Die österreichische Ferienfluglinie fliegt nicht mehr - und das hat Folgen für Tausende Reisende. Mehrere Airlines basteln an Ersatz-Flugplänen, und auch die Regierung in Wien schaltet sich ein.

Frankfurt/Berlin - Nach dem Aus der Ferienfluglinie Niki richten sich die Bemühungen darauf, die Fluggäste der Airline nach Hause zu bringen. In den kommenden zwei Wochen müssen Plätze für bis zu 10 000 Passagiere organisiert werden, die derzeit im Ausland unterwegs sind. Die österreichische Regierung kündigte staatliche Hilfe an.

 

Die Air-Berlin-Tochter hatte am Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt und am Abend den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt. Zuvor hatte die Lufthansa ihr Angebot für das österreichische Unternehmen mit seinen 21 Flugzeugen zurückgezogen.

Von der Pleite sind etwa 1000 Mitarbeiter betroffen. Der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter Lucas Flöther kündigte an, er versuche, den Geschäftsbetrieb von Niki „durch einen Schnellverkauf doch noch zu retten“. „Ich werde umgehend Gespräche mit infrage kommenden Investoren aufnehmen, um einen möglichst großen Teil der Arbeitsplätze zu erhalten.“

Die Regierung in Wien wolle die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines notfalls mit Charterflügen beauftragen, sagte ein Sprecher von Verkehrsminister Jörg Leichtfried der Tageszeitung „Die Presse“. „Mehrere Fluggesellschaften“ bereiteten derzeit einen Ersatz-Flugplan „auf Standby-Basis gegen ein geringes Entgelt aus dem Ausland nach Deutschland, Österreich und die Schweiz“ vor, teilte Niki mit. Der „Presse“ zufolge sind rund 800 000 bereits verkaufte Tickets nun wertlos.

Niki wie auch der Mutterkonzern Air Berlin kritisierten die EU-Kommission. „Auslöser für den heute erfolgten Schritt ist das Nein der Europäischen Kommission zum Verkauf der Niki an die Lufthansa-Gruppe wegen angeblicher Einschränkungen des Wettbewerbs“, betonte das österreichische Unternehmen in einer Mitteilung. Der Generalbevollmächtigte von Air Berlin, Frank Kebekus, sagte: „Die Position der Europäischen Kommission ist nicht nachvollziehbar.“

Air Berlin habe nach den ersten Bedenken der EU-Kommission gegen eine Niki-Übernahme durch die Lufthansa erneut Kontakt zu potenziellen Interessenten wie Thomas Cook und der British-Airways-Mutter IAG aufgenommen, sagte Kebekus. „IAG teilte Air Berlin schriftlich mit, dass sie kein Kaufinteresse mehr an der Niki hat.“ Auch von Thomas Cook sei kein passendes Angebot unterbreitet worden. „Die Kommission wusste also, dass es gar keine Alternative zum Verkauf der Niki an die Lufthansa gab“, sagte Kebekus. Er warf der Kommission vor, sie erreiche mit dem „unkontrollierten Zusammenbruch“ der Airline „das genaue Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt“.

Kebekus betonte, dass eine vollständige Rückzahlung des KfW-Kredits in Höhe von 150 Millionen Euro „unwahrscheinlicher geworden“ sei. Ähnlich hatte sich zuvor in Berlin auch der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert geäußert.

Die Lufthansa hatte als Grund für den Rückzug angegeben, dass eine schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei. Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden. Air Berlin ist seit August insolvent und hat den eigenen Flugbetrieb Ende Oktober eingestellt.

„Die Flüge der Niki werden mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Weitere Flüge der Niki sind nicht mehr buchbar. Der Flugplan der Niki verliert seine Gültigkeit“, teilte die Airline weiter mit.

Die EU-Wettbewerbshüter bedauerten die neue Unsicherheit um Niki. „Zumal dies nicht das einzig mögliche Resultat seit Beginn des Verkaufsprozesses war“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Es sei von Beginn an klar gewesen, dass es auf vielen Strecken zwischen Lufthansa und Air Berlin Überschneidungen gegeben habe, mit Risiken für Verbraucher in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Aufgabe der EU-Kommission ist es, ihr präsentierte Transaktionen zu beurteilen. Wir müssen sicherstellen, dass Konsumenten durch Zusammenschlüsse nicht schlechter gestellt werden.“

Am Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter will die Lufthansa hingegen festhalten. Dieser Kauf steht ebenfalls noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung der EU-Kommission. Die Prüffrist läuft bis 21. Dezember. Für Niki und LG Walter hatte die Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.

Air-Berlin-Sachwalter Flöther prüft nach Informationen von „B.Z.“ und „Bild“-Zeitung, den ehemaligen Großaktionär Etihad für die Pleite haftbar zu machen. Die arabische Fluglinie habe Air Berlin Ende April schriftlich versichert, sie wolle sicherstellen, dass die Airline ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Dennoch hatte Etihad Mitte August die versprochenen Zahlungen eingestellt - daraufhin stellte Air Berlin einen Insolvenzantrag.