Atemberaubende Natur, hübsche Fachwerkhäuser, Heimat von Hirsch und Auerhahn: im Nördlichen Schwarzwald kann man endlos wandern und sich entspannen. Und das geht besonders gut auch im Herbst

Reise: Annette Schwesig (apf)

Anreise und Weiterfahrt

In den Nördlichen Schwarzwald kann man von verschiedenen Richtungen her kommen. Am schnellsten geht es von Stuttgart aus mit einem Regionalzug nach Bad Wildbad. Aber auch Bad Herrenalb ist ein guter Ausgangspunkt, um den nördlichen Schwarzwald zu erkunden. www.bahn.de. Vor Ort steigt man auf den Regionalverkehr um, dessen Netz im Sinne der nachhaltigen Mobilität deutlich erweitert werden soll. Da die Fahrzeiten im Moment noch unregelmäßig sind und zwischen werktags und Wochenende variieren, lohnt sich ein Blick vorab in den Fahrplan. www.vgf-info.de. Oder man nimmt sich ein Ruftaxi. Das sollte man allerdings eine Stunde vorher bestellen: OK Taxi unter Telefon: 0176 66 33 99 72.

 

Absolut ruhig

Der Bus X 78, von Bad Wildbad aus kommend, hält in der Nähe des Enztalhotels. Das Hotel ist zwar an der Straße gelegen, doch durch die knapp 1000 Seelen Gemeinde fährt kaum ein Auto, sodass das Hotel absolut ruhig ist. Die Zimmer sind großzügig geschnitten, ebenso die Restaurants und der schöne Wellnessbereich mit Hallenbad. Sehr zu empfehlen ist die Halbpension, denn Küchenchef Frank Weilacher zaubert täglich neue Feinschmecker-Kreationen. Das Hotel verfügt über das Qualitätssiegel „Wanderbares Deutschland“, was unter anderem bedeutet, dass niemand an der Rezeption die Nase rümpft, wenn man nach einer Wanderung mit dreckigen Schuhen hereinspaziert. Außerdem kann man Lunchpakete für eine längere Tour bestellen. Man kann diese morgens mitnehmen oder sich an einen Rastplatz liefern lassen. www.enztalhotel.de

Blaues Superfood

Egal, ob gerade Heidelbeerzeit ist oder nicht. An der kleinen, blauen Beere kommt man in Enzklösterle nicht vorbei. Im Heidelbeerdorf dreht sich das ganze Jahr über alle um die Heidelbeere. Zum einen gibt es am Ortsrand an der Wildbader Straße das Heidelbeerhaus: hier kann man Marmelade, Schnaps, Essig und vieles mehr kaufen. Außerdem gibt es ganzjährig Heidelbeertee und eine sagenhafte Heidelbeertorte: sahnig, fruchtig, nicht zu süß. Die blaue Zunge danach nimmt man gerne in Kauf. Von der Inhaberin Angelika Schmahl erfährt man, dass die Waldheidelbeere echtes Superfood ist, kein Vergleich mit der Kulturheidelbeere, die es überall zu kaufen gibt und die im Unterschied zur echten Heidelbeere kein blaurotes Fruchtfleisch hat, sondern gräulich-weißes. Man kann die kleinen Beeren auch selber pflücken. Der Wanderweg mit dem Namen Heidelbeerweg führt auf zwei Kilometern durch Wälder, Täler und über Wiesen. Schon im Frühjahr erkennt man die kleinen Perlen an den kniehohen Sträuchern. Im Sommer gilt: von der Hand in den Mund. Die Beeren sind zwar kleiner als die aus dem Supermarkt, aber auch viel, viel aromatischer. www.heidelbeer-haus.de/

