Vom Bühnenmaler bis zum Schreiner: Die Staatstheater Stuttgart haben bei einem Infotag ihre Ausbildungsberufe vorgestellt. Die Arbeit hinter den Kulissen ist abwechslungsreich, deshalb sind die Anforderungen an die Auszubildenden aber auch hoch.

Stuttgart - Es gibt Ausbildungsberufe, die unmittelbar mit der Theaterwelt assoziiert werden: Maskenbildner, Bühnenmaler oder Schneider. Dass aber auch Metallbauer, Mediengestalter oder Schuhmacher direkt am Theater angestellt sein können, wissen die wenigsten.

 

Dieser Wissenslücke möchten die Staatstheater Stuttgart mit ihrem Ausbildungstag entgegenwirken. Zum dritten Mal wurden deshalb am Mittwoch Stände im Foyer der Oper aufgebaut, an denen Schülerinnen und Schüler über die Ausbildungsmöglichkeiten an der Oper, im Schauspielhaus und im Ballett informiert wurden. 13 Berufe, von der Fachkraft für Lagerlogistik über den Modist bis hin zum Textilreiniger wurden vorgestellt, außerdem gewährten Auszubildende bei Führungen Einblick in ihre Arbeit und Ateliers.

Blick hinter die Kulissen des Theaters

„Die Atmosphäre am Theater ist wirklich einmalig“, sagte Stephanie Uecker, die an den Staatstheatern eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement absolviert hat und seither in der Personalabteilung arbeitet. Anhand einer kleinen Präsentation informierte sie über Ausbildungsinhalte und Besonderheiten, die die Lehre in so einem Haus mit sich bringt. „Man blickt hinter die Kulissen des Theaters, auch wenn man in keinem typischen Theaterberuf arbeitet“, sagte sie. Während der Ausbildung habe sie sämtliche Bereiche des Theaters durchlaufen: Schauspiel, Ballett und Oper, Controlling, Personalabteilung und künstlerisches Betriebsbüro – das mache den Job abwechslungsreich.

Matthias Lutz, Beauftragter für Ausbildung in der Personalabteilung, zeigte sich zufrieden über die dritte Ausbildungsmesse in seinem Haus. „Viele Berufe, die wir hier anbieten, haben die Schulabgänger gar nicht auf dem Schirm“, sagte er. Deshalb seien die meisten Bewerbungen noch immer für eine Ausbildung zum Bühnenmaler, Maskenbildner und Schneider. In den typischen Theaterberufen sei die Bewerberanzahl gleichbleibend hoch. Die Masken erreichen jährlich etwa hundert Bewerbungen. „Viele wissen aber nicht, dass wir hier wirklich alles selbst machen“, sagte er. Und dass das Staatstheater dementsprechend etwa über eine Schreinerei, eine Schuhmacherei und eine eigene Wäscherei verfüge. Vor einigen Jahren sei das noch anders gewesen: „Damals gab es nur einen Bruchteil der Berufe, die wir jetzt anbieten.“ Das Theater habe sich verändert.

Verständnis für die Bühne muss vorhanden sein

Die Informationsstände machten aber auch eines deutlich: Die Anforderungen, die die Auszubildenden erfüllen müssen, sind hoch. Im Bereich der Bühnenplastik wird alle drei Jahre nur ein Ausbildungsplatz vergeben. „Da suchen wir uns natürlich die besten aus“, sagte der Leiter Maik Glemser. Ein Allroundtalent werde gesucht, das kreativ und handwerklich begabt sei – und nicht zuletzt körperlich fit. „Wir hantieren hier mit Kreissägen und großen Plastiken“, sagte er. Aber genau das mache den Beruf so spannend. Für eine Ausbildung zum Maskenbildner müssen die Bewerber mindestens eine Ausbildung zum Friseur abgeschlossen haben, um angenommen zu werden. Beim Infotag zeigten die Auszubildenden, was sie schon gelernt haben, zeigten selbst angefertigte Perücken, schminken vor Ort und modellierten Gesichtsteile. „Unser Bereich ist wahnsinnig vielseitig“, sagte der stellvertretende Chefmaskenbildner Jürgen Siegert.

Für alle Berufe gilt, dass ein gewisses Verständnis für die Bühne und ihre Protagonisten vorhanden sein muss. Die Mediengestalter für Bild und Ton etwa müssen in der Lage sein, Klavierpartituren zu lesen, um während der Vorstellung den Einsatz nicht zu verpassen. Die wichtigste Voraussetzung für alle Bewerber ist jedoch: die Leidenschaft fürs Theater.