Ende Juni sollte das SWR-Angebot für Flüchtlinge auslaufen. Doch im Rundfunkrat stoßen die Pläne auf breiten Widerstand. Die SWR-Spitze tut gut daran, sie zu überdenken, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es ist ein merkwürdiger Satz, mit dem der SWR-Intendant das Aus für das Flüchtlingsangebot des Senders begründet. Man wolle „der Gefahr einer medialen Ghettobildung entgegenwirken“, sagt Peter Boudgoust. Eine solche Gefahr gibt es durchaus. Das zeigt sich, wenn Menschen mit ausländischen Wurzeln auch nach Jahren in Deutschland noch vorrangig Medien aus ihrer alten Heimat nutzen. Von den „SWR-News for Refugees“ geht sie gewiss nicht aus: Das zu Recht viel gelobte Programm hilft Asylsuchenden gerade dabei, hierzulande wirklich anzukommen – und das mit sehr überschaubaren Aufwand.

 

Viele neue Fans für den SWR

Warum es nun eingestellt werden soll, ist in mehrerlei Hinsicht schwer zu verstehen. Es mag ja wünschenswert sein, dass Flüchtlinge möglichst schnell die „Regelangebote“ nutzen. Mit dieser Begründung verteidigt erstaunlicherweise sogar der Integrationsminister den Beschluss. Doch zum einen braucht Integration ihre Zeit, zum anderen kommen immer noch neue Menschen; auf absehbare Zeit dürfte die Nachfrage nach dem Angebot also anhalten. Zudem könnte sich der Sender glücklich schätzen, binnen weniger Jahre viele neue Fans gewonnen zu haben. Der Rundfunkrat sieht all das klarer als die SWR-Spitze. Sein vielstimmiges Veto sollte Peter Boudgoust und Kollegen ermuntern, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.