sie ihren Anwalt verkünden. In der Bundesrepublik drohen Eltern hohe Geldstrafen beziehungsweise der Entzug des Sorgerechts, wenn Eltern gegen die Schulpflicht der Kinder verstoßen.