Die Verwaltung freut sich über die Zunahme von Solarmodulen auf Fellbachs Dächern. Skeptiker in der Stadt hingegen monieren, dass man etwa bei den Balkonkraftwerken „ganz hinten liegt“.

Kaum eine Kommune in Baden-Württemberg ist so für ihre ambitionierte Klimapolitik bekannt wie die zehn Kilometer nördlich von Freiburg gelegene Gemeinde Denzlingen (14 000 Einwohner). In einer Reportage unserer Zeitung vergangene Woche wurde der dortige Schultes Markus Hollemann gar per Überschrift als „Der Oberökobürgermeister“ gewürdigt.

 

Ob Fellbach in ähnliche Spitzenregionen vordringen und OB Gabriele Zull den Titel „Oberökooberbürgermeisterin“ einfahren kann, ist noch offen. Doch die Stadtverwaltung rührt kräftig die Trommel für die Solarkraft. So seien im vergangenen Jahr in Fellbach mehr als 220 neue Photovoltaikanlagen installiert worden, hieß es dieser Tage stolz in einer Mitteilung aus dem Rathaus.

1000 Photovoltaikanlagen installiert

Insgesamt sind inzwischen mehr als 1000 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von fast 16 000 Kilowatt in Fellbach installiert. Der vermehrte Ausbau der Solarenergie zeigte sich auch in der Solarleistung, die um fast 20 Prozent wuchs.

Besonders beliebt sind demnach kleinere Balkonkraftwerke. Die Module können meist einfach installiert und direkt verwendet werden. Sie werden nicht nur von Eigentümern, sondern auch von Mietern geschätzt. So wurden knapp 100 Balkonkraftwerke im Jahr 2024 von der Stadt Fellbach gefördert. „Trotz der erheblichen Beschleunigung beim Zubau stehen in Fellbach noch massenhaft Flächen für die Solarenergie zur Verfügung“, so die Stadt in einer Mitteilung.

Photovoltaik auf dem Dach des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Foto: Stadtwerke Fellbach

Platz für großflächige Solarfelder fehlt auf der kleinen Fellbacher Gemarkung. Die Stadtwerke setzen darum vor allem auf die Dachlandschaft. Größere Dachflächen bieten oft öffentliche Gebäude oder die Betriebsgebäude von Unternehmen – etwa auf dem Friedrich-Schiller-Gymnasium oder auf dem Dach des Parkhauses der Firma Felix Kloz.

Inzwischen betreiben die Stadtwerke selbst 56 Photovoltaikanlagen, die eine Gesamtleistung von mehr als 2600 Kilowatt haben. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Leistung von 195 auf über 2600 Kilowatt mehr als verzehnfacht. „Alle Anlagen sind wichtige Bausteine bei der Energiewende“, sagt Gerhard Ammon, Geschäftsführer der Fellbacher Stadtwerke. Diese betreiben 64 Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie mit einer Gesamtleistung von knapp 16 000 Kilowatt. Die sonnige Perspektive teilen allerdings nicht alle in der Stadt. Die Gemeinderatsfraktion Die Stadtmacher etwa sieht schon länger Defizite beim „Ausbau der Solarisierung“. Zu den jüngsten städtischen Ausführungen sagt Stadträtin Simone Lebherz: : „Die Zahlen wirken auf den ersten Blick erfreulich.“ Allerdings zeige sich beim Vergleich mit den anderen großen Kreisstädten im Rems-Murr-Kreis, „dass Fellbach nach wie vor Schlusslicht ist bei der Anzahl der PV-Anlagen und bei der Gesamtleistung auf Platz 4 von 6 liegt“.

Vision: Noch mehr Balkonkraftwerke

Lebherz, im Hauptberuf Klimamanagerin bei der Stadt Backnang und somit bestens informiert, konstatiert, „dass Fellbach auch bei der Zahl der Balkonkraftwerke nach wie vor ganz hinten liegt“ – sowohl bei der Gesamtzahl der Anlagen als auch bei der Anzahl je 1000 Einwohner. Ihr Fazit: „Ohne deutlich höhere Zuwachsraten werden wir in Fellbach weiterhin Schlusslicht bleiben.“

Für die Stadträtin sind die Stadtwerke „sicher ein guter Partner für den Ausbau der Solarisierung, wichtig ist aber auch das private Engagement“. Denn wie die Verwaltung richtig urteile: Es stehen „noch massenhaft Flächen für die Solarenergie zur Verfügung“, sagt Lebherz und empfiehlt als „Einstieg für jedermann“ bei den Balkonkraftwerken die Kooperation mit der Bürgerenergie Schwaikheim.