Ein klein wenig gruselig ist es schon, das Keltenmuseum in Eberdingen-Hochdorf. Doch die Ausstellung ist allein schon deshalb beeindruckend, weil sie an einer geschichtlich bedeutenden Stelle ist.

Eberdingen-Hochdorf - Wir zeigen hier das Geschäft mit dem Tod, für ganz kleine Kinder ist das nichts“, begrüßt die Museumsleiterin Simone Stork die Besucher gleich zu Beginn. Erst ab der 3. Schulklasse sei ein Besuch ihres Keltenmuseums in Eberdingen-Hochdorf geeignet.

 

Schon nach wenigen Minuten ahnt man, was sie mit ihrem Hinweis gemeint hat: Der Weg führt zunächst nämlich in die Grabkammer ein halbes Stockwerk tiefer, und obgleich man keinen einbalsamierten Leichnam sieht, geht es hier doch um den Tod. Denn gezeigt wird eine echte fürstliche Grabkammer, das Herzstück des Museums. Ein goldener Wagen steht hier, auf dem eine bekleidete Puppe liegt, auf einem anderen Wagen daneben stapeln sich Schmuck, Waffen, Keramik, Bronzegeschirr und Wagenteile. Mit einer besonderen Lichttechnik wird die etwa unheimlich anmutende Kammer in Szene gesetzt.

Ein mächtiger Hügel erhob sich über dem Grab

Dass alle diese Dinge überhaupt besichtigt werden können, ist der Tatsache geschuldet, dass vor 2500 Jahren genau an dieser Stelle, wo nun das Museum ist, ein prunkvolles Begräbnis stattfand, und hier ein Mann bestattet wurde, der offenbar eine hohe Stellung in der damaligen Gesellschaft innehatte. Ein mächtiger Hügel erhob sich über seiner Grabstätte und markierte sie. Dieser wurde zwar im Laufe der Jahre abgetragen, doch 1978 wurde das bis zu diesem Zeitpunkt unangetastete Grab schließlich wiederentdeckt. So war es möglich, die Grabstätte mitsamt der Beigaben detailgetreu zu rekonstruieren und genau an dieser Stelle dann 1991 das Keltenmuseum zu eröffnen.

In ihrer Führung räumt Simone Stork mit einem Vorurteil auf: Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass die Kelten etwa aus Irland stammten, kämen sie tatsächlich aus dem Gebiet rund um Hochdorf, wo sie während der Eisenzeit im 5. und 6. Jahrhundert vor Christus gelebt hätten. Hier wurden sie auch zum ersten Mal als Kelten, griechisch Keltoi, bezeichnet. Um 400 vor Christus breiteten sie sich mehr und mehr aus, ihre Stämme begannen auszuwandern und sich neue Siedlungsgebiete zu suchen. „In einem Teil von Spanien sprach man vorher schon Keltisch, später eroberten die Römer alle diese Länder und machten sie zu Provinzen des Römischen Reiches“, erklärt sie. Erst um die Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus führten tief greifende politische und wirtschaftliche Veränderungen zum Zusammenbruch der „keltischen Welt“.

Das Museum ist etwas Besonderes

Auch heute noch gibt es aber Regionen, in denen die Menschen Keltisch als ihre Muttersprache pflegen: Etwa auf den Britischen Inseln und in Irland, berichtet Simone Stork. „Archäologen und Sprachwissenschaftler versuchen immer noch, herauszufinden, wie die keltische Sprache einst dorthin gelangte.“

Das Museum in Eberdingen-Hochdorf ist nicht riesig, und doch auf eine ganz besondere Art eindrucksvoll. Die Besucher spüren, dass sich hier Menschen um etwas kümmern, das ihnen am Herzen liegt. „Wir sind hier alle Mädchen für alles, jeder kümmert sich um jeden Bereich, wenn Not am Mann ist“, sagt die Museumsleiterin. Neben ihrem unglaublichen Wissen über die damalige Zeit kümmert sie sich um die Verwaltung und die Pädagogik, ist aber auch mal Hausmeisterin.

Zu sehen gibt es im Museum nicht nur das bedeutende Grab: In zehn kleinen Gläsern werden etwa Kräuter wie Schafgarbe, Labkraut, Frauenmantel, Johanniskraut oder Thymian aus dem daneben liegenden Garten gezeigt – allesamt Kräuter, die schon die Kelten kannten. So wird der Besuch auch lehrreich, wie die Natur schon früh beim Heilen half.

Das Keltenmuseum

Adresse
Keltenmuseum Hochdorf/Enz, Keltenstraße 2, 71735 Eberdingen-Hochdorf, Telefon 07 042 / 78 911, www.keltenmuseum.de

Öffnungszeiten
Das Museum ist dienstags bis freitags von 9.30 bis 12 und von 13.30 bis 17 Uhr geöffnet sowie samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Während der Sommerferien gibt es zahlreiche Angebote wie besondere Führungen, Bastelaktionen und Bronzeguss-Kurse für Kinder und Erwachsene.

Ausstellung
Eine Besonderheit der Ausstellung ist ein 2500 Jahre alter Stofffetzen aus der ursprünglichen Grabkammer. Er zeigt ebenso eindrucksvoll wie die übrigen Exponate, zu denen etwa altes Handwerkszeug und Schmuck gehören, wie das Leben vor vielen Jahren ausgesehen haben muss.

Außenbereich
Hier gibt es einen Kräutergarten, eine Feuerstelle und das reetgedeckte Haupthaus, in dem Kurse und Seminare abgehalten werden.