Treibt das drohende Aus für die Gasheizung viele Hausbesitzer in den Ruin? Nein, sagen die Experten. Der Einbau einer Wärmepumpe sei in den meisten Gebäuden gut möglich. Aber wie geht man vor?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Schnell noch eine Gasheizung kaufen, bevor sie möglicherweise vom kommenden Jahr an nicht mehr eingebaut werden darf? Sanierungsexperten halten das für töricht. Auch viele Bestandsgebäude könnten problemlos mit klimafreundlichen Wärmepumpen beheizt werden, sagt Frank Hettler von der Außenstelle Zukunft Altbau von der Klimaschutz und Energieagentur (KEA) Baden-Württemberg. Altbauten, für die das nicht gilt, müssen aber auch bis 2040 klimaneutral sein.

 

Welche Gebäude sind problemlos auf Wärmepumpe umzustellen?

Meist wird eine Fußbodenheizung als entscheidendes Kriterium angegeben, weil sie schon bei einer Vorlauftemperatur von 30 bis 40 Grad genügend Wärme liefern. Allerdings können moderne Wärmepumpen heute auch bei einer Vorlauftemperatur von bis zu 55 Grad noch wirtschaftlich betrieben werden. Deshalb können sie heute auch Häuser mit normalen Heizkörpern genügend mit Wärme versorgen, vorausgesetzt die Gebäude sind ausreichend gedämmt. Dies dürfte für alle Häuser gelten, die mindestens nach der Wärmeschutzverordnung von 1995 erstellt wurden, sagt Hettler.

Und was ist mit älteren Gebäuden?

Da muss man dann genau rechnen, weil auch schon vor 1995 Wärmeschutzverordnungen erlassen wurden, die erste im Jahr 1977. In jedem Fall gilt: „Reihenmittelhäuser lassen sich leichter auf Wärmepumpe umstellen als frei stehende Bungalows“, sagt Hettler. In manchen Fällen lässt sich durch zusätzliche Dämmmaßnahmen viel erreichen. Dabei bringt die bessere Abdichtung des Daches meist mehr als der Einbau neuer Fenster. Ein größeres Problem ist es, wenn die Heizkörper über ein Einrohrsystem gespeist werden, also in Reihe geschaltet sind. Dann besteht die Gefahr, dass bei den hintersten Heizkörpern nicht genügend Wärme ankommt. In diesem Fall ist die Umstellung auf das Zweirohrsystem oder gleich der Umstieg von einer Radiatoren- auf eine Flächenheizung angeraten. Wer dazu seinen Fußboden nicht herausreißen will, kann auch Wandheizungen oder Deckenheizungen installieren. Manchmal genügt aber auch der Einbau größerer Heizkörper. Und natürlich ist die Installation einer Fotovoltaikanlage sinnvoll, um den erhöhten Strombedarf zu einem Teil selbst zu erzeugen. „Fotovoltaik und Wärmepumpe sind gute Teamplayer“, sagt Hettler.

Was ist, wenn ich aus finanziellen Gründen nicht alles auf einmal machen kann?

Als ersten Schritt sollte man einen Energieberater mit der Erstellung eines Sanierungsfahrplans beauftragen. Bei einem Einfamilienhaus kann das 1000 Euro kosten, allerdings können 80 Prozent durch einen Zuschuss des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) abgedeckt werden. Anschließend können die Vorgaben des Beraters gleich oder Schritt für Schritt abgearbeitet werden. „Das sind alles keine kleinen Sachen“, räumt Hettler ein. Dennoch plädiere er „sehr dafür, gleich den Schritt in Richtung erneuerbare Energien zu gehen.“ Eventuell könne eine Hybridheizung, also die Ergänzung der Wärmepumpe durch eine Gasheizung, eine sinnvolle Überbrückung sein, bis die Sanierung fortgesetzt werden kann. Denn eins ist klar: Spätestens 2040 müssen alle Häuser klimaneutral heizen.

Welche Zuschüsse gibt es?

Grundsätzlich werden alle energetischen Maßnahmen gefördert. So bezuschusst die Bafa den Einbau einer Wärmepumpe mit 35 Prozent. Alle anderen Einzelmaßnahmen werden mit 15 Prozent, bei Vorliegen eines Sanierungsfahrplans sogar mit 20 Prozent gefördert. Allerdings werden inzwischen nicht mehr alle Kosten anerkannt. So wird beim Einbau einer Fußbodenheizung nicht mehr jeder edle Bodenbelag finanziert.