Ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Radfahrer und Kletterer ist die Burgruine Reußenstein. Dahinter verbirgt sich die Sage vom Riesen Heim.

Für Kletterer sind die Felsen am Reußenstein ein Paradies. In den Sommermonaten herrscht dort regelmäßig Hochbetrieb. Auch für Wanderer und Radfahrer ist die Burgruine hoch über dem Neidlinger Tal ein beliebtes Ziel. Zu Fuß ist sie vom gleichnamigen Parkplatz gut zu erreichen. Wer ins Innere will, sollte allerdings trittsicher und schwindelfrei sein. Das romantische Bauwerk scheint direkt aus der Felsennadel herauszuwachsen. Viele Dichter ließen sich von diesem Anblick inspirieren – unter anderem Wilhelm Hauff, der im 19. Jahrhundert die Sage vom Riesen Heim schrieb, der die Burg erbaut haben soll. Die wahre Geschichte ist anders dokumentiert.

 

Wer hat den Reußenstein erbaut?

Die Burg auf der Felsennadel wurde gegen 1270 als Ministerialburg der Herrschaft Teck gebaut; sie kontrollierte bis in das Spätmittelalter einen Albaufstieg aus dem Neidlinger Tal. Ritter Diethoh von Kirchheim-Stein war seit etwa 1301 der erste Herr der Burg. Sie ist das Idealbild einer mittelalterlichen Burgruine mit einem herrlichen Blick ins Neidlinger Tal. Bauherr war die aus Kirchheim stammende Niederadelsfamilie Reuß. Nach mehrfachem Besitzerwechsel in Adelskreisen wurde sie im 16. Jahrhundert aufgegeben. Der Landkreis Esslingen kaufte und renovierte sie 1965/66. Dann durfte das historische Gemäuer wieder besichtigt werden.

Wie kommt der Riese Heim ins Spiel?

Vielen ist der Reußenstein durch die Sage vom Riesen Heim bekannt, die der Dichter Wilhelm Hauff im 19. Jahrhundert geschrieben hat. Gegenüber dem Reußenstein liegt die Heimenwand. Nach der Sage ließ der Riese Heim vom Heimenstein, der bis dahin in der Felshöhle auf der gegenüberliegenden Talseite gelebt hatte, die Burg auf dem Reußenstein erbauen. Um dorthin zu gelangen, musste er mit einem großen Schritt das Tal durchqueren, blieb dabei mit einem Fuß in dem morastigen Talgrund stecken. Als er ihn herauszog, entsprang dem Loch eine Quelle – so soll die Lindach entstanden sein. Zuletzt fehlte an der fast fertigen Burg noch ein Nagel. Keiner der Handwerker wagte es, diesen einzuschlagen. Da kam ein junger Geselle, der es wagen wollte. Der Riese hielt den jungen Mann mit seiner mächtigen Faust zum Fenster hinaus über den Abgrund, bis er sein Werk beendet hatte. Als Lohn soll er er Reichtum und die Tochter des Meisters zur Frau bekommen haben.

Lohnt der Abstecher zur Heimenwand?

Am Wanderparkplatz „Bahnhöfle“ – knapp zwei Kilometer vom Reußenstein entfernt – liegt das Naturdenkmal Weiße Wand und Heimenstein. Eine große, übersichtliche Infotafel weist die Wege. Von dort wandert man durch den Bannwald mit vielen geschützten Tier- und Pflanzenarten am Albtrauf entlang zur Heimenhöhle und zur Heimennadel. Für etwas geübtere Wanderer ist diese Tour ein faszinierendes Erlebnis – die schönsten Ausblicke hat man allerdings von den Waldwegen, die Trittsicherheit erfordern. Um Flora und Fauna zu schützen, dürfen die Wege allerdings nicht verlassen werden. Diese weniger bekannte Tour bietet schöne Einblicke in die Alblandschaft, die zu jeder Jahreszeit ihren Reiz entfaltet.

Wann wurde die Ruine saniert?

Von Juli bis November 2012 musste die Burgruine umfangreich saniert werden, da an der Südwand starke Risse aufgetreten waren, die Mauerkrone zusehends zerfiel und teilweise bereits mit Bewuchs überzogen war. Es bestand die Gefahr, dass mit der Zeit lose Mauersteine herabfallen und eventuell Besucher verletzen. Die Kosten von etwa 450 000 Euro übernahmen der Landkreis Esslingen als Eigentümer der Burgruine, der Bund, das Land Baden-Württemberg sowie die Denkmalstiftung Baden-Württemberg. 2015 war die Ruine für weitere Sanierungsarbeiten mehrere Monate gesperrt.

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Ist der Reußenstein zu Fuß erreichbar?

Vom gleichnamigen Wanderparkplatz ist die Burgruine Reußenstein in 700 Metern gut zu Fuß erreichbar. Der Weg zum ersten Felsvorsprung ist gut ausgebaut und auch mit Kinderwagen oder Gehhilfen erreichbar. Von dort hat man einen guten Blick auf die Ruine. Wer die Ruine allerdings zu Fuß entdecken will, sollte trittsicher sein. Über Treppen lässt sich die historische Burganlage sehr gut erreichen. Durch die Fensteröffnungen des steinernen Gemäuers ist der Ausblick ins Neidlinger Tal ein besonderes Erlebnis.

Welche weiteren Ziele bieten sich an?

Der Wanderparkplatz Reußenstein liegt auf 764 Metern über dem Meeresspiegel und bietet große Parkflächen für Wanderer. Von dort sind auch andere attraktive Ziele zu erreichen, wenn man länger wandern will. Die Schertelshöhle ist 3,7 Kilometer entfernt. Einen weiteren Abstecher lohnt der Filsursprung, der 5,6 Kilometer entfernt liegt.

Wo gibt es Informationen und Bewirtung?

Nicht weit vom Reußenstein entfernt liegt das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb. Dort gibt es Informationen rund um die Schwäbische Alb, die Sonderausstellung „Zukunft Moor“ und ein Café. Neben Kaffee und Hefezopf werden regionale Spezialitäten zum Mitnehmen verkauft. Zum Essen einkehren kann man donnerstags bis sonntags im Gasthof Lamm in Neidlingen in der Weilheimer Straße 6 – dienstags ist für Gruppen ab 15 Personen mit Anmeldung offen.

Unterwegs in der Region

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Anfahrt
Die A 8 an der Ausfahrt Aichelberg/Weilheim verlassen. Auf der L 1214 drei Kilometer nach Weilheim. Dort links auf die L 1200 nach Neidlingen. Drei Kilometer über die Steige auf die Albhochfläche, dort rechts ab auf die K 1430 in Richtung Lenningen-Schopfloch. Nach zwei Kilometern ist der Wanderparkplatz Reußenstein erreicht.

Informationen
Unter www.reussenstein.de gibt es im Internet ausführliche Informationen.