Ausbildung in Filderstadt Die Stadt ist offenbar wieder „sexy“
Nach schwächelnden Jahren scheint es wieder attraktiver zu sein, bei der Filderstädter Stadtverwaltung eine Ausbildung zu machen. Wie kommt das? Und ist das anderswo auch so?
Nach schwächelnden Jahren scheint es wieder attraktiver zu sein, bei der Filderstädter Stadtverwaltung eine Ausbildung zu machen. Wie kommt das? Und ist das anderswo auch so?
„Verwaltung ist unter Jugendlichen nicht gerade sexy.“ Vor gut zwei Jahren fiel dieser Satz in einer Sitzung des Verwaltungsausschusses des Filderstädter Gemeinderats. Der Anlass dafür waren auffallend wenige Auszubildende bei der Stadtverwaltung. Von gerade einmal 29 Personen, die zum 1. September 2022 eine Ausbildung oder ein Praktikum begonnen hatten, konnte das Haupt- und Personalamt seinerzeit berichten, in Summe waren es damals 62 Azubis in diversen Lehrjahren.
Der neueste Bericht fiel jetzt deutlich positiver aus, die Zahl der Auszubildenden in Filderstadt befindet sich im Aufwind: Zum Stichtag 1. September haben bei der Stadt 46 junge Menschen neu angefangen, zudem 17 weitere, die sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst in Filderstadt entschieden haben. Zusammenfassend ist ein Auszubildenden-Zuwachs um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Bei der Filderstädter Stadtverwaltung machen derzeit insgesamt 83 Menschen eine Ausbildung im sozialen oder technischen Bereich sowie in der Innenverwaltung – ein neuer Höchstwert. Die größte Gruppe bilden die 18 jungen Frauen und Männer, die eine praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher machen, 15 weitere durchlaufen die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erziehungsperson beziehungsweise Kinderpflegerin und -pfleger.
Und sie werden dringend gebraucht. Zuletzt mussten landauf, landab Betreuungszeiten in Kindertagesstätten reduziert oder Gruppen ganz geschlossen werden, weil Personal fehlte, auch in Filderstadt. In Rathäusern hapert es ebenfalls, Anträge bleiben liegen, Schlaglöcher werden nicht gestopft, Angebote zurückgefahren.
Wie hat Filderstadt nach mauen Jahren nun also wieder mehr junge Leute angelockt? Es gibt Veranstaltungen wie Azubiweihnachtsfeiern oder -ausflüge, monatliche Treffen an unterschiedlichen Dienstorten und – neu – einen regelmäßigen Austausch in Form von gemeinsamen Mittagspausen. Fortbildungsangebote wie der Azubi-Knigge werden ausgerichtet, außerdem setzt man auf Kooperationen, etwa mit der Jahnschule in Harthausen. „Die Azubis sind für uns sehr wichtig“, sagt Ignazio Ceffalia, der Leiter des Haupt- und Personalamts.
Was aber auch zur Wahrheit gehört: Nicht immer bleiben die Azubis auch. 2024 schlossen in Filderstadt 18 Personen ihre Ausbildung erfolgreich ab, alle bekamen ein Übernahmeangebot. Drei lehnten ab. „Die Gründe waren eher auf der persönlichen Ebene“, sagt Ignazio Ceffalia.
Generell scheint eine Verwaltungsausbildung wieder an Attraktivität zu gewinnen. Jedenfalls befinden sich die Zahlen auch in Esslingen im Aufwind, bestätigt Corinna Breitkopf, die Leiterin des Personalamts. „Ja, von 2018 mit 54 Azubis bis 2024 mit 109 Azubis haben wir die Azubistellen enorm steigern können“, sagt sie über die Kernverwaltung. 57 junge Leute hätten im September angefangen, „wir freuen uns sehr, dass wir alle Azubistellen besetzt haben“. Dafür werde auch viel getan. Esslingen sei bei Ausbildungs- und Schulmessen vertreten, werbe über die Homepage und über soziale Netzwerke wie Instagram, Facebook, Tiktok oder LinkedIn. In Filderstadts Nachbarkommune Leinfelden-Echterdingen ist von recht konstanten Azubizahlen die Rede: Seit dem Herbst sind hier insgesamt 73 Menschen in einer Ausbildung. „Es werden große Bemühungen für den stetigen Ausbau an neuen Ausbildungsfeldern unternommen“, sagt der Verwaltungssprecher Thomas Krämer – auf Messen, über Onlinebörsen, Anzeigen oder soziale Medien. Ergebnis: 48 junge Leute haben in diesem Jahr neu angefangen – davon 41 im Erziehungsbereich.
Auch Filderstadt will weiter daran arbeiten, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. In diesem Jahr war die Stadt wieder auf der „Börse deiner Zukunft“ vertreten, für 2025 sind weitere Ausbildungsmessen geplant. Laut dem Oberbürgermeister Christoph Traub läuft zudem ein Relaunch der städtischen Homepage. Abgeschlossen sein soll er im ersten Quartal 2025. Für den Ausbildungsstart 1. September 2025 wurden bereits 37 Ausbildungsplätze ausgeschrieben.
Viele Möglichkeiten
Bei Stadtverwaltungen können junge Leute etliche Berufe erlernen. In Esslingen etwa sind es 17 unterschiedliche Professionen, in Filderstadt sind knapp 20 Berufe und duale Studiengänge möglich. In Leinfelden-Echterdingen gibt es in Summe 14 Ausbildungsbereiche.
Neue Jobs
Auch neue Arbeitsplätze kommen in den Stadtverwaltungen immer wieder hinzu, in Filderstadt beispielsweise der der Elektronikerin und des Elektronikers sowie der der Straßenwärterin und des Straßenwärters. In Esslingen stehen auf der Liste der neuen Ausbildungsberufe Kfz-Mechatroniker, der Direkteinstieg in eine Kita sowie Geomatiker. Auch in Leinfelden-Echterdingen ist die sozialpädagogische Assistenz Direkteinstieg Kita seit vergangenem Jahr neu, von diesem Jahr an wird es zudem die Kauffrau oder den Kaufmann für Büromanagement geben.