Gröning war der Buchhalter von Auschwitz, er verwaltete das Geld, das die Nazis ihren Opfern abnahmen. Er hat auch das Gepäck an der Rampe von Auschwitz bewacht, das die Deportierten am Bahnsteig zurücklassen mussten. Aus rechtlichen Gründen hat die Staatsanwaltschaft ihre Anklage auf die sogenannte Ungarn-Aktion im Sommer 1944 beschränkt. Damals trafen in Auschwitz-Birkenau mindestens 137 Eisenbahntransporte aus Ungarn ein. Von den rund 425 000 Menschen in den Zügen ermordete die SS mindestens 300 000 sofort in den Gaskammern.

 

Als Gröning am Morgen den Saal betritt, wird er von Justizwachtmeistern gestützt. Er braucht einen Rollator zur Fortbewegung. Richter Kompisch trägt den Namen des Angeklagten, sein Alter, seinen Familienstand („verwitwet“) vor. Gröning bestätigt alles. „Ja“, sagt er mit gebrochener Stimme, die so ganz anders klingen wird, als er wenig später mit klarer, fester Stimme in erschütternder Offenheit zu erzählen beginnt.

1942 wurde Gröning nach Auschwitz beordert. Er habe eine Verpflichtungserklärung unterzeichnet, die ihn zur strikten Geheimhaltung anhielt über das, was er dort erleben würde. Er habe nicht gewusst, was ihn erwarte. Das sagt er immer wieder. Erst vor Ort hätten ihn die Kameraden gesagt, dass im Lager Menschen ermordet werden. Diese Stelle liest Gröning von Blatt ab. Er hat mehrere Blätter Papier vor sich liegen. Auf ihnen steht, was seine Verteidiger ausgearbeitet haben. Jetzt sagt er: „Hier steht, die Menschen wurden umgebracht. Dort war der Jargon: Die wurden entsorgt.“

Von der NS-Propaganda geblendet?

Gröning erinnert sich an „ein besonderes Ereignis“. Zwischen den Koffern am Bahnsteig schrie ein Baby. Er sagt: „Ein SS-Rottenführer nahm das Kind, schlug es gegen einen LKW und das Schreien hörte auf.“ Gröning sagt: „Da ist mir das Herz stehengeblieben.“ Da habe er angefangen umzudenken, sagt er. Und dann folgt der Satz: „Es wäre etwas anderes gewesen, wenn er ein Gewehr genommen und das Baby erschossen hätte, anstatt es gegen einen Pfosten zu schlagen.“ Da habe er um seine Versetzung an die Front gebeten.

Gröning bekennt, er habe die Vernichtungsmaschinerie zunächst durch die NS-Propaganda begründet gesehen. Er habe gedacht: „Wenn die Juden unsere Feinde sind, ist es Teil des Krieges, dass sie erschossen werden.“ Er sagt auch: „Für mich steht außer Frage, dass ich mich moralisch mitschuldig gemacht habe an der millionenfachen Ermordung von Menschen, von denen die allermeisten Juden waren. Dazu bekenne ich mich. Über die Frage der strafrechtlichen Schuld müssen Sie entscheiden.“

Schreiendes Baby gegen Lkw geschlagen – „Da blieb mir das Herz stehen“

Gröning war der Buchhalter von Auschwitz, er verwaltete das Geld, das die Nazis ihren Opfern abnahmen. Er hat auch das Gepäck an der Rampe von Auschwitz bewacht, das die Deportierten am Bahnsteig zurücklassen mussten. Aus rechtlichen Gründen hat die Staatsanwaltschaft ihre Anklage auf die sogenannte Ungarn-Aktion im Sommer 1944 beschränkt. Damals trafen in Auschwitz-Birkenau mindestens 137 Eisenbahntransporte aus Ungarn ein. Von den rund 425 000 Menschen in den Zügen ermordete die SS mindestens 300 000 sofort in den Gaskammern.

Als Gröning am Morgen den Saal betritt, wird er von Justizwachtmeistern gestützt. Er braucht einen Rollator zur Fortbewegung. Richter Kompisch trägt den Namen des Angeklagten, sein Alter, seinen Familienstand („verwitwet“) vor. Gröning bestätigt alles. „Ja“, sagt er mit gebrochener Stimme, die so ganz anders klingen wird, als er wenig später mit klarer, fester Stimme in erschütternder Offenheit zu erzählen beginnt.

1942 wurde Gröning nach Auschwitz beordert. Er habe eine Verpflichtungserklärung unterzeichnet, die ihn zur strikten Geheimhaltung anhielt über das, was er dort erleben würde. Er habe nicht gewusst, was ihn erwarte. Das sagt er immer wieder. Erst vor Ort hätten ihn die Kameraden gesagt, dass im Lager Menschen ermordet werden. Diese Stelle liest Gröning von Blatt ab. Er hat mehrere Blätter Papier vor sich liegen. Auf ihnen steht, was seine Verteidiger ausgearbeitet haben. Jetzt sagt er: „Hier steht, die Menschen wurden umgebracht. Dort war der Jargon: Die wurden entsorgt.“

Von der NS-Propaganda geblendet?

Gröning erinnert sich an „ein besonderes Ereignis“. Zwischen den Koffern am Bahnsteig schrie ein Baby. Er sagt: „Ein SS-Rottenführer nahm das Kind, schlug es gegen einen LKW und das Schreien hörte auf.“ Gröning sagt: „Da ist mir das Herz stehengeblieben.“ Da habe er angefangen umzudenken, sagt er. Und dann folgt der Satz: „Es wäre etwas anderes gewesen, wenn er ein Gewehr genommen und das Baby erschossen hätte, anstatt es gegen einen Pfosten zu schlagen.“ Da habe er um seine Versetzung an die Front gebeten.

Gröning bekennt, er habe die Vernichtungsmaschinerie zunächst durch die NS-Propaganda begründet gesehen. Er habe gedacht: „Wenn die Juden unsere Feinde sind, ist es Teil des Krieges, dass sie erschossen werden.“ Er sagt auch: „Für mich steht außer Frage, dass ich mich moralisch mitschuldig gemacht habe an der millionenfachen Ermordung von Menschen, von denen die allermeisten Juden waren. Dazu bekenne ich mich. Über die Frage der strafrechtlichen Schuld müssen Sie entscheiden.“