Nach 15 Jahren geht die Ära der HipHop Open zu Ende – weil die Kosten steigen und die Besucher weniger werden. Aber Stuttgart, so die Organisatoren, bleibe trotzdem eine HipHop-Stadt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Einmal gehen die Hände noch in die Höhe, dann hat es sich ausgehüpft: Die HipHop-Open am 18. Juli werden die letzten sein. „Ein Eintagesfestival ist aufgrund der stetig steigenden Kosten wirtschaftlich nicht mehr darstellbar und nicht mehr zeitgemäß“, teilen die beiden Veranstalter, 0711 Entertainment aus Stuttgart und die Four Artists Booking Agentur aus Berlin, mit. Deswegen ende nach 15 Jahren die Ära der HipHop-Open im Reitstadion am Cannstatter Wasen.

 

„Es tut uns sehr leid, aber es geht einfach wirtschaftlich nicht mehr“, sagt Johannes Graf von Strachwitz. Mit 0711 Entertainment hat er das Festival einst mit ins Leben gerufen. „Es steckt viel Herzblut drin, aber es geht nicht mehr.“ Die steigenden Kosten einerseits und die rückläufigen Besucherzahlen andererseits hätten dem Festival schon mehrfach ein Minus nach dem Kassensturz beschert. Im Rekordjahr 2012 zählte man 18 000 Besucher – das war auch das Jahr, als das Festival nach einem Abstecher nach Mannheim und zwei Jahren Pause nach Stuttgart zurückkehrte. 2014 waren es noch 10 000.

Fast genauso teuer wie ein mehrtägiges Festival

„Wir machen ein Eintagesfestival mit Kosten, die fast so hoch sind wie die eines mehrtägigen“, sagt Alexander Richter, der Geschäftsführer von Four Artists. Die HipHop-Open seien „aus der Not geboren“: Damals habe man auf keinem Festival Hip-Hop zu hören bekommen. „Deswegen haben wir für unsere Künstler ein eigenes ins Leben gerufen“, sagt Alexander Richter.

Nun sei es umgekehrt: Auf nahezu jedem großen Festival wird Hip-Hop angeboten. Mit dem Budget des hiesigen Festivals könne man auch keine ganz großen Berühmtheiten buchen: „Wir wollten unbedingt Snoop Dogg haben, den konnten wir uns nicht leisten. Jetzt kommt er zwei Tage später und macht eine eigene Show in Stuttgart“, fügt der Geschäftsführer hinzu.

Das Problem mit den Kosten haben nicht allein die HipHop-Open-Veranstalter. „Das haben wir überall“, sagt Arnulf Woock, Sprecher des Konzertbüros Music Circus. „Das ist kein typisches Stuttgarter Problem. Vor allem in den Bereichen Personal und Gema-Gebühren haben wir in den zurückliegenden Jahren einen starken Anstieg gehabt“, beschreibt Woock die Lage. Ein Festival mit Übernachtungsmöglichkeit, das sich über mehrere Tage erstrecke, sei aus Sicht seiner Firma „in Stuttgart noch nie eine Option“ gewesen. Dafür fehle in der Tat das Gelände, außerdem gebe es schon jede Menge mehrtägige Festivals.

„Wir haben alles abgesucht“, sagt Alexander Richter. Aber gefunden habe man kein Gelände, das passt. Ob es nie wieder ein Festival wie die HipHop-Open geben werde, könne er noch nicht sagen. „Aber auf jeden Fall nicht mehr in dieser Form.“

Stuttgart bleibt eine HipHop-Stadt, sagen die Veranstalter

Der Ruf Stuttgarts als HipHop-Stadt sei durch das Ende des Festivals nicht in Frage gestellt. „Stuttgart ist in der Hinsicht nach wie vor einer der Leuchttürme der Republik“, sagt Alexander Richter. Auch wenn manche Stars der Szene der Landeshauptstadt den Rücken gekehrt hätten, so würden Künstler wie Massive Töne und Cro das Ihre tun, damit Stuttgart diesen Ruf nicht verliere. Als imagefördernd stuft auch der Stuttgarter Tourismuschef Armin Dellnitz die Hip-Hop-Open ein: „Es ist schade, da es eine Zielgruppe anspricht, die für uns wichtig ist. Vor 15 Jahren war Stuttgart sehr viel weniger hip und zog keine jungen Leute an – das hat sich durch das Festival geändert. Es wird fehlen“, so Dellnitz.

Im Internet habe das Festival immer auch noch das Stigma, dass die Polizei hier massiv kontrollieren würde. „Aber das hat sich geändert“, sagt der Gründer von Strachwitz. „Wir kommen auch gut mit der Polizei aus, aber es bleibt eben an uns hängen.“ Die Polizei musste sogar als Sündenbock herhalten, als die Veranstalter nach Mannheim umzogen. „Wir planen die Einsätze aufgrund der Erfahrung der Vorjahre und stimmen uns mit dem Veranstalter ab“, sagt dazu ein Polizeisprecher.

In der Vergangenheit sei die Polizei vom Veranstalter kritisiert worden, weil sie direkt am Eingang kontrolliert habe. „Wir sind davon abgerückt, dort durchsucht jetzt das Sicherheitspersonal“, sagt der Polizeisprecher. Die Beamten nehmen die Besucher bei der An- und der Abreise ins Visier. Bei den Anzeigen gehe es stets um den Besitz geringer Drogenmengen.