Die Heidelbeerplattform /Foto: Tourismus Nördlicher Schwarzwald

Das Hochmoor

Zu den landschaftlich und atmosphärisch schönsten Gegenden in ganz Baden-Württemberg gehört das Hochmoor im Naturpark Schwarzwald Nord. Mitten im Waldgebiet Kaltenbronn. Auf über 900 Metern Höhe liegen mehrere kleinen Seen, die korrekte Bezeichnung lautet: Hochmoorkolke. Der Wildsee gilt als der größte Hochmoorsee Deutschlands. Durch das Moor führen einige befestige Bohlenwege, auf denen man sich fortbewegen kann, ohne dabei die Tiere und Pflanzen zu stören. Hier oben zeigt sich der Schwarzwald von seiner ganz besonders mystischen Seite, vor allem wenn Nebel wabert. Die Bänke am Wegesrand laden ein, Rast zu machen, inne zu halten und die fremdartige Landschaft auf sich wirken zu lassen. Wer Sorge hat, sich hier zu verlaufen und als Moorleiche zu enden, kann sich im Infozentrum Kaltenbronn im alten Forsthaus eine kostenlose Karte besorgen. Oder man lässt sich gleich von der klugen und resoluten Renate Fischer führen. Seit kurzem gibt es zusätzlich zum Infozentrum noch die Naturpark-Moorstation. In dem nigelnagelneuen Holzhäuschen mitten im Wald kann man sich zu den Themen Moore, Klimawandel und Naturschutz schlaumachen. Denn Moore sind die weltweit größten CO2-Speicher.

Sehr atmosphärisch: das Hochmoor im Schwarzwald Foto: Tourismus Nördlicher Schwarzwald

www.naturparkschwarzwald.de

Im Urwald von morgen

Wer nicht weiß, was ein Bannwald genau ist, der denkt zunächst: ganz schön unordentlich hier. Überall liegen Baumstämme quer, wer nicht aufpasst, hat herabhängende Zweige im Gesicht oder stolpert über Wurzeln. Aber die Unordnung ist gewollt, denn im Bannwald ist jegliche Nutzung untersagt, das heißt: Fällen ist verboten, aber auch das Entfernen von umgestürzten Bäumen. Im abgestorbenen Holz tummeln sich seltene Tier-, Pflanzen- und Pilzarten: eine Fundgrube für Forstwissenschaftler und Biologen, aber auch für ganz normale Wandersleute. Der Bannwald Kaltenbronn ist eines der größten Bannwaldgebiete in Baden-Württemberg, und nach und nach entwickelt sich auf der rund 400 Hektar großen Fläche der Urwald von morgen. Am besten geht man mit Kindern in den Bannwald: sie finden instinktiv die richtigen Wege und wissen, wie man sich behutsam in ihm bewegt. www.gernsbach.de/

An der Eyach

Eine echte Traumtour ist der Qualitätsweg „Ins Tal der Lehmänner“. Die rund 13 Kilometer lange Wanderung ist nicht ganz einfach, aber mit ein bisschen Kondition kein Problem. Sie bietet einfach alles, was das Wanderherz begehrt: Fernsicht, Nahsicht, schattige Alleen, wildromantische Bäche. Und mittendrin eine Einkehr mit Demeter-Qualität: Das Gasthaus Eyachmühle ist ein Slow-Food-Gastgeber und bietet Fisch, Wild und Gemüse aus der Region. Nach dem Essen ist man satt, fühlt sich aber nicht gemästet, sodass man den Rest der Wanderung mühelos bewältigt.

Schlemmen und schlafen

Wer tagsüber viel gewandert ist, der möchte auch gut schlafen. Sehr gemütliche Betten gibt es im kleinen Hotel Lamm in Bad Herrenalb-Rotensol (www.lamm-rotensol.de). Der Straßenverkehr scheint fern, die Wälder und Wiesen des Nordschwarzwaldes dagegen sind zum Greifen nah. Das Restaurant bietet badisch-schwäbische Spezialitäten und ist mehrfach ausgezeichnet – unter anderem vom Guide Michelin für faires Preis-Leistungs-Verhältnis. Der beeindruckende Weinkeller kann auch für individuelle Weinproben gebucht werden.

Frei wie ein Vogel

Wer schon mal davon geträumt hat, wie ein Vogel zu fliegen, der ist in Bad Herrenalb richtig. Hier gibt es den Drachenfliegerverein Althofdrachen, der auch über eine Drachenfliegerschule verfügt. www.althofdrachen.de