Auf der Alb wünscht man sich an der neuen Bahntrasse von Wendlingen bis Ulm einen Halt in Merklingen. Manche Kommunen engagieren sich dafür auch finanziell. Doch nun gibt es neue Forderungen, die für Unruhe unter den Gemeinden sorgen.

Stuttgart - Die Vorbereitungen für den vorgesehenen Bahnhalt Merklingen auf der Schwäbischen Alb an der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm gehen in die entscheidende Phase. Bis Ende Januar muss die Genehmigungsplanung beim Eisenbahn-Bundesamt vorliegen.

 

Seit mehr als zwei Jahren wird über einen Bahnhalt in Merklingen (Alb-Donau-Kreis) diskutiert, wo von 2021 an Interregio-Züge halten könnten. Seit vergangenem Jahr laufen im Westen der knapp 2000 Einwohner zählenden Gemeinde die Vorbereitungen für die Trassenführung der neuen Schienenverbindung. Deshalb ist Eile geboten. Jetzt könnten noch unproblematisch entsprechende Vorbereitungen und Umplanungen für einen Bahnhof getroffen werden, weiß der Vorsitzende des Gemeindeverwaltungsverbandes Laichinger Alb, Klaus Kaufmann.

Merklingen und weitere sieben Kommunen in der Region sowie der Alb-Donau-Kreis haben sich bereit erklärt, 13 Millionen Euro für das auf rund 21 Millionen Euro geschätzte Projekt zu bezahlen. Darin sind die Planungskosten und die eines Park-&-ride-Parkplatzes für etwa 450 Autos, Busse, Räder und Taxis enthalten.

Bahn zeigt sich offen

Die Bahn stehe dem neuen Bahnhalt in Merklingen nach wie vor offen gegenüber, sagt der baden-württembergische Konzernbevollmächtigte der DB, Sven Hante. Auch das Verkehrsministerium und das Finanzministerium betonen, dass die Signale weiterhin auf Grün stehen. Alle Beteiligten sind sich einig, dass der Zeitplan für die Realisierung des Stopps angesichts des zügigen Baufortschritts sehr eng sei. Für die DB sei oberste Prämisse, dass der Bau der Neubaustrecke nicht behindert werden darf. Die Plangenehmigung für den neuen Halt in Merklingen müsse deshalb bis August vorliegen, um den Zeitplan der ICE-Schienenverbindung einhalten zu können.

Noch im alten Jahr haben die beteiligten Kommunen eine Erklärung zur Übernahme der Kosten für die ersten Planungsphasen abgeben. Wohl wissend, „unter dem Risiko der Nicht-Realisierbarkeit des Bahnhalts“, wie es Merklingens Bürgermeister Sven Kneipp (parteilos) formuliert. Kommt der Bahnhof nämlich nicht, können seine Gemeinde, Laichingen, Westerheim, Heroldstatt, Berghülen und Nellingen (alle Alb-Donau-Kreis) sowie Hohenstadt und Drackenstein (beide Landkreis Göppingen) die bisher geleisteten Zahlungen in den Wind schreiben. Bisher haben sie immerhin knapp eine Million Euro zusammen ausgegeben. Der Landkreis rund 500 000 Euro.

Heroldstatt zuckt zurück

Heroldstatt hat jetzt kalte Füße bekommen. Die Zustimmung der Gemeinde ist an eine Bedingung geknüpft. Die seit zehn Jahren schuldenfreie Kommune fordert eine feste Finanzierungszusage vom Land. Nach Gesprächen mit Vertretern des Verkehrsministeriums hatten diese anerkannt, dass die Kommunen zu einem starken finanziellen Engagement bereit seien. Das Land werde die über die von den Kommunen zugesagten 13 Millionen hinausgehenden Kosten tragen – wenn sie sich im bisherigen Rahmen bewegen.

„Das Land ist jetzt am Zug“, wettert Bürgermeister Ulrich Oberdorfer (CDU). Es sei an der Zeit, dass sich die Partner an diesem Bahnhalt schriftlich und rechtsverbindlich zu dem bekennen, was täglich kommuniziert werde. „Was das Land gegenüber dem Bund für die Finanzierung der Südbahn öffentlich und offensiv einfordert, das kann bei unserem Projekt doch nicht falsch sein.“ Rückendeckung erhält er aus den Reihen des Gemeinderates: „Was ist, wenn 2016 eine neue Regierung an der Macht ist und vom Bahnhalt Merklingen nichts mehr wissen will?“, fragen sich einige Räte.

Seine sieben Amtskollegen sind wegen des Alleingangs von Heroldstatt irritiert, um es milde auszudrücken. Noch vor vier Wochen hat Oberdorfer als Kreisrat im Kreistag der Kostenübernahme des Alb-Donau-Kreises zugestimmt. Um das Projekt nicht zu gefährden, trafen sich die beteiligten Schultheißen Ende Dezember zu einer Krisensitzung hinter verschlossenen Türen. Ohne Oberdorfer, der eingeladen war, aber nicht kam und keinen Vertreter vorbeischickte, ist zu hören. Sie beschlossen, den Heroldstatter Anteil an den Planungskosten in Höhe von knapp 70 000 Euro vorzufinanzieren. Die Verantwortlichen sind sich darüber einig, dass diese Vorgehensweise die einzige Möglichkeit sei, das Projekt nicht zu gefährden, sagt Bürgermeister Kaufmann.