Der Staibhöhenweg soll weitergebaut werden. Gut 30 Jahre nach der vorläufigen Fertigstellung wird die Forderung wieder laut. Die Meinungen über die Notwendigkeit gehen auseinander.

Stuttgart-Wangen - Die Zeit sei reif für den weiteren Ausbau, meint Ortschronist Martin Dolde: Nach mehr als 30 Jahren Stillstand wird in Wangen nun wieder intensiv über den Staibhöhenweg diskutiert. Der endet bislang abrupt oberhalb des evangelischen Gemeindegartens. Den Wangenern fehle es dadurch nicht nur an „Auslauf“ ins Grüne, monierte Dolde beim Informations- und Ausspracheabend in der Kelter. Vor allem würden die landwirtschaftlich genutzten Grundstücke am Wangener Berg verwildern, weil die Eigentümer sie nicht anfahren könnten.

 

Dabei sei der Bau eines befahrbaren Weges „von der Höhe nach dem Ort“ bereits im Eingemeindungsvertrag zwischen den damals eigenständigen Kommunen Wangen und Stuttgart vor mehr als 100 Jahren festgeschrieben worden, erinnerte der Ortshistoriker an die „unendliche Geschichte“: Lange mussten die Wangener warten, bis sich überhaupt etwas tat. Erst der Bau des Hafens brachte das Vorhaben voran: Die Eigentümer der Gärten in den Neckarauen wurden mit Gärten auf der Wangener Höhe „entschädigt“ – und die Erschließung zugesagt. Erfolgt ist bislang aber nur der Ausbau von der Michaelskirche bis oberhalb des Gemeindegartens, und zwar in den Jahren von 1979 bis 1987. Der geplante Weiterbau bis zur Staibhöhe scheiterte dann am Widerstand einiger Gartenbesitzer.

Seither wurde das Vorhaben zwar immer wieder in Bürgerversammlungen und im Bezirksbeirat diskutiert, allerdings ohne Ergebnis. „Wir sollten endlich einen Knopf dran machen und nicht weitere Jahrzehnte verstreichen lassen“, betonte Dolde, nach dessen Einschätzung die Chancen auf eine Realisierung besser denn je stünden. Bezirksvorsteherin Beate Dietrich hatte daher Interessierte und Betroffene zu einer Infoveranstaltung eingeladen, um über Pro und Contra zu diskutieren. Ein Meinungsbild einzuholen sei wichtig, bevor man die nächsten Schritte zur Planung und Umsetzung in Angriff nehme, erläuterte sie.

Verständigt haben sich alle Beteiligten darauf, dass eine weitere Aussprache stattfindet

Der Abend verdeutlichte: Auch heute noch sind die Wangener unterschiedlicher Auffassung über die Notwendigkeit des Ausbaus. „Durch den Bau des Hafens haben wir die einstigen Spazierwege im Neckartal verloren“, sagte Dolde. Deshalb sei der Staibhöhenweg, der nicht so steil und eng sei wie die Wandelwege, für die Einwohner des industriell geprägten Stadtbezirks so wichtig. Und nicht nur für sie: „Durch die Fortführung würden die Stuttgarter einen attraktiven Panoramaweg von Hedelfingen über Wangen und Gaisburg bis zur Geroksruhe erhalten.“ Wengerter wie Gerhard Föll und Simon Mischke erläuterten, dass es ihnen die Arbeit in den Weinbergen erheblich erleichtern würde, wenn sie nicht alles ohne Fahrzeuge an- und abtransportieren müssten. Die Bewirtschaftung sei ein mühseliges Geschäft, das nur noch wenige auf sich nehmen wollten. Die vielen verwilderten Grundstücke seien Beleg dafür. Auch Werner Hohnecker, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, verwies darauf, dass die historische Kulturlandschaft mit ihren Trockenmauern am Wangener Berg weiter verfallen und noch stärker verwalden werde, würde der Weg nicht bald realisiert. Keno Will, durch dessen Grundstück der Weg führen würde, sprach einigen anwesenden Gartenbesitzern aus dem Herzen: „Wir wollen keinen Lärm, Müll und keine Autos im Naherholungsgebiet“. Das Vorhaben sei „unnötig, umweltschädigend und viel zu teuer“. Gegebenenfalls würden sie alle Rechtsmittel ausschöpfen, kündigte seine Frau an. Ihre Angst vor einer drohenden Enteignung konnte Dietrich indes schmälern: Dafür dürfte das öffentliche Interesse am Wegebau nicht groß genug sein.

Verständigt haben sich alle Beteiligten darauf, dass eine weitere Ausspracherunde stattfindet. Diese soll sich insbesondere an Eigentümer im möglichen ersten Ausbauschritt oberhalb des Seizenbergs und der Aich richten. Dort gibt es heute, ebenso wie im dritten Abschnitt oberhalb der Jägerhalde, noch keinerlei Weg. Im zweiten Abschnitt, so sieht es eine grobe Planung aus dem Jahr 1981 vor, könnte der Krumme Steig verbreitert werden. Ob der Staibhöhenweg eine asphaltierte Straße werden soll oder ein befestigter Feldweg, das ist eine zentrale Frage, die im Laufe der Diskussion geklärt werden muss.