Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Heute: die Burg Reichenberg in Oppenweiler.

Schon von Weitem ist die Anlage mit dem rund 30 Meter hohen Turm zu sehen, die etwa zwischen 1225 und 1231 von dem Badischen Markgrafen Hermann V. erbaut worden ist. Wer vor dem Burgtor steht, ist beeindruckt von den meterdicken Schildmauern und dem mächtigen Bergfried, dem Wehrturm einer Burg.

 

Was zeichnet die Burg aus? Kaum vorstellbar, dass hier jemand eindringen konnte. Doch zur Not versteckten sich die Bewohner bei einem Angriff im Turm, mit ausreichend Nahrung und Brennholz. „Eine Abbruchkante an seiner Mauer zeigt, dass der Turm einst noch höher gewesen sein muss“, erklärt Wolfgang Schneider, der hier oben regelmäßig Führungen macht. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts soll es noch einen zweiten Ausguck gegeben haben. Mitte des 16. Jahrhunderts kam der Süd-West-Flügel dazu, den man als Schloss bezeichnet. Links neben dem inneren Tor steht die kleine Kapelle, die dem Heiligen Nikolaus gewidmet ist. Ihr Inneres schmücken Freskenmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Da die Burg inzwischen ein Internat für Jugendliche aus dem Berufsbildungswerk und der Schule der Paulinenpflege Winnenden ist, ist sie über die Ferien nur bei Führungen auf Anfrage zugänglich.

Wem gehört die Anlage? Beeindruckend ist die Lage der Burg – fast 100 Meter über der weiten Landschaft gelegen. Links vom Burgtor schließt sich ein kleiner Garten an, wo jetzt im Sommer hellrosa und pinke Rosen blühen. Von der Bank hinter der dichten Hecke schweift der Blick weit übers Tal. „Ganz schön unverfroren war, dass der Marktgraf die Burg auf fremden Boden bauen ließ“, sagt Wolfgang Schneider. „Erst 1231 wurden die Besitzverhältnisse übertragen und in einer Urkunde festgehalten.“ Zwar gehörte Hermann V. nun der Burgberg, aber nur bis zum zweiten Halsgraben. Als solchen bezeichnet man einen künstlich angelegten Graben, der bei einer Burg nur die Seiten schützt, die nicht durch natürliche Hindernisse gesichert sind.

„Interessant ist auch die Wasserversorgung ab dem 18. Jahrhundert, wo Deichelröhren, längs durchbohrte Tannenstämme, den Brunnen mit Zisternenwasser füllten“, sagt der Burgführer. Die Wehranlage wurde nie in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt. Sie war Sitz der Gerichtsbarkeit, und der Bergfried wurde bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Kerker genutzt. Knapp 400 Jahre war hier auch das herzogliche Forstamt untergebracht, und seit mehr als 120 Jahren dient sie bereits als diakonische Einrichtung. Heute bietet sie Schüler und Schülerinnen ein Zuhause. Wohl durch ihre beständige Nutzung gilt sie als besterhaltene romanische Burg im Rems-Murr-Kreis.

Was kann angeschaut werden? Teile der einzigartigen Burg sind für die Öffentlichkeit zugänglich, wie die Kapelle und der Bergfried mit Verlies. Buchbar sind die Führungen für Schüler und/oder Erwachsenengruppen unter 0 71 91 / 6 82 34 oder 0 15 22  / 7 17 08 21 sowie über E-Mail an anmeldung@burg-reichenberg.de. Die sommerlichen Burgcafés am letzten Sonntag im Monat finden derzeit nicht statt. Die Anlage öffnet aber zum Tag des Schwäbischen Waldes am Sonntag, 18. September.

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Wie kommt man hin? Knapp eineinhalb Kilometer läuft man von der Burg bis zum Wasserschloss der Freiherren von Sturmfeder in Oppenweiler. Der achteckige, klassizistische Bau ersetzte 1783 die Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert. Eine Brücke führt zum Schloss, das heute als Rathaus genutzt wird und zu den Öffnungszeiten zugänglich ist. Der Schlosspark wurde von dem berühmten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell entworfen, der unter anderem Anlagen in München und Schwetzingen angelegt hat. Neben der Schlossbrücke hängt eine Tafel mit den Informationen zur Audiotour über den Schwäbischen Wald und das Wasserschloss, abrufbar unter der Nummer: 0 71 92 / 97 90-4 75. Wenn man am Ende die -477 wählt, bekommt man Informationen über die Burg Reichenberg. Außerdem informiert eine Wanderkarte am Parkplatz vor dem Wasserschloss über die zahlreichen Wandermöglichkeiten.

Unterwegs in der Region

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass für Sie etwas dabei ist?

Anreise
Von Stuttgart über die B 10 / B 14 bis Oppenweiler sind es rund 40 Minuten und 40 Kilometer. Parkplätze gibt es in Oppenweiler beim Wasserschloss und am Bahnhof. Von Stuttgart fährt der RE 90 in einer halben Stunde bis Oppenweiler. Vom Bahnhof ist es eine knappe halbe Stunde zu Fuß zur Burg.