Er ist das Missing Link zwischen Österreicher und Deutschen. Der Wahl-Wiener Dirk Stermann tritt im Renitenz-Theater auf. Dieses Mal macht er Pause von Partner Grissemann und den Quälgeistern Haider und Kickl, er kommt mit seinem ersten Solo-Stück.

Darf man das heute noch schreiben? Der Mann hat ein intimes Verhältnis zu Zigaretten. Früh ist es noch am Morgen, und er sitzt auf dem Balkon zuhause in Wien, trinkt einen Kaffee und raucht. Na gut, wo wenn nicht in Wien gehören Nikotin und Koffein noch zusammen. Außerdem haben Dirk Stermann Konventionen nie gestört. So ging er als Deutscher nach Österreich, wo, wie er mal spöttisch gesagt hat, man die Wiedervereinigung bejubelt habe, weil es endlich Deutsche gab, die kleinere Autos fuhren als man selbst und „die Scheißjobs machten“.

 

Gehasst von der FPÖ

Man merkt schon, der gebürtige Duisburger weiß, wie man sich Freunde macht. Die örtliche Reinkarnation der Nazis, die FPÖ in Gestalt von Haider und Kickl, brachte er mit Partner Christoph Grissemann so zur Weißglut, dass sie Personenschutz brauchten. Seit 2007 moderieren sie die Late-Night-Show „Willkommen Österreich“. Und Grissemann und Stermann gehören zusammen wie Wien und Sacher-Torte, wie Laurel und Hardy, wie Haider und Lebensmensch. Doch nun tourt Stermann allein. Am Donnerstag, 31. Oktober, tritt er im Renitenz-Theater auf mit seinem Programm „Zusammenbraut“.

Der Vater, ein Kotzbrocken

Da gibt er einen Vater, der die Hochzeit seiner Tochter feiert. Allerdings alleine, denn er ist ein rechter Kotzbrocken und bei der eigentlichen Hochzeit nicht eingeladen. So entfaltet er recht larmoyant sein Leben als Komiker, der nie Zeit für seine Tochter hatte, ihr jeden Montag die immer gleiche SMS schickte: „Kuss, dein Vater“. Die Beziehung beschreibt er als „Distance-Parenting“. Wie viel Stermann steckt in dieser Figur? „Ich spiele mit Realitäten“, sagt er, „ich schreibe mich selbst hinein. Oder hinaus.“

Kongeniale Partner: Stermann und Grissemann Foto: ORF

Nach so vielen Jahren als Duo ist er nun also alleine auf der Bühne. Er wollte mal ausprobieren, wie sich das anfühlt. Beim Kollegen Josef Hader hat er sich Tipps geholt. Und dann los geschrieben. „Erst einmal ein Theaterstück, und dann ein paar Witze hinzugefügt.“ Es fühle sich alleine gut gut an, sagt er: „Ich genieße es.“ Ob das für das Publikum auch gilt, wird sich an Halloween in Stuttgart zeigen. Hallo Wien, der Kalauer darf erlaubt sein. Darauf noch eine Zigarette.