Die Burgruine Hohenstaufen im Kreis Göppingen gestattet spannende Einblicke in die Geschichte des Adelsgeschlechts und faszinierende Ausblicke in die Natur.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Wer oben ankommt und dort eine prächtige Burg oder gar ein Schloss erwartet, wird enttäuscht. Aber ehrlich, wer den zwar vergleichsweise kurzen, an hochsommerlichen Tagen aber durchaus schweißtreibenden Aufstieg vom Göppinger Stadtteil Hohenstaufen hinauf zur Burgruine in Angriff nimmt, sieht schon vom Fuß des Berges aus, dass es oben nicht sehr viel zu sehen gibt. Denn bereits im 19. Jahrhundert waren die letzten Überreste der in den Bauernkriegen zerstörten Burg abgetragen.

 

Und hätte es nicht im 20. Jahrhundert zwei archäologische Ausgrabungen gegeben, die dazu geführt haben, dass Mauerreste auf dem Gipfel des Berges rekonstruiert wurden, gäbe es – abgesehen vom fantastischen Blick hinüber zu den beiden anderen Kaiserbergen Stuifen und Rechberg sowie den mindestens ebenso faszinierenden Ausblicken hinüber zum Albrand überhaupt nichts mehr zu sehen. Und dennoch; der Besuch des zumindest in einigen Grundmauern wieder erkennbaren Hohenstaufen ist für jeden Schwaben eigentlich Pflichtprogramm.

Welche Bedeutung hat der Hohenstaufen?

Auf dem Hohenstaufen begann im elften Jahrhundert der steile Aufstieg der Staufer, des bedeutendsten süddeutschen Adelsgeschlechts, aus dem zahlreiche Könige und Kaiser in Mittel- und Südeuropa hervorgegangen sind. Drei Kaiserberge – der Hohenstaufen, der Stuifen und der Hohenrechberg – hatten die Staufer zur Auswahl, entschieden sich als Ort für den Stammsitz aber für den 684 Meter hohen kegelförmigen Hohenstaufen. Als Erbauer der Stammburg gilt Herzog Friedrich I. von Schwaben.

Vor allem unter den ersten staufischen Herzögen entwickelte sich der Hohenstaufen zum Macht- und Regierungszentrum. Im 13. Jahrhundert erbauten die Dienstleute der Staufer, die Herren von Rechberg, auf dem 707 Meter hohen benachbarten Hohenrechberg eine Burg. Auf dem mit 757 Meter hohen Stuifen wiederum hat nie eine Burg gestanden. Auch der legendäre römische Kaiser Friedrich Barbarossa hat im Jahr 1181 die Stammburg seiner Ahnen besucht. Schon damals hatte der Hohenstaufen wegen des gewachsenen Staufer-Imperiums mit mehreren hundert Festungen allerdings an Bedeutung eingebüßt. Er diente aber weiterhin als militärischer Stützpunkt.

Gibt es Informationen zur Geschichte?

Auf dem Weg zur Burgruine und auf dem Hohenstaufen selber gibt es zahlreiche Infotafeln, die einen ersten Einblick in die Geschichte der Staufer und des Hohenstaufen geben. Wer es genauer wissen will: Neben der Barbarossakirche im Ort Hohenstaufen findet sich ein Dokumentationsraum für staufische Geschichte. Die Ausstellung gibt anhand von Schriftstücken, Bildern, Plänen und Modellen einen Überblick über den Hohenstaufen als Denkmal deutscher Geschichte.

Worauf muss man bei der Anreise achten?

Natürlich kann man auch mit dem Rad kommen. Aber von Göppingen hinauf zum Stadtteil Hohenstaufen – und dann weiter aufwärts in Richtung Burgruine sind schon etliche Höhenmeter zu bewältigen, die entweder gute Kondition oder einen elektrischen Zusatzantrieb unabdingbar machen. Auch mit dem ÖPNV lässt sich der Hohenstaufen zumindest einigermaßen gut erreichen. Die Buslinie 933 verkehrt fast immer im Stundentakt, selten auch halbstündlich, vom ZOB in Göppingen in Richtung Maitis/Lenglingen. Die Haltestelle „Jugendherberge“ – von Göppingen kommend hinter dem Ortsausgang von Hohenstaufen – ist ein guter Ausgangspunkt zur Eroberung des Hohenstaufen. Direkt neben der Haltestelle gibt es auch einen Parkplatz für all diejenigen, die nicht auf ihr Auto verzichten wollen.

Wie geht es zu Fuß auf den Berg?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um von Hohenstaufen aus die Burgruine zu erwandern. Dabei kann man die Touren beliebig ausbauen und beispielsweise auch einen Abstecher zum Kletterfelsen Spielburg einbauen oder das Wäscherschloss in Wäschenbeuren besuchen. Aber auch der direkte Weg vorbei an der neuen Jugendherberge mit ihren markanten Stelzenzimmern besitzt durchaus Charme.

Hat man den Waldrand erreicht, trennen sich die Wege von Kraxlern jeglichen Alters und Kinderwagenbesitzern und nicht ganz so trittfesten Zeitgenossen. Während auf erstere geradeaus durchaus ein kurzer, vor allem auch für Kinder spannender Anstieg wartet, sollten alle anderen am Waldrand rechts auf den den Berg umkreisenden Weg einbiegen. Sie werden dann über sichere und breite Wege hinauf zum Gipfel geführt. Vom Parkplatz muss man zur Ruine eine knappe halbe Stunde für den direkten und ein paar Minuten mehr für den indirekten Weg einrechnen.

Braucht man Verpflegung?

Der Aufstieg ist zwar nicht sehr lang, aber durstig macht er schon, und kleinere Besucher könnten auch Hunger bekommen. Deshalb ist ein gut gepackter Rucksack vor allem von Montag bis Mittwoch eine äußerst sinnvolle Maßnahme. Denn das Restaurant Himmel & Erde, das neben einer großen Tee- und Kaffee-Auswahl und den üblichen Erfrischungsgetränken auch leckere Kuchen, Maultaschen, Schnitzel, Wurstsalat, Käsebrot und Spätzle mit Soß‘ anbietet, hat selbst in den Sommermonaten nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Dafür gibt es im Burghof zahlreiche Picknick-Tische, an denen man seine mitgebrachte Vesper genießen kann und einen wegen der Waldbrandgefahr aktuell allerdings gesperrten Grill.

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Unterwegs in der Region

Serie
Auf Erkundungstour in der Region - zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?“

Stele
Unübersehbar ist das Denkmal am Ostgipfel des Hohenstaufen. Die 3,20 Meter hohe Stauferstele aus apulischem Marmor wurde 2002 aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Landes Baden-Württemberg und zum 750 Geburtstags von Konradin, dem letzten Staufer, errichtet. Die achteckige Form erinnert an das Castel del Monte, das staufische Schloss in Italien.