Die Direktflüge nach Abu Dhabi sind gestrichen, weil es zu wenig Businesskunden gibt, mit denen sich kräftig Geld verdienen lässt. Der Stuttgarter Flughafenchef Georg Fundel kritisiert den Bund.

Stuttgart/Abu Dhabi - Im Sommerflugplan des Flughafens Stuttgart sind 120 Ziele in 33 Länder enthalten. Reiselustige gelangen an den Stand von Brindisi oder Varna; und es geht zweimal pro Woche nach Kevlavik (Island). Ganz nebenbei hat die Flughafenpressestelle am 8. März auch darüber informiert, dass Air Berlin nicht nur Sylt, Ibiza und Venedig anfliege, sondern auch täglich Abu Dhabi, von wo aus sich zahlreiche Möglichkeiten zum Umsteigen auch nach Fernost ergeben würden. Letztere Offerte gilt allerdings nur noch bis zum 31. Mai, da Air Berlin am Freitag mitgeteilt hat, die mit zwei verschiedenen Flugnummern gemeinsam mit dem Teilhaber Etihad Airways vermarktete Strecke Stuttgart–Abu Dhabi einzustellen (die StZ berichtete). Und am selben Tag will der Flughafen Stuttgart von der Streichung erfahren haben.

 

Der Betrieb war erst am 30. November 2014 aufgenommen worden. Und vor wenigen Wochen hat noch das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg für Rechtssicherheit gesorgt, indem es viele über das gemeinsame Codesharing mit Etihad angebotene Strecken (auch die von und nach Stuttgart) für rechtens erklärt hat. Diese sind damit vom Bund auch künftig zu genehmigen.

Bald Umweg über Düsseldorf und Frankfurt erforderlich

Diese kurzfristige Entscheidung hat zur Folge, dass Passagieren, die für die Zeit nach dem 31. Mai bereits einen Codeshare-Flug gebucht haben und nach Abu Dhabi wollen, nun angeboten wird, von Stuttgart erst nach Düsseldorf oder Berlin zu fliegen und dann dort umzusteigen. Man könne sogar kostenlos umbuchen, teilt Air Berlin mit und bedauere etwaige Unannehmlichkeiten. Etwaige? Wer den Umweg machen will, muss mehr als doppelt so viel Zeit mitbringen. Auf Nachfrage hat Air Berlin mitgeteilt, sie werde für jeden Fluggast, der nicht diese Umwege wählen will, „eine individuelle Lösung finden“.

Künftig könnten Fluggäste, die gerne von Stuttgart aus verreisen wollen, auch die zweimal täglich offerierten Etihad-Nonstop-Flüge von München oder Frankfurt aus wählen, so die Fluggesellschaft. Der Vorteil: Bei diesen Angeboten steht nicht nur Etihad drauf, es steht auch tatsächlich eine Etihad-Maschine bereit und nicht nur ein Airbus A 320 von Air Berlin, für den ein Flug nach Abu Dhabi die Grenze seiner Leistungsfähigkeit darstellt. Wer von den beiden deutschen Lufthansa-Umsteigepunkten aus in die Welt fliegt, könnte dies dann allerdings auch mit solchen Gesellschaften tun, die nicht erst über den Golf fliegen müssen.

Mit der Direktverbindung war kein Geld zu verdienen

Air Berlin begründet seine kurzfristige Entscheidung mit „Netzwerkanpassungen“. Man überarbeite den Flugplan regelmäßig. Ziel sei es, die Flugzeuge auf den Strecken mit der höchsten Nachfrage zum Einsatz zu bringen. Von welcher deutschen Stadt aus der Stuttgart-Flieger künftig nach Abu Dhabi fliegt, um die Wirtschaftlichkeit zu stärken, wollte Air Berlin nicht sagen. Mit der Stuttgart-Strecke war offenbar kein Geld zu verdienen, das haben Fachleute von Anfang an befürchtet.

Die gemeinsame Vermarktung mittels Codesharing sei ein Servicenachteil hieß es schon anlässlich des Erstflugs. In Stuttgart stand zwar Etihad auf dem Ticket, geflogen ist man aber mit Air Berlin. Der für die Wirtschaftlichkeit der Strecke entscheidende Businnessbereich wurde zwar modernisiert, bleibt aber nur eine zweitklassige Lösung, die die Geschäftsleute mieden.

Flughafenchef: kein fairer Wettbewerb möglich

Für Flughafenchef Georg Fundel ist das Codesharing ohnehin nur die zweitbeste Lösung. Er fordert seit langem zusätzliche Landerechte für die Airlines von Abu Dhabi, Qatar und Dubai, die bisher nur Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg anfliegen dürfen. Er wirft der Bundesregierung, speziell dem aus Bayern stammenden Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vor, einen fairen Wettbewerb zwischen den Airlines zu verhindern. Eine der stärksten Wirtschaftsregionen Deutschlands und Europas sei die Leidtragende. Der Stuttgart-Markteing-Chef Armin Dellnitz sagt: „Das ist für uns von doppeltem Nachteil.“ Denn Direktverbindungen brächten viele Touristen nach Stuttgart, das sei jüngst an zwei neuen Angeboten nach England festzustellen. Im konkreten Fall würden aber sehr zahlungskräftige Gäste nun einen Bogen um Stuttgart machen.

Die Bundesregierung begründet ihre Zurückhaltung auch mit Wettbewerbsgründen. Die Golf-Airlines betrieben ihn unfair, weil sie von den Emiraten subventioniert würden. Europäische Fluglinien hätten Marktanteile auf den Strecken nach Indien, Südostasien und Afrika verloren, weil sie den Dumpingwettbewerb nicht mitmachen könnten. Ehe diese Probleme nicht geklärt seien, gebe es keine zusätzliche Landerechte.

Fundel wundert sich: „Koreanische Firmen haben auch andere Standards als deutsche und dennoch gibt es freien Handel.“ Die Briten sähen den Wettbewerb gegen ihre Fluggesellschaft deutlich entspannter: Nirgends gebe es so viele Landerechte wie auf der Insel, so der Flughafenchef.