Der Franzose Gérard Mourou hat in Stockholm die anerkannte Auszeichnung für Physik entgegengenommen. 2016 war der Wissenschaftler im Strohgäu zu Gast.

Ditzingen - Ein Laserstrahl erzeugt große Hitze an dem Material, auf das er trifft. Eigentlich. Doch Michael Wendt demonstrierte am Montag bei Trumpf in Ditzingen, dass es auch anders geht. Der Mitarbeiter laserte binnen weniger Minuten das Firmen-Logo auf den Kopf eines herkömmlichen Streichholzes. Es entflammte dabei nicht. Stattdessen war der Zündstoff dort, wo das Logo hinkam, entfernt. Der Zündkopf war also nicht mehr farbig ummantelt, dafür kam das helle Holz zum Vorschein. Diese sogenannte kalte Materialbearbeitung macht Dinge möglich, die für den Laien unmöglich scheinen, wie Wendt demonstrierte.

 

Nobelpreis für Physik verliehen

Das Prinzip dieser Lasertechnik haben der Franzose Gérard Mourou und die Kanadierin Donna Strickland entwickelt. Beide wurden dafür am Montag in Stockholm mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet. Der Maschinenbauer Trumpf nahm dies zum Anlass, am selben Tag Einblick in die Welt des Lasers zu geben. Zumal das Unternehmen den französischen Wissenschaftler Mourou 2016 selbst zu Gast hatte. Damals ist Mourou in Ditzingen der Zukunftspreis der von der nach dem unlängst verstorbenen Unternehmer benannten Berthold Leibinger Stiftung verliehen worden. Sven Ederer, bei der Stiftung Projektleiter für Laserpreise, erlebte den Preisträger als charmanten Menschen, gleichwohl „sehr speziellen“ Wissenschaftler.

Laser für jedes Smartphone

Ederer hatte im Vorfeld und während der Veranstaltung Kontakt zu einem Menschen, der einerseits sehr auf seine Familie bedacht, andererseits aber eben auch der fokussierte Wissenschaftler war. „Er kam mit seiner Frau, das war ihm wichtig“, erinnert sich Ederer. In seinem aktiven Berufsleben war der Wissenschaftler schließlich viel und alleine unterwegs gewesen. Mourou habe sich extrem geehrt gefühlt, so Ederer. Dass der Preisträger bei der Verleihung in Anwesenheit des französischen Konsuls an diesen gewandt anmerkte, dass man einen solchen Preis auch in Frankreich benötige, ehrte wiederum die Ditzinger. Mourou und Strickland entwickelten eine Methode zur Erzeugung intensiver, ultrakurzer Laserimpulse: Ehe das Material auf den heißen Laser reagieren kann, also sich verformt oder schmilzt, ist die Hitze durch den Laser schon wieder verflogen. Nur so ist es unter anderem möglich, Smartphone-Displays spiegelglatt zu schneiden.

Praktisch jedes Mobiltelefon hat also Berührung mit so einem Laser gehabt, jedes Zahnrad einer Armbanduhr, jeder Stent am Herzen, der ein Gefäß offenhält. Die Technologie ist seit einigen Jahren fester Bestandteil der industriellen Produktion – und fester Bestandteil von Trumpf-Lasern. Wer zu den Kunden des Ditzinger Unternehmens gehört, ist Betriebsgeheimnis. Klar ist aber, dass die Großen auf dem Markt dazuzählen.

Charmanter Familienmensch, fokussierter Wissenschaftler

So sehr der 74-jährige Mourou wohl der charmante Familienmensch ist, so fokussiert ist er offenbar als Wissenschaftler. Mails habe er bisweilen gar nicht beantwortet, sagt Ederer. Das ging soweit, dass man in Ditzingen schon begann, sich Sorgen um Mourou zu machen. Später stellte sich heraus, dass er sich offenbar angewöhnt hatte, nur zu antworten, wenn es ihm, dem Wissenschaftler wichtig ist.

Um seine Themen unters Volk zu bringen, scheut Mourou laut Ederer hingegen kein Mittel der Kommunikation: Es gibt bizarre Filme mit ihm auf Youtube. Zudem ließ er 2015 ein Lied komponieren, anlässlich des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahr des Lichts.

Als Mourou 2016 nach Ditzingen kam, hatte die Europäische Union bereits grünes Licht gegeben für einen eine Milliarde Euro schweren Forschungsverbund mit Tschechien, Ungarn und Rumänien. Als er am Montag nun den Nobelpreis entgegengenommen hat, war ihm das vermutlich auch eine Bestärkung darin, weiterzumachen. Laut Ederer befasst sich Mourou bereits mit der Frage, was nach der nobelpreiswürdigen Technologie kommt.