Der Leonberger Musiker meldet sich zurück an der Rap-Front und hat zehn neue Videos im Gepäck.

Leonberg - Planschbecken, Sonnenschirme und fette Beats, die aus dem Lautsprecher wummern – Konstantin Brezger alias Bexby weiß, wie man es im Leobad ordentlich krachen lässt. Da braucht es nicht einmal Wasser, steht er doch mit Hüfte schwingenden Tänzerinnen mitten in einem leeren Schwimmbecken, auf dessen Grund die blauen Kacheln im Sonnenlicht schimmern. Es ist das Video zum Song „Manches Sonnich“ aus seinem neuen Album „Zehn“.

 

Mit der Platte meldet sich der Leonberger nach einer musikalischen Metamorphose zurück, und er hat sich ein Stück weit neu erfunden. Einst schmetterte er seine Verse auf Englisch, jetzt rappt er unter seinem neuen Pseudonym erstmals in seiner Muttersprache. „Früher hätte ich es trotz meiner Wurzeln niemals auf Deutsch versuchen wollen, da ich der Überzeugung war, auf Englisch die schöneren Bilder zeichnen zu können“, sagt er. Inzwischen fühle es sich aber wie eine Befreiung an zu wissen, mit jedem Wort verstanden zu werden.

Pop, Jazz und feinste Klavierklänge

Auf die Idee, eines der Videos im Freibad zu drehen, kam er ganz zufällig. „Ich bin im Winter vorbeigejoggt, hatte reingeschielt und dachte, das könnte ganz coole Bilder geben“, sagt der 29-Jährige. Als die Becken im April leer standen, schlug er nach Absprache mit den Verantwortlichen samt Drehteam, fünfköpfiger Tanzgruppe und Drohne in Eltingen auf, abends war das Video im Kasten. „Wir wollten eine Strandsituation schaffen, weil der Song eine Tanznummer ist, und hatten richtig Glück mit dem Wetter“, berichtet der Leonberger, der zufrieden ist mit dem Ergebnis. „Ich habe im Leobad meine ganze Jugend verbracht, und so hat man es noch nicht gesehen!“

Lyrics mit Tiefgang, ohrwurmartige Pop-Hooks, dazu stilvolle Jazz-Elemente und feinste Klavierklänge, die zu einer perfekt abgestimmten Einheit verschmelzen – wer auf Play drückt, bekommt Kopfnicker-Beats zu hören, Musik zum Abfeiern, aber auch Chillen. „Klar werden immer Hip-Hop-Elemente als meine erste große Liebe stattfinden, doch ich möchte es mit Pop und einer größeren Herangehensweise an gute Musik vermischen”, sagt er über die neue Platte. Bexby erzählt in seinen Texten persönliche Geschichten und verarbeitet eigene Erfahrungen. „Ich schreibe am liebsten die kleinen, persönlichen und intimen Geschichten, um im Anschluss immer wieder verblüfft zu sein, dass sich viele trotz Subjektivität in den Songs wiederfinden und diesen damit weitere Tiefe verleihen“, erklärt er.

Konstantin Brezger Foto: privat
Mal geht es in seinen Texten um gesellschaftliche Themen wie den Druck, alles schaffen zu müssen, mal um die Auseinandersetzung mit sich selbst, sich bei seinen Entscheidungen treu zu bleiben – trotz der Gefahr, auch mal daneben zu liegen. Seiner Wortkunst schreibt er eine gewichtige Rolle zu: „Ich habe den Anspruch an mich selbst, dass meine Texte auch dann noch stark wirken, wenn sie ohne Beat gespielt werden“, erklärt er.

Zehn Wochen, zehn Videos

Zum Album-Release wartet Bexby auch noch mit einem ganz besonderen Schmankerl auf, das wohl seinesgleichen sucht: Von kommendem Donnerstag an veröffentlicht er Woche für Woche ein neues Video in seinem You-Tube-Kanal – und das zehn Wochen lang. Parallel dazu kann man den jeweiligen Song in den üblichen Online-Stores kaufen, oder man bestellt das digitale Album vor, das man nach den Aktionswochen in voller Länge genießen kann. Die Videos sind alle in Eigenregie und mit viel Liebe zum Detail entstanden – mit einem bescheidenen Budget und semiprofessioneller Ausstattung, die sich aber keinesfalls in dem Endprodukt bemerkbar machen. „Es war von Anfang an klar, dass wir einen Weg finden müssen, mit den gegebenen Ressourcen klarzukommen.“

So hat er einen Kurzurlaub mit seiner Freundin in Kopenhagen für einen Dreh genutzt. Und als seine Cousine in Tel Aviv geheiratet hat, brachte der findige Leonberger neben Glückwünschen auch seine Videokamera mit. Konstantin Brezger ist kein Unbekannter in der Musikszene. Viele kennen ihn noch unter seinem früheren Pseudonym KeZ. Der 29-Jährige, der in Berlin Musikmanagement studiert hatte, brachte Anfang 2011 sein Erstlingswerk „Sky is the Limit“ heraus. 2014 folgte das Mixtape „Trust Me“, das von dem Stuttgarter Duo „The Titans“ produziert wurde. Damals rappte er noch in englischer Sprache. Goldkettchen und Attitüde, die man unweigerlich mit Rappern zusammenbringt, waren aber nie sein Ding. „Maximal spiele ich damit“, sagt er lachend. Die ersten Texte hatte er übrigens schon mit 13 Jahren geschrieben.

Der Rapper will immer sein Bestes geben

Seit seiner Debütplatte sei er als Musiker gewachsen. Doch der 29-Jährige sieht sich noch längst nicht am Ende seines Weges. „Ich will jeden Tag abends ins Bett gehen mit dem Gefühl, mein Bestmögliches gegeben zu haben“, unterstreicht er. Seinen Erfolg macht er übrigens nicht davon abhängig, ob am Ende ein Plattenvertrag oder auch ordentliche Verkaufserlöse rausspringen. „Ich habe die nötigen Weichen für meine Musikkarriere im Alleingang gestellt, und ich bin in der Lage, Texte zu schreiben, Musik zu komponieren, Videos zu drehen, zu schneiden und zu veröffentlichen“, sagt er. „Dass ich so autark sein darf, ist für mich ein Riesenerfolg und macht mich unglaublich frei!“