Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Heute: die Burgruine Altsachsenheim.

Wer es verwunschen und ruhig mag, ist hier genau richtig: Die Ruine Altsachsenheim liegt auf einem Felsvorsprung über dem Enztal und dem Ort Untermberg. Wer sich vorstellen möchte, wie die Burgherren einst gelebt haben, braucht allerdings ein bisschen Fantasie: Es ist nur noch die Ruine der Kernburg erhalten. Aber von dem Blick, der sich von einem Bänkle an der Hinterseite der Ruine bietet, wird man mit einem Ausblick auf die Ebene zwischen dem Hohenasperg und der Enz sowie entlang des Flusses auf Bietigheim entlohnt.

 

Was weiß man über die Vergangenheit der Ruine Altsachsenheim? Wann genau die Burg erbaut wurde, ist bis heute nicht bekannt. Das Landesdenkmalamt vermutet, dass die Herren von Remmigheim die Bauherren waren. Zumindest im Zeitraum von 1250 bis zum 16. Jahrhundert konnten mehrere Bauphasen nachgewiesen werden: ein Zeitraum von etwa 1250 bis 1350 und ein nicht genauer eingrenzbarer vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Möglicherweise geht auch nur diese letzte Phase auf die Herren von Sachsenheim zurück. Nach dem Aussterben des Adelsgeschlechts fiel deren verbliebener Besitz 1561 an das Haus Württemberg. Ein ehemaliger Burggraben wird direkt nördlich und östlich der Burg vermutet, kann aber bisher nicht sicher nachgewiesen werden. Die Lage über dem Enztal ermöglichte es den Burgherren, Zölle von Flößern und Fuhrleuten zu erheben. Als die Herren von Sachsenheim ihren Wohnsitz nach Großsachsenheim verlegten, verfiel die Burg allmählich.

Welche Daten sind außerdem bekannt? Die Burg Altsachsenheim wird in alten Aufzeichnungen als Eyßenburg bezeichnet, was so viel wie Äußere Burg heißt. Ursprünglich verfügte sie über drei Stockwerke. Nord- und Westwand haben allerdings keine Fenster. Von der Kernburg mit dem nahezu quadratischen Grundriss stehen nur noch die Außenmauern. In Nord-Süd-Richtung misst sie 30 Meter, in Ost-West-Richtung knapp 28 Meter. Die bis zu 14 Meter hohen Mauern sind rund drei Meter stark und aus Muschelkalkbruchstein gebaut.

Zu welcher Gemeinde gehört die Burg? Etwas kompliziert ist die Zugehörigkeit der Burg: In einigen Burgführern wird das alte Gemäuer Bietigheim-Bissingen, genauer Untermberg zugeschlagen. Doch die Ruine Altsachsenheim steht eigentlich auf Sachsenheimer Gemarkung und das vermutlich schon seit dem 13. Jahrhundert. Untermberg gehörte selbst ebenfalls bis 1953 zur Stadt Großsachsenheim, wurde dann aber in die Gemeinde Bissingen eingegliedert und kam mit dieser im Rahmen der Gemeindereform 1975 zur Stadt Bietigheim-Bissingen. Die Burgruine Altsachsenheim wurde somit von Untermberg getrennt, blieb also weiterhin bei Großsachsenheim, das im Rahmen der Gemeindereform dann in der heutigen Stadt Sachsenheim aufging.

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Was ist an der Ruine erlaubt? Der Außenbereich ist ganzjährig begehbar. Direkt vor der Burgruine gibt es auch einige Parkplätze. Der Innenbereich ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt und mit einem Gitter verschlossen. Wer einen Blick durch dieses wirft, kann jedoch die Ausmaße gut erkennen. Da in den Mauern Schwalben und Mauersegler leben, ist eine dauerhafte Beleuchtung nicht zulässig. Verboten ist auch das Klettern an der Burgmauer. Ein Picknick neben der Ruine ist jedoch erlaubt, und von einem Holzbänkle aus hat man einen sehr sehenswerten Blick auf die Region.

Wie kommt man zur Burg? Die Ruine liegt mittig zwischen Bissingen und Untermberg. In Untermberg folgt man der Beschilderung zum Weiler Egartenhof. Von dort aus führt ein schmaler Weg weiter zur ehemaligen Burg hinauf.

Was ist rund um die Ruine sehenswert? 50 Meter nördlich der Ruine liegt der Weiler Egartenhof, der aus einem zur Burg gehörenden Gutshof hervorgegangen ist. Hier verläuft eine niedrige Bruchsteinmauer, die mit einer Fußgängerpforte und dem Ansatz eines Tores in Formen des 16. Jahrhunderts abschließt. Das Herrenhaus wurde laut einer Inschrift 1571 vom württembergischen Vogt Johann Rösslin erbaut. Daneben steht eine große Kelter, die zur selben Zeit entstanden sein könnte. Auf einem der Höfe befindet sich ein Hofladen, der Kartoffeln, Milch und Eier verkauft. Der Weg aus dem Weiler hinaus führt zu einer großen Schafherde.

Was hat es mit dem Türmle auf sich, das von der Burg aus zu sehen ist? Etwa einen Kilometer westlich findet sich ein Türmle, an dessen Portal die Jahreszahl 1574 nahelegt, dass es wohl ebenfalls vom Vogt Johann Rösslin erbaut oder renoviert wurde. Der mitunter als Außenposten der Burg angesprochene zweistöckige Turm hat mit dieser aber wohl nichts zu tun, sondern diente vermutlich in württembergischer Zeit als Beobachtungs-, Sicherungs- und Signalposten. Sein gelegentlich auftauchender Spitzname Mäuseturm soll von der Maut (Zoll) am nahen Postweg herrühren, der von Großsachsenheim über die Remmigheimer Brücke und durch das Remminger Tal nach Grüningen führte.

Entdeckungstour an der Enz und in Sachsenheim

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Unterwegs
Nahe der Ruine gibt es viele Ausflugsoptionen: Wer sich sportlich betätigen will, kann beim Kanu-Center an der Rommelsmühle ein SUP oder Boote ausleihen – auch mit Anleitung. Zudem gibt es in Untermberg einen Lehrpfad über die Fischwelt der Enz. Noch bis zum 14. August lohnt sich ein Besuch des Stadtmuseums in Sachsenheim mit der Sonderschau „Klima macht Geschichte(n)“. Das Museum macht vom 15. August bis zum 4. September jedoch Sommerpause.