Im Ortsteil Hertmannsweiler haben Archäologen rund 6500 Jahre alte Fundstücke ausgegraben.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Es ist nicht das erste Mal, dass Archäologen auf dem Areal des Gewerbegebiets Schmiede in Winnenden-Hertmannsweiler graben. Bereits vor acht Jahren wurden dort Spuren einer jungsteinzeitlichen Siedlung freigelegt, als die erste Erweiterung des Gebietes, die Schmiede II, vor der Erschließung stand. Nun, da eine erneute Vergrößerung ansteht, hofft man auf weitere Funde.

 

Zwei Brenngruben wurden entdeckt

„Die Bodenchemie hier ist archäologiefeindlich“, sagt allerdings Andreas Thiel vom Landesamt für Denkmalpflege. Da der Lehmboden einen hohen Säuregrad aufweise, seien Knochen und Holz über die Jahrtausende zersetzt worden. „Man kann deshalb nicht sagen, welche Tiere sich die Menschen hier gehalten haben, große oder kleine oder gar Schweine. Diese waren damals Luxus, da sie nicht zur Arbeit herangezogen werden konnten wie Rinder, sondern rein zum Essen da waren“, so Thiel.

Der promovierte Archäologe Michael Wagschal gräbt zusammen mit