Der Auftakt des Auschwitz-Prozesses in Lüneburg macht Hoffnung, dass dieses Gerichtsverfahren den Opfern und dem Staat Nutzen bringt, kommentiert Dieter Fuchs.

Seite Drei: Dieter Fuchs (fu)

Stuttgart - So wie es aussieht, könnte der Prozess gegen den früheren SS-Mann Oskar Gröning viele der Erwartungen erfüllen, die in ihn gesetzt worden waren. Das Landgericht Lüneburg, wo das Verfahren am Dienstag begonnen hat, ist sich darüber im Klaren gewesen, dass dieser Auschwitz-Prozess, wohl einer der letzten in der Geschichte, besondere internationale Aufmerksamkeit erfahren würde. Es hat sich gut vorbereitet. Die Verhandlungstermine sind bis Juli so gelegt, dass der greise Mann nicht überfordert wird. Der Angeklagte hat zum Auftakt ein umfassendes Geständnis abgelegt, was der Aufarbeitung der Vorwürfe dient, weil unwürdiges Leugnen und Verfahrenstricks damit wohl ausbleiben werden. Und die angereisten KZ-Überlebenden formulieren präzise, worum es ihnen geht: Ein Mann soll Verantwortung übernehmen für seine Tat und ein Staat für seine Geschichte.

 

Selbstverständlich liegt der Hauptzweck dieses Prozesses nicht darin, Gröning ins Gefängnis zu bringen. Es geht darum, schwerstes Unrecht zu brandmarken, solange die dafür Verantwortlichen noch leben. Dass dies bisher nicht geschehen ist, weil die deutsche Justiz lange blind war, ändert an der Forderung nichts. Und wenn der Angeklagte am Ende tatsächlich zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird und diese antreten kann, ist das nur gerecht.