Der VfB treibt die Ausgliederung seiner Profiabteilung voran. Am Montag starten die Regionalversammlungen. Diesmal will der Präsident Bernd Wahler ernst machen, auch wenn er weiß, dass viel vom sportlichen Erfolg abhängt.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Belek - Mit Schreckensszenarien kennt sich Bernd Wahler aus. Er hat sich beim VfB Stuttgart ja schon einige ausmalen müssen. So ein Wolkenbruch am Vormittag über dem schönen Trainingsgelände des Bundesligisten in der Türkei kann ihn da nicht erschüttern. Fußball ist ein Freiluftsport, Wahler ein sportlicher Typ, also gehört Wasser von oben für ihn auch mal dazu. Und oft genug hat sich der 57-jährige Remstäler ja selbst gefühlt, als habe man ihn mit seinem Herzensverein buchstäblich im Regen stehen lassen.

 

Seit Juli 2013 ist Wahler VfB-Präsident, mit sagenhaften 97,4 Prozent an Zustimmung wurde er damals gewählt, und sein lautes Lachen wurde als Signal des Aufbruchs interpretiert. Doch schon wenige Monate später galt er vielen nur noch als Gute-Laune-Präsident. Weil er große Worte für die nahe Zukunft wählte, weil er sich den VfB trotz ständig schwacher Leistungen nicht kleinreden lassen wollte.

Der Fluch der gut gemeinten Worte

Bis heute begleitet den Weinstädter der Fluch der gut gemeinten Worte, weil die Realität ziemlich trist ist. Immer wieder begegnet er den Zweifeln, ob er Krisenmanagement überhaupt kann. Oft wird ihm auch die Frage gestellt, wo er denn stecke? Vorsichtig ist er deshalb geworden, nichts Falsches will er mehr sagen, und manchmal kommt er einem vor, als trete er öffentlich nur noch mit angezogener Spaßbremse an.

Im Grunde hat Wahler, obwohl mit hohen Zielen gestartet, bisher nichts anderes als Krisenmanagement betrieben. Zurückhaltung wurde ihm da gerne als ein Sich-verstecken ausgelegt. Zumindest in der Außenwahrnehmung. „Wir sind Bundesliga-15., und die Fortschritte, die man sich nach meinem Amtsantritt erhofft hat, sind in der Tabelle nicht sichtbar“, sagt Wahler.

Auf der Führungsebene wurde viel Personal ausgetauscht

Intern hat er jedoch Strukturen und Systeme verändert – und von den sechs Trainerwechseln mal abgesehen reichlich Personal auf der Führungsebene ausgetauscht: angefangen von Sportvorstand Fredi Bobic über den Finanzchef Ulrich Ruf sowie den Sportdirektor Jochen Schneider bis hin zu den Aufsichtsräten Joachim Schmidt und Eduardo Garcia.

Als „Präsident Gnadelos“ hat die „Bild“-Zeitung ihn deshalb schon betitelt. „Ich würde es aber eher als Konsequenz beschreiben“, sagt Wahler. Und konsequent will er jetzt auch seine zwei großen Themen vorantreiben. Erstens: die sportliche Stabilisierung. Wobei die vor allem in den Händen von Trainer Jürgen Kramny und Manager Robin Dutt liegt. Zweitens: die sogenannte Vereinsentwicklung. Wobei hier die Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein ein zentrales Thema ist – und dieses Projekt ist klar mit der Funktion des Präsidenten, aber wohl sehr viel mehr mit der Person Bernd Wahler verbunden.

Am Montag starten die Regionalversammlungen

Er gibt dem Ganzen ein Gesicht. Und nun muss dieses Gesicht Profil zeigen. Am Montag beginnt die heiße Phase der Vorbereitung auf die Zukunft des VfB – mit der ersten Regionalversammlung in Stuttgart. Zehn weitere sollen folgen, danach ein Workshop, neue Gesprächsrunden und schließlich im Sommer die Mitgliederversammlung mit einer Entscheidung.

„Wir werden diesen Prozess unabhängig  vom Tabellenplatz durchziehen“, sagt Wahler. Eine Verschiebung wie im vergangenen Jahr, als der VfB dem Abstiegskampf absolute Priorität einräumte und wohl auch keine Chance auf ein Pro gehabt hätte, kommt für den Clubchef diesmal nicht in Frage. Auch wenn er nur zu gut weiß, dass der sportliche Erfolg entscheidend zur Stimmung im Verein und damit zum Abstimmungsresultat beiträgt.

Eine Ausgliederung soll 50 Millionen Euro bringen

Ergebnisoffen, aber entschlossen will der VfB jetzt in die Diskussionen einsteigen. Das betont Wahler auch während des Trainingslagers in Belek. An diesem Freitag reist er zurück nach Stuttgart, um sich mit seinen Mitstreitern auf den Austausch einzustimmen. Im Detail geht es dabei auch um große Zahlen: auf Minimum 200 Millionen Euro wird der Marktwert des VfB taxiert. Und da ein Viertel der Anteile der geplanten Fußball AG an strategische Partner wie Daimler veräußert werden soll, rechnen die Stuttgarter mindestens mit 50 Millionen Euro, die es in die Kasse spült.

Geld, das sie nicht einfach nur in Spielertransfers stecken wollen, sondern das für sie arbeiten soll und mit dem sie hoffen, wieder nach oben zu kommen. „Ich habe nur einen Auftrag“, sagt Wahler, „den VfB wieder erfolgreich zu machen.“