Ausflugstipps für Baden-Württemberg Das perfekte Wochenende in Baden-Baden

Das Kurhaus mit dem Casino ist eine der Hauptattraktionen von Baden-Baden. Foto: Imago/Imagebroker/Val Thoermer

Im 19. Jahrhundert erholte sich der europäische Hochadel im vornehmen Baden-Baden. Heute punktet die Kleinstadt von Weltrang mit Thermalwasser, Kultur und Genuss. Unsere Tipps für einen Kurztrip an die Oos.

Leben: Susanne Hamann (sur)

Verstaubt? Verfallen? Verlassen? Nicht in Baden-Baden. Die Kurstadt hat im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Orten in Europa das Kunststück vollbracht, sich ständig neu zu erfinden, statt trutschig und angestaubt zu sein. „Hier trifft die Belle Epoque auf das Zeitalter von Instagram“, schrieb die „New York Times“. Und was soll man sagen? Die Kollegen haben recht.

 

Anreise, mobil vor Ort

Knapp zwei Stunden braucht man ab Stuttgart mit dem Zug nach Baden-Baden. Vor Ort sind die meisten Sehenswürdigkeiten zu Fuß gut erreichbar. Für längere Strecken, etwa raus in den Schwarzwald, nimmt man den Bus.

Modern und schick: das Tribe Hotel Foto: Hamann

Unterkunft

Hotels gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel. Eine schickes Lifestyle-Quartier mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis ist das Ende 2023 neu eröffnete Tribe Hotel gegenüber der Caracalla Therme. Die aus dem australischen Perth stammenden Kette hat sich erschwinglichen Luxus auf die Fahne geschrieben. Es ist das erste Haus von Tribe in Deutschland. Ein Doppelzimmer mit Frühstück gibt es ab rund 130 Euro, die Lage ist perfekt, um die Stadt zu erkunden.

Das erste Haus am Platz: Brenners Park-Hotel & Spa Foto: Brenners/Wolfgang Stahr

Erste Adresse am Platz ist seit mehr als 150 Jahren das legendäre Brenners Park-Hotel & Spa direkt am Flüsschen Oos. Die Hotelikone wird derzeit umfassend renoviert. Man kann aber trotz Umbaus hier wohnen: eines der Nebengebäude, das Haus Stéphanie, ist geöffnet. Doppelzimmer ab 600 Euro.

Prachtvoll

Baden-Baden wurde vor 2000 Jahren von den Römern gegründet, die hier Thermalquellen entdeckten und die ersten Badeanlagen bauten. In der Belle Époque reiste die europäische Elite in den Schwarzwald, um sich zu erholen und Körper und Geist zu erfrischen. Zu den Gästen zählten Promis der Zeit wie der französische Kaiser Napoleon III., die britische Queen Victoria, die österreichische Kaiserin Elisabeth (die mit eigener Milchkuh anreiste), der Dichter Victor Hugo oder die Schauspielerin Marlene Dietrich.

2021 hat die Unesco Baden-Baden als Teil der „Great Spa Towns of Europe“ in ihre Welterbeliste aufgenommen. Kurhaus, Casino, Theater und Kurhaus-Kolonnaden zeugen vom Glanz der bedeutenden Epoche. In der Trinkhalle – einem rund 90 Meter langen, offenen Wandelgang mit korinthischen Säulen und wunderschönen Fresken aus dem 19. Jahrhundert – kann man sich ein Schlückchen genehmigen und dabei die 14 Wandgemälde mit der Sagenwelt des nördlichen Schwarzwalds bewundern.

Das warme Heilwasser schmeckt sehr salzig, es enthält Mineralien wie Natrium, Chlorid, Fluor, Lithium, Kieselsäure und Bor. Weil auch etwas Arsen enthalten ist wird von der inneren Anwendung abgeraten.

Das Friedrichsbad /Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH/N. Dautel

Entspannend

Besser, man wendet den Schatz aus der Tiefe äußerlich an. Badefans haben in Baden-Baden die Qual der Wahl: Friedrichsbad oder Caracalla Therme? Im 1877 eröffneten Friedrichsbad trifft die römische Badekultur auf Heißluftbäder, wie man sie in Irland kennt. Die Besucher durchlaufen in dem palastartigen Renaissancebad 17 Stationen wie Seifenbürstenmassage, Thermalwasserdusche und Dampf- und Sprudelbäder. Das Bad ist textilfrei, der Eintritt erst ab 14 Jahren gestattet, Kosten: 35 Euro inkl. Bademantel, Badeschuhen und Handtüchern. Manche Anwendungen kosten extra (Seifenbürstenmassage: 19 Euro).

Die Caracalla Therme /Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH/N. Dautel

Die Caracalla Therme erinnert mit ihrer mächtigen Kuppel an einen antiken Tempel. Auf 5000 Quadratmetern kann man in verschiedenen Innen- und Außenpools aufs Schönste relaxen. Hier darf man den Badeanzug auch anbehalten. Das Thermalwasser wirkt gezielt auf den Organismus. Idealerweise setzt man sich immer nur für zehn Minuten ins warme Wasser und legt zwischendurch Pausen ein. Sonst kann der Kreislauf schlapp machen. Eintritt ab 7 Jahren, Kosten ab 19 Euro für zwei Stunden, Tageskarte 31 Euro.

An der Lichtenthaler Allee liegen prächtige Gebäude wie das Brenners und hübsche Parks Foto: Brenners Park-Hotel & Spa

Blühendes Band

Die Lichtenthaler Allee ist die grüne Lunge der Stadt. Wie ein blühendes Band zieht sich die drei Kilometer lange Promenade entlang der sanft plätschernden Oos durch die Stadt. Unterwegs gibt es viel zu sehen: prachtvolle Gebäude, spannende Museen und wunderschöne Parks wie die Gönneranlage, ein romantischer Jugendstil-Garten mit mehr als 400 Rosenarten. Ganz am Ende liegt das Kloster Lichtenthal. In der 1245 gegründeten Cisterciensinnen-Abtei ist ein noch immer aktives Kloster. Die Schwestern veranstalten Gottesdienste und Seminare. Zur Abtei gehört das Café Lumen, in dem köstliche selbst gebackene Kuchen serviert werden. Die Zimtschnecken sind die wahrscheinlich besten außerhalb Schwedens. Wer nicht zurücklaufen möchte nimmt den Bus Nummer 201.

Das Gebäude des Museums Frieder Burda wurde von Stararchitekt Richard Meier entworfen. /Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH

Moderne Kunst

Schon allein das Gebäude ist eine Schau. Der Entwurf des privaten Museums Frieder Burda stammt von dem berühmten US-Architekten Richard Meier. In dem lichtdurchfluteten weißen Kasten gibt es zeitgenössische Bilder, Installationen und Skulpturen von namhaften Künstlern wie Picasso, Gerhard Richter und Neo Rauch zu sehen. Im Moment läuft die Ausstellung „Impossible“ und huldigt der Macht des Imaginären. Am 15. Juni startet zum 20-jährigen Bestehen des Hauses eine Jubiläumsschau. Eintritt: 14 Euro.

Wer nicht genug vom Kunstgenuss bekommen kann findet nebenan Nachschub in der ebenfalls auf moderne Werke spezialisierten Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Eintritt: 7 Euro. Geheimtipp: Das angeschlossene Café verfügt über eine hübsche Terrasse, von der man prima das Treiben auf der Lichtenthaler Allee beobachten kann.

Mit einer Standseilbahn geht es auf den Merkurberg. Foto: Hamann

Aussichtsreich

Den besten Blick auf Baden-Baden hat man vom Merkurberg. Allein der Weg dorthin ist ein Erlebnis: es geht mit dem Bus (Linie 204 oder 205) durch hübsche Villenviertel, und von einer Streuobstwiese am Stadtrand schaut eine Herde Schafe neugierig herüber. Das letzte Stück auf den 668 Meter hohen Hausberg Baden-Badens überwindet eine Standseilbahn. Das Besonders: Es gibt keinen festen Fahrplan. Man steigt einfach ein und drückt den gelben Knopf mit der Aufschrift „Abfahrt“. Berg- und Talfahrt: 7 Euro.

Auch in der Stadt gibt es einen Aussichtspunkt: von der Terrasse des neuen Schlosses überblickt man die Altstadt mit dem Marktplatz und der rosa leuchtenden Stiftskirche, der Grablege der Markgrafen von Baden. Auf dem Weg die Schlossstaffel hinauf streift man den Florentinerbergpark. Hier wachsen Zitronen- und Orangenbäume, Palmen und andere mediterrane Pflanzen. Kein Wunder: Sie haben durch die warmen Thermalquellen quasi eine Fußbodenheizung.

Schick speisen im Moriki. Foto: Gekko Group / Roomers Baden-Baden

Essen und Trinken

Versteckt in einem Innenhof in den kleinen Gassen der Altstadt liegt die Weinstube im Baldreit. Das urige Lokal serviert badische und elsässische Hausmannskost. Pan-asiatische Küche vom Feinsten gibt es im Restaurant Moriki schräg gegenüber des Festspielhauses. Mastermind des edel gestylten Restaurants ist der berühmte Berliner Koch The Duc Ngo. Das Sushi ist großartig, der Service aufmerksam und flink.

Die Sophienstraße ist eine der Haupteinkaufsstraßen in Baden-Baden /Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH

Shopping

Die Berliner haben den Kurfürstendamm, die Baden-Badener die Sophienstrasse. Schicke Boutiquen internationalen Luxuslabels findet man hier ebenso wie nette kleine Inhaber geführte Läden. Auch die Lange Straße in der Fußgängerzone lohnt einen Abstecher. Wer vom Einkaufen ermattet neue Energie tanken möchte tut das am besten im Café König. Ein Kaffeehaus wie früher, mit Törtchen und Petit Four zum Niederknien.

Das Glücksspiel in Baden-Baden zieht die Besucher an. /Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH

Faitez vos Jeux

Kurgäste sollen sich erholen, aber sie wollen auch Spaß haben. Daher gibt es in Baden-Baden nicht nur Theater und das Festspielhaus, sondern vor allem das pompöse Casino. Das Spielangebot umfasst Roulette, Black Jack, Poker und Automaten. Auch wenn man kein Geld setzen möchte, einmal muss man hier gewesen sein. Das Ambiente: Neobarocke Räume, rote Teppiche, funkelnde Kronleuchter. Das Publikum: erstaunlich jung und sehr aufgebrezelt. Für Herren herrscht Sakko-Pflicht. Sportliches Schuhwerk wie Sneaker sind aber häufig gesehen. Die Damen tragen elegante Abendkleider. An der Bar kann man stundenlang verweilen und Leute gucken. Eintritt ab 21 Jahren, 5 Euro.

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