Ein Interview mit der Konzept-e-Geschäftsführerin Waltraud Weegmann löst in der Elternschaft eines Schorndorfer Horts große Empörung aus. Ein Elternbeirat wirft dem Bildungsträger nicht nur Versagen bei der Personalsuche vor.
Dass die offenbar eklatanten Ausfallzeiten bei der Kinderbetreuung von der Elternschaft der Schorndorfer Wieslauf-Käpsele klaglos akzeptiert worden wären, lässt sich nicht behaupten. Doch irgendwie hatten sich Mütter und Väter daran gewöhnt, dass es in der Kindertagesstätte ihrer Sprösslinge an verlässlichen Öffnungszeiten hapert. Dass der Hort an der Mündung der Wieslauf in die Rems wegen des allseits bekannten Personalmangels deutlich öfter geschlossen ist als berufstätigen Eltern lieb sein kann, wurde mit Grummeln im Bauch hingenommen – und wortlos geschluckt.
Flüchten Erzieherinnen vor allem wegen der Eltern aus dem Job?
Jetzt allerdings hat ausgerechnet ein Interview bei Eltern der Wieslauf-Käpsele das Fass zum Überlaufen gebracht. In einem Gespräch mit unserer Redaktion hatte sich Waltraud Weegmann, Geschäftsführerin des privaten Bildungsträgers Konzept-e, aus dem Fenster gelehnt – und die Elternschaft der von ihr betreuten Kinderhäuser bei der mühevollen Suche nach guten Kräften als einen Teil des Problems bezeichnet. „Ich weiß, dass viele Eltern verständlicher Weise unzufrieden sind, wenn wir Öffnungszeiten nicht einhalten können. Dieser Ärger entlädt sich bei allen unseren Mitarbeitenden. Das erzeugt Stress, vor allem bei den Leitungen“, gab die für ihren langjährigen Einsatz für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Mutter von zwei Kindern zu Protokoll – und vertrat die These, dass Erziehungspersonal auch aus dem Job flüchtet, weil es den Konflikt mit Erziehungsberechtigten nicht mehr aushält. In Schorndorf sorgte die Aussage für eine explosionsartig anschwellende Empörung und hinterließ eine Elternschaft, die kein gutes Haar mehr am Träger der Einrichtung lässt. „Es ist unsere Schuld, dass das Kinderhaus Wieslauf-Käpsele seit seiner Gründung im Frühjahr 2023 zu keinem einzigen Zeitpunkt die vollständige Personalausstattung vorweisen kann?“, heißt es in einem offenen Brief an die Geschäftsführerin.
Vorgeworfen wird Weegmann nicht nur die Unfähigkeit zu einem respektvollen Dialog. E-Mails der Elternschaft würden zum Teil schlichtweg ignoriert, Fragen unzulänglich oder gar nicht beantwortet. Der Elternbeirat Oliver Krause spricht in dem über einen beachtlich großen Mailverteiler versandten Schreiben auch von Managementfehlern und einer verfehlten Politik bei der Personalgewinnung.
Sprachförderung und kindliche Bildung sehen die Eltern in Schorndorf nicht
„Kinderhäuser müssen nicht nur eröffnet, sie müssen auch betrieben werden. Wir Eltern sind nicht verantwortlich dafür, dass Personal aus Überlastung kündigt, weil es wegen nicht besetzter Stellen die doppelte Arbeit leisten muss“, heißt es im Brief. Laut Krause liegen die Ausfallzeiten bei den Wieslauf-Käpsele zwischen 40 und 60 Prozent, deutlich höher als in jeder anderen Schorndorfer Kindertageseinrichtung. Schulvorbereitung und Sprachförderung würden nicht mehr stattfinden, auch die frühkindliche Bildung leide unter den massiven Ausfällen. Besonders übel nimmt die Elternschaft, dass Konzept-e den Vorschlag zum Einsatz von Zeitarbeitskräften nicht aufgreift. „Ihr am Kind tätiges Fachpersonal opfert sich auf und bekommt von Ihnen keine Unterstützung“, heißt es.
Wie viel Gehör diese Kritik bei dem Bildungswerk findet, ist ungewiss. Waltraud Weegmann verweist in einer kurzen Antwort an Oliver Krause auf die Homepage des Trägers. Dort könne er nachlesen, „was gegen den Personalengpass in unseren Kinderhäusern getan wurde und weiterhin unermüdlich getan wird“. Die Wogen rund ums Kinderhaus glätten wird das eher nicht.