Das zur Diakonie Stetten gehörende Alexander-Stift gibt angesichts akuten Personalmangels sein Pflegeheim in Lorch auf. Die Schließung bedeutet für die Betroffenen einen großen Einschnitt.
Alten- und Pflegeheime sind in der Krise. Personalprobleme und hohe bürokratische Anforderungen im baulichen und im pflegerischen Bereich sorgen für eine Lage, in der sich immer mehr Einrichtungen die Frage der Schließung stellen. Im Rems-Murr-Kreis hat im vergangenen Frühjahr das vom Alexander-Stift betriebene Gemeindepflegezentrum in Berglen-Oppelsbohm das Aus binnen eines Jahres verkündet. Jetzt trifft es das ebenfalls von der Diakonie Stetten betriebene Alexander-Stift in Lorch (Ostalbkreis).
Probleme bei der Personalgewinnung
Grund für die Schließung seien „anhaltende Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung und ordnungsrechtliche Vorgaben zur Personalausstattung“, heißt es in einer Pressemitteilung der Diakonie Stetten zum Aus für das Seniorenzentrum in Lorch. Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige seien in einer Informationsveranstaltung von der Geschäftsführung über die bevorstehende Schließung informiert worden. „Im Sinne der Betroffenen wird die Schließung langfristig vorbereitet und umgesetzt.“
Auch die Stadt Lorch habe Geschäftsführerin Regina Bürkle über die Entscheidung informiert und die Gründe dafür ausführlich erläutert. Ausschlaggebend für die Entscheidung ist demnach das anhaltende Problem, ausreichend Pflegepersonal für den Standort am Haldenberg zu finden. Ein Problem, das aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels trotz umfangreicher Personalgewinnungsmaßnahmen nicht habe gelöst werden können, heißt es weiter.
Obwohl die Nachfrage nach stationärer Pflege auch in Lorch sehr hoch sei, könne ein Teil der Pflegeheimplätze seit geraumer Zeit nicht mehr belegt werden, weil nicht genügend Personal zur Verfügung stehe. Denn auch in Zeiten des Fachkräftemangels müssten die Mindestvorgaben der Landesregierung für das Personal in Pflegeeinrichtungen eingehalten werden. Andernfalls drohten Bußgelder. Auch der Einsatz von Zeitarbeitskräften könne dieses Problem nicht lösen – „zumal die immensen Mehrkosten ebenso wenig von den Kostenträgern übernommen werden wie die finanziellen Einbußen durch leer stehende Pflegezimmer“.
Verlässliche Pflege nicht gewährleistet
„Die Entscheidung, den Standort Lorch aufzugeben, ist uns sehr schwergefallen“, sagt Geschäftsführerin Regina Bürkle. „Nach vielen Bemühungen mussten wir letztlich akzeptieren, dass wir die Personalsituation nicht so stabilisieren können, dass wir dauerhaft eine verlässliche Pflege nach unseren Ansprüchen gewährleisten können.“ Dabei habe sicherlich auch eine Rolle gespielt, dass es für die Pflegekräfte in erreichbarer Nähe interessante Arbeitsplatzalternativen gibt, wie etwa in den Krankenhäusern in Gmünd und Schorndorf.
„Natürlich ist uns bewusst, dass die Schließung für die Betroffenen einen großen Einschnitt bedeutet“, sagt Regina Bürkle. Deshalb sei es wichtig, frühzeitig über die Entscheidung zu informieren, damit sich alle auf die anstehenden Veränderungen einstellen könnten. Allen Bewohnern und Bewohnerinnen werde ein Pflegeplatz in einem nahe gelegenen Haus des Alexander-Stifts angeboten. „Auch unsere Mitarbeitenden wollen wir alle an einem nahe gelegenen Standort übernehmen.“
Die Schließung des Standortes zum 31. Juli 2025 wird nun langfristig vorbereitet. Parallel dazu prüft die Diakonie Stetten als Mehrheitsgesellschafterin des Alexander-Stifts und Eigentümerin des Gebäudes gemeinsam mit dem Landkreis als Leistungsträger, ob eine Nachnutzung für den Bereich der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung infrage kommt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Pflegeheim befindet sich das Wohnhaus Haldenberg der Diakonie Stetten, in dem Menschen mit Behinderung leben. Die Betriebserlaubnis ist befristet, da es die Anforderungen der Landesheimbauverordnung nicht komplett erfüllt.
Alexander-Stift
Einrichtung
Das Alexander-Stift ist als Anbieter der Altenhilfe an 22 Standorten in den Landkreisen Rems-Murr, Esslingen, Göppingen, Ostalb, Ludwigsburg und Heilbronn vertreten. Ein Schwerpunkt ist der Rems-Murr-Kreis. Das Tochterunternehmen der Diakonie Stetten bietet 800 Pflegeplätze an und beschäftigt knapp 900 Mitarbeiter.
Konzept
In den Gemeindepflegehäusern und Seniorenzentren „bieten wir alten und pflegebedürftigen Menschen eine wohnortnahe Versorgung an“, so die Zielsetzung. Deshalb lägen die Häuser „bewusst auch in ländlichen Gebieten, aber dennoch zentral“, um eine gewohnte Umgebung zu bieten.