Um den Ausbau der Schönbuchbahn voranzubringen, wird eine Ortszufahrt fünf Wochen lang nur einspurig sein. Die Arbeiten für die Tieferlegung der Bahn laufen auf Hochtouren. Die Zugstrecke soll am 9. Dezember wieder freigegeben werden.

Holzgerlingen - Der Zeitplan für den Umbau der Strecke der Schönbuchbahn ist sportlich: Am 9. Dezember möchte der Zweckverband den Dieselbetrieb zwischen Böblingen und Dettenhausen wieder aufnehmen, bevor der geplante Elektrobetrieb im Jahr 2019 beginnen kann. An vielen Stellen auf der Route zwischen Holzgerlingen und Böblingen werden Gleise verlegt, für die künftigen Elektrofahrzeuge müssen Pfähle für die Masten in den Boden gerammt werden.

 

Bürgermeister: Wir müssen auf die Zähne beißen

Die Arbeiten für die Tieferlegung der Trasse und die neue Haltestelle Holzgerlingen-Nord laufen auf Hochtouren. Das gilt vor allem auch für die neue Brücke an der Ortsein- und -ausfahrt der Böblinger Straße, unter der künftig die Bahn durchfährt. Die dortige Umgehungsstraße wird von diesem Freitag an mit einer Ampelschaltung nur über eine Spur befahrbar sein. Währendessen wird das unterschiedlich hohe Straßenniveau an der neuen Brücke ausgeglichen. Die Arbeiten werden voraussichtlich fünf Wochen dauern.

„Wir gehen nun in die heiße Phase des Umbaus. Da werden wir auf die Zähne beißen müssen“, sagt der Holzgerlinger Bürgermeister Ioannis Delakos. Denn die vorübergehende Einspurigkeit von und nach Holzgerlingen könnte ein mittleres Verkehrschaos auslösen, zumindest aber sind Staus unvermeidbar. Vor allem deshalb, weil viele Autofahrer dort auch das Gewerbegebiet ansteuern. „Die Baufirma hätte den Verkehr dort gerne vollkommen gestoppt“, sagt Delakos. Das sei jedoch ein Ding der Unmöglichkeit, die Stadt wäre an dieser Stelle vom Verkehr abgeschnitten.

Zeitplan darf nicht ins Wanken geraten

So wird also zuerst auf der einen Seite die Fahrbahn angepasst, danach auf der anderen Seite. „Es geht total eng zu. Wir haben kaum Platz für das Baumaterial und die Fahrzeuge“, schildert der Baustellenleiter des Unternehmens Leonhard Weiss die schwierige Ausgangslage. Die Verkehrsplaner der Stadt hatten von der jetzt nötigen Sperrung erst vor wenigen Tagen erfahren. „Wir würden uns für so eine Maßnahme natürlich eine längere Vorlaufzeit wünschen“, betont Delakos. Nun müsse man die Bevölkerung kurzfristig über die Verkehrsproblematik informieren. „Die unmittelbar betroffenen Anwohner werden vom Zweckverband angeschrieben“, sagt der Bürgermeister. Das habe bei anderen Baumaßnahmen zuletzt ja auch geklappt.

Die Eile, die von der Baufirma an den Tag gelegt wird, rührt von kleineren und größeren Problemen her, mit denen sie immer wieder konfrontiert ist. Der Zeitplan jedoch dürfe dabei nicht ins Wanken geraten, unterstreicht der Geschäftsführer des Zweckverbands Schönbuchbahn, Reinhold Bauer. Schon im vergangenen Jahr waren die Arbeiten ins Stocken geraten, weil der Untergrund des für die Tieferlegung der Bahn notwendigen Trogs härter war als gedacht. Zum Einsatz kam eine Spezialfräse. Doch auch sie hatte mit dem harten Holzgerlinger Fels zu kämpfen. Häufig musste der Fräsmeißel ausgetauscht werden.

Probleme bei der Gründung der Masten

Ähnliche Probleme gibt es bei der Gründung der Masten für die Elektrifizierung entlang der Bahnstrecke. „Wir ziehen sämtliche Spezialisten zusammen, um das in den Griff zu bekommen“, erklärt Bauer. Zudem suche man noch nach einer Lösung für die unterschiedlichen Relais-Stellwerke der Bahn. „Im alten Bahnhof Böblingen prallen mit unserer neuen Technik Welten aufeinander“, erläutert Bauer. Im Juni 2019 sollen zunächst Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen, die der Zweckverband vorübergehend anmietet. Sie werden zwischen Holzgerlingen und Böblingen im 30-Minuten-Takt fahren. Bauer möchte sich dafür stark machen, mit zusätzlichen Bussen den angestrebten 15-Minuten-Takt anzubieten. Dieses Thema soll bei der Zweckverbandsversammlung am 25. Juli auf die Tagesordnung kommen.

Im Jahr 2021 sollen dann die neun neuen, in Spanien bestellten Elektrozüge zur Verfügung stehen und zwischen Böblingen und Holzgerlingen alle 15 Minuten fahren. Sie kosten 53 Millionen Euro, fünf Millionen Euro steuert das Land bei. 37,5 Millionen Euro gibt das Land darüber hinaus für den zweigleisigen Ausbau sowie die Elektrifizierung. Dafür fallen Kosten von 94 Millionen Euro an.

Wegen der Streckensperrung fahren zahlreiche Busse

Baustellen
: Eine der aufwendigsten Baustellen befindet sich in der Herrenberger Straße in Böblingen. Seit Mitte Februar spannt sich dort eine neue Brücke über die Fahrbahn, welche wiederum tiefergelegt wurde. Seit dem 31. Juli 2017 ist die Straße wegen der Bauarbeiten gesperrt, elf Millionen Euro kostet die Umgestaltung der Kreuzung. Die andere Großbaustelle ist in Holzgerlingen, wo die Trasse der Schönbuchbahn unweit des Haltepunkts Nord in einem Trog sieben Meter in die Tiefe verlegt wird.

Busverkehr:
Weil die Kreuzung Herrenberger/ Kremser Straße in Böblingen bis etwa Ende September 2018 vollständig gesperrt bleibt, ist die Haltestelle des für die Schüler des Schulzentrums Stockbrünnele eingerichtete Buspendelverkehrs hundert Meter nach Norden verlegt worden. Derzeit ist wegen der Arbeiten auf der Strecke zwischen Holzgerlingen nach Dettenhausen bis zum 3. Juni der bereits bestehende Schienenersatzverkehr mit Bussen von Böblingen nach Holzgerlingen bis Dettenhausen verlängert worden. Grundsätzlich fahren die Busse die Haltestellen der Schönbuchbahn an. Mit Ausnahme der Haltepunkte in Böblingen (Danziger Straße, Südbahnhof, Heusteigstraße und Zimmerschlag) sowie der Haltestellen Holzgerlingen Nord und Weil im Schönbuch Untere Halde. Anstelle der Haltestelle Holzgerlingen Nord wird die Achalmstraße angefahren. In Weil im Schönbuch steuert der Bus das Rathaus an. In Böblingen bieten sich für die Fahrgäste die Stadtbuslinien mit den Haltestellen Maurener Weg, Heusteigstraße, Hallenbad und Schönaicher First an. Der Fahrplan ist unter www.schoenbuchbahn.de und über die Fahrplanauskunft des VVS abrufbar.

Kontakt
: Für offene Fragen und Hinweise zu den Baumaßnahmen der Schönbuchbahn ist eine Hotline eingerichtet: 01 63/ 9 61 98 71. Auch perE-Mail kann man sich melden: elektrifizierung-schoenbuchbahn@lrabb.de.