Ausbildungsnot wegen Corona Die Rettungsschwimmer werden knapp
Wegen der Pandemie konnte die Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) nicht wie geplant ausbilden. Aus verschiedenen Gründen wird es schwierig, das Defizit aufzuholen.
Wegen der Pandemie konnte die Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) nicht wie geplant ausbilden. Aus verschiedenen Gründen wird es schwierig, das Defizit aufzuholen.
Kreis Ludwigsburg - Wochenende, Sommer, Sonne: Es zieht viele Menschen an Flüsse und Seen. Aber was, wenn etwas passiert? Sich jemand überschätzt? Was, wenn das idyllische Gewässer im nächsten Moment zur Gefahr wird? Dafür gibt es die Wasserrettung, allen voran die Helfer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Doch den Ehrenamtlichen droht derzeit ein Personalengpass: In Coronazeiten lag die Rettungsschwimmerausbildung fast überall brach, was auch in Kornwestheim und Ludwigsburg zum Problem zu werden droht.
Frank Dautel, Leiter der Ausbildung bei der DLRG im Bezirk Ludwigsburg, erklärt die Lage. Um als „rettungsfähig“ zu gelten, benötige ein DLRG-Schwimmer das silberne Rettungsschwimmerabzeichen, damit schließen die Absolventen eines Kurses ihre Ausbildung ab: in der Regel 16 Lerneinheiten à 45 Minuten plus Einheiten in Erster Hilfe. Pandemiebedingt fielen viele Kurse aus, die Coronaverordnung ließ sie nicht zu.
Ein gutes Beispiel dafür, wie sich das auswirkt, sind die nackten Zahlen der DLRG-Ortsgruppe Kornwestheim. Nicht ein einziges silbernes Abzeichen wurde im Jahr 2020 vergeben, auch kein goldenes und nur zehn bronzene. „In 2021 haben wir bisher keine Rettungsschwimmabzeichen abgenommen“, sagt der Kornwestheimer Vorsitzende Adam Bühler. Zum Vergleich: 2019 waren es 52 silberne. Seit März 2020 bis heute hätten die sieben ehrenamtlichen Inhaber eines Lehrscheins keine Rettungsschwimmkurse leiten können, weder in kompakter Form – sprich: an einem Wochenende – noch sonst wie. In anderen Ortsgruppen, so ist es von der DLRG zu hören, sieht es ähnlich aus. Als Beispiel nennt Dautel etwa Gerlingen, seine eigene Ortsgruppe. Das Innenministerium hat zwar in diesem Frühjahr in einem Schreiben darauf hingewiesen, dass das Ziel verfolgt wird, „unter Beachtung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen den Ausbildungs-, Übungs- und Dienstbetrieb sicher durchzuführen“, doch bis dato gibt es bereits ein Ausbildungsdefizit.
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Die DLRG legt die Hoffnungen nun auf die Zeit nach den Ferien. Nicht nur bei den Anfänger-Schwimmkursen soll es dann einen Neustart geben. Auch die Rettungsschwimmer-Ausbildung soll wieder Fahrt aufnehmen. „Wir gehen davon aus, dass wir dann auch wieder genügend Kapazitäten zur Verfügung haben“, sagt Frank Dautel. Denn auch das ist ein Problem: „Nicht jedes Bad eignet sich zur Rettungsschwimmerausbildung“, sagt Dautel – das begrenzt die Anzahl der Ausbildungseinheiten zusätzlich. Zumal neben der Ausbildung neuer Rettungsschwimmer auch andere durchaus relevante Personenkreise die Schwimmbecken benötigen, um ihr Abzeichen zu machen oder es aufzufrischen. Darunter fallen Sportlehrer, Schwimmtrainer, Schwimmmeister, Feuerwehrleute, Polizisten, Tourguides sowie Betreuer in Einrichtungen für Jugendliche. „Da kann einem schon ein bisschen anders werden“, gibt Dautel einen Ausblick.
Apropos Feuerwehr: Auch die Wehren sind im Bereich Wasserrettung aktiv, rücken bei Bedarf mit Tauchern, die auch als Strömungsretter dienen, aus. Entsprechende Kräfte gibt es in Stuttgart und Heilbronn, sie kommen im Rahmen der Überlandhilfe auch im Kreis Ludwigsburg zum Einsatz. Generell seien alle Einsatzbeamten der Berufsfeuerwehr Stuttgart ausgebildete Rettungsschwimmer, betont Jasmin Bühler, Pressesprecherin im Stuttgarter Rathaus. Aufgrund der Pandemie seien Ausbildungsabschnitte teils verschoben worden, führt Bühler aus, allerdings wurden sie zum Teil bereits nachgeholt. Bei der Feuerwehr Stuttgart gebe es in Sachen Tauchergruppe keine Engpässe – hier sind allerdings Hauptamtliche im Einsatz, und nicht Ehrenamtliche wie bei der DLRG, deren Fluktuation zuweilen höher ist.
Dass das Thema Wasserrettung auch fernab von Neckar und Co. indes künftig eher wichtiger werden könnte, betont der Ludwigsburger Kreisbrandmeister Andy Dorroch. Denn nicht immer scheint die Sonne und die Menschen liegen am Fluss. Starkregenereignisse häufen sich, auch bei überfluteten Überführungen kann es notwendig werden, dass Schwimmer oder Taucher zum Einsatz kommen. Zumindest vereinzelt sei die Tauchergruppe der Feuerwehr Stuttgart bei Unwetterereignissen gefordert gewesen, so Jasmin Bühler. Dorroch sagt, ohne allzu detaillierte Prognosen abgeben zu wollen: „Wir müssen natürlich damit rechnen, dass Überschwemmungen, Starkregenereignisse und damit verbundene Einsätze zunehmen.“
Wasserrettung