Die einst stattliche Burg auf dem Teckberg bei Owen war Schauplatz einer fürstlichen Hofhaltung. Doch im Bauernkrieg sank die Anlage in Schutt und Asche. Auf den Ruinen entstanden ein Wanderheim und ein Lokal mit Aussichtsturm.

Sie war Festung, Ritterburg, Herzogs- und Fürstensitz. Heute dient die Burg Teck als Herberge für Wandersleut’ und ist ein beliebtes Ausflugsziel am Rande der Schwäbischen Alb. Heerscharen von Besuchern zieht es an schönen Sommertagen hinauf. Für die Bewohner des Landstriches ist die weithin sichtbare Burg mit ihrem markanten Türmchen jedoch etwas Besonderes – sie ist das Wahrzeichen ihrer Region.

 

Warum lohnt sich ein Besuch? Rittersäle, Waffenkammern und prachtvolle Gemächer hat die Burg nicht zu bieten, denn nichts erinnert mehr an mittelalterliche Zeiten. Die heutige Burg ist ein vergleichsweise junger Funktionsbau. Ihr Reiz ist der fantastische Blick: Stolz thront sie auf dem Gipfel des Teckberges in 775 Metern Höhe. Die Aussichtsbalkone bieten eine Sicht auf das umgebende Naturschutzgebiet, die Drei-Kaiser-Berge und ins Biosphärengebiet Schwäbische Alb. An guten Tagen reicht die Fernsicht sogar bis zu den Ausläufern des Schwarzwaldes, selbst die Schesaplana, der höchste Berg im schweizerischen Rätikon, lässt sich bei optimalen Wetterbedingungen erkennen. Den besten Ausblick hat man vom Aussichtstürmchen, das frei zugänglich ist. Wer die 76 Treppenstufen hinauf erklommen hat, dem liegt weites Land zu Füßen – zur besseren Orientierung sind die Sehenswürdigkeiten der Umgebung und ihre Entfernungen auf Schildern ausgewiesen.

Was ist das Besondere an der Teck? Der Teckberg und die ihm vorgelagerten Vulkanschlote Hohenbol und Hörnle – Überbleibsel des sogenannten Schwäbischen Vulkans, der vor 15  Millionen Jahren aktiv war – sind nicht nur ein schönes Ausflugsziel für den Menschen, sondern auch wichtiger Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Das 386 Hektar große Gebiet rund um den Berg wurde 1999 unter Naturschutz gestellt. Viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten kommen hier vor. Die Schafweiden, die sich rund um den Berg ziehen, stellen die größten zusammenhängenden Heideflächen im Landkreis Esslingen dar. Besucher finden Informationen zu den geologischen, biologischen, geschichtlichen und kulturhistorischen Besonderheiten der Teck auf Schautafeln an den Parkplätzen und entlang der Wanderwege. Von der Schönheit dieser Landschaft schwärmte übrigens schon der schwäbische Dichter-Pfarrer Eduard Mörike (1804-1875) in seinem Gedicht „Auf der Teck“: „Hier ist Freude hier ist Lust, wie ich nie empfunden! Hier muss eine Menschenbrust ganz und gar gesunden!“

Wann wurde die Burg gebaut? Die Lage war es, weshalb schon die Herzöge von Zähringen den Teckberg einst für sich beanspruchten: Um 1100 ließen sie auf dem lang gezogenen schmalen Bergrücken eine Schutzburg erbauen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie im Jahr 1152. Zwei Jahrhunderte später ging die Burg in den Besitz der Grafen von Württemberg über. Im Bauernkrieg 1525 sank das einst mächtige Bauwerk in Schutt und Asche. 1736 wollte Herzog Karl Alexander von Württemberg die Teck, zum Schutz gegen die fortwährenden Franzoseneinfälle, zu einer Landesfestung ausbauen. Nach seinem plötzlichen Tod blieben die Bauarbeiten jedoch in ihren Anfängen stecken. Das Oberamt Kirchheim erteilte im Jahr 1738 die Erlaubnis zum Abbruch der Burg, sodass teilweise nur die Grundmauern erhalten blieben. Um 1850 übernahm der Verschönerungsverein Kirchheim die Ruine und begann, sie touristisch zu erschließen. Er errichtete 1889 einen Aussichtsturm und 1933 eine Veranstaltungshalle. 1942 wurde der Schwäbische Albverein Eigentümer der Burganlage und baute sie 1955 zum Wanderheim aus. Der Turm erhielt sein heutiges Aussehen.

Was hat die Burg zu bieten? Die Teck ist ein Paradies für Wanderer. Aus allen Richtungen führen Wege hoch zur Burg, die ganzjährig bewirtschaftet ist. Ausflügler können in den Gasträumen einkehren (Montag und Dienstag ist Ruhetag) und Klassiker der schwäbischen Küche genießen. Oder sich einen Imbiss am Kiosk kaufen – für Sitzgelegenheiten im Burghof ist gesorgt. Der Schwäbische Albverein bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten an. In Zimmern mit zwei bis sieben Betten stehen insgesamt 50 Schlafplätze zur Verfügung – nach vorheriger Anmeldung von Mittwoch bis Samstag. Willkommen sind übrigens nicht nur Vereinsmitglieder.

Was gibt es noch zu sehen? Empfehlenswert ist ein Abstecher zum unterhalb des Aussichtsturms gelegenen Sibyllenloch. Entstanden ist die Höhle vor langer Zeit durch Kalkablösung und Auswaschung im Juragestein. Unzählige Knochenstücke von Bären, Höhlenlöwen, Mammut, Nashorn und Wildpferd, die 1898 bei Ausgrabungen gefunden wurden und zwischen 15 000 und 20 000 Jahren alt sind, lieferten den Wissenschaftlern wichtige Aufschlüsse über die Geschichte der schwäbischen Alb und deren Schätze. Heute ist die Sibyllenhöhle ein Fledermaus-Winterquartier und darf deshalb zwischen dem 1. Oktober und dem 31. März nicht betreten werden. Auch die Veronika-Höhle liegt am Teckberg – nicht weit entfernt, etwa einen Kilometer südlich der Burg.

Rankt sich eine Geschichte um die Burg? Fast jedes Kind der Region kennt die Sage der Sibylle von der Teck: Tief unten in einer Höhle lebte eine mildtätige Frau, die den Menschen Gutes tat. Ihre drei Söhne jedoch waren üble Burschen, die Bauern plagten und Kaufleute ausraubten. Aus Gram über ihre Sprösslinge spannte Sibylle eines Abends ihre zwei riesigen Katzen vor einen goldenen Wagen, fuhr talabwärts durch die Lüfte und wurde nie wieder gesehen. Die Spur ihres Wagens, die „Sibyllenspur“, ist heute noch im Dettinger Tal nördlich der Burg durch den üppigen Bewuchs im Ackerland erkennbar. Inzwischen weiß man: Die Streifen haben ihren Ursprung in zugeschütteten Gräben des alten Limes.

Unterwegs in der Region

Serie
 Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern,erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass für Sie etwas dabei ist?

Anreise
Die Burg Teck ist nicht direkt mit dem Auto zu erreichen. Die Anfahrt über die B 465 und durch den Ort Owen endet an einem der drei Parkplätze unterhalb des Gebäudes. Idealer Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz Hörnle. Von dort aus ist die Burg in etwa 30 Minuten über einen 1,4 Kilometer langen, aber steilen Schotterweg durch den Wald zu erreichen. Einfacher hinauf geht es mit dem Elektrofahrrad. Für die Radler steht im Burghof eine E-Bike-Powerstation zum Laden bereit. Günstige Ausgangspunkte für Wanderungen sind die Haltepunkte der Teckbahn, die mindestens einmal in der Stunde von Kirchheim nach Oberlenningen fährt.