Lange diente der Hohenasperg als Gefängnis für politische Häftlinge, die für Könige, Herzogen und den Staat unbequem wurden. Seit 1963 dient das Gefängnis als Justizkrankenhaus. Nun gibt es dort auch ein Museum.

Asperg - Wer im 18. und 19. Jahrhundert den König kritisierte, konnte ganz schnell auf dem Hohenasperg landen – allerdings nur, wenn er adlig war oder dem Bürgertum angehörte. Denn der Hohenasperg war das Gefängnis für die besser Gestellten. Demokratischer wurde es es erst mit der Deutschen Revolution: Nach 1848 kamen auch die ärmeren politischen Gefangenen auf die Festung. Seit 1963 dient der Hohenasperg als Justizvollzugskrankenhaus und seit 2010 befindet sich hier auch ein Museum, das die Haftbedingungen und das Leben in dem Gefängnis anhand von 23 Einzelbiografien zeigt.

 

Der Weg zum Museum ist allerdings gut versteckt. Wer mit dem Auto kommt, kann dieses unten auf dem Gästeparkplatz des Museums abstellen, am Wochenende darf auch auf dem Mitarbeiterparkplatz des Justizvollzugskrankenhauses geparkt werden. Von dort ist es noch ein gutes Stück bergauf. Vom Parkplatz aus geht es durch das Tor in Richtung Festung, kurz nach dem Tor sollte der Besucher den Weg rechts hochgehen, an der Schickhardt-Stube vorbei, durch ein weiteres Tor. Nach der nächsten Kurve wartet nicht nur ein toller Ausblick über Asperg und die Weinberge, sondern auch das Museum.

Prominente Insassen über die Jahrhunderte

Im ersten Raum in dem ehemaligen Arsenalgebäude der Festung werden Insassen aus dem 18. Jahrhundert vorgestellt, darunter auch Joseph Süß Oppenheimer, der 1738 in Stuttgart hingerichtet worden ist. „Das war ein eklatanter Justizmord“, sagt Franziska Dunkel vom Stuttgarter Haus der Geschichte, die die Ausstellung konzipiert hat. Süß war Opfer einer antisemitischen Hetze geworden – und seine Geschichte wurde noch 200 Jahre später von den Nazis zu Propagandazwecken missbraucht. Etwa in dem Film „Jud Süß“.

Ein anderer bekannter Insasse auf dem Hohenasperg war Christian Friedrich Daniel Schubart. Der zeitweilige Musikdirektor am württembergischen Hof und Herausgeber einer Zeitung hatte über Herzog Carl Eugen und dessen Mätresse Franziska von Hohenstein gespottet. Zur Strafe wurde er zehn Jahre lang auf dem Hohenasperg eingekerkert. Die ersten 377 Tage seiner Haft verbrachte der Komponist im jetzt nach ihm benannten Schubart-Turm, „bei Wasser und Brot, sowie völlig von der Welt isoliert“, sagt Dunkel. „In der Haft sollte er büßen und zu einem braven, gläubigen Christen umerzogen werden.“ Die schwere Tür zu seiner Zelle ist eines der Exponate.

Der Affe von „Affen-Werner“

Ein etwas sonderbares Ausstellungsobjekt in einer der Vitrinen ist ein ausgestopfter Affe. Er gehörte dem Gastwirt Gustav Werner, der wegen seiner exotischen Tiere die er hielt und zur Schau stellte, auch Affen-Werner genannt wurde. In Werners Gastwirtschaft an der Sophienstraße in Stuttgart trafen sich die Revolutionäre von 1848/49. Auch Werner selbst sympathisierte mit den Ideen der Aufständischen. Und kam dafür auf den Hohenasperg.

Auch Biografien und Exponate von Gefangenen der beiden Weltkriege werden gezeigt, darunter eine riesige französische Flagge, die die Gefangenen heimlich angefertigt haben, als es 1945 erste Gerüchte gab, wonach die Franzosen bald den Hohenasperg erreichen und die Gefangenen befreien würden. Und tatsächlich hissten die Befreier von jenseits des Rheins dann genau diese Fahne auf der Turmspitze.

In einem weiteren Raum sind Gefangene aus der Zeit nach 1945 dargestellt. Unter anderem der Nationalsozialist und Erfinder des Reichsarbeitsdienstes, Konstantin Hierl, und der NS-Lagerkommandant Josef Schwammberger, der 2004 im Justizvollzugskrankenhaus auf dem Hohenasperg gestorben ist.

Auch der Remstalrebell Helmut Palmer war hier

Ein weiterer Insasse, dessen Biografie erzählt wird, war der Remstalrebell Helmut Palmer. Im Jahr 2000 – bereits an Krebs erkrankt – wollte er eine Geldstrafe für Beleidigung nicht zahlen und ließ sich stattdessen lieber auf dem Hohenasperg einsperren. In der Ausstellung zu sehen ist auch ein Hemd mit Davidstern, das der Kleidung von KZ-Häftlingen ähnelt und das Palmer trug, als er sich einsperren ließ.

Der letzte Raum dient der Recherche. Biografien von rund 30 ehemaligen Gefangenen können hier im Detail nachgelesen werden – die 23 aktuellen Persönlichkeiten der Ausstellung sowie sieben Personen, die bis vor einiger Zeit ebenfalls Teil der Ausstellung waren, aber ersetzt wurden, denn die Ausstellung wird ständig erneuert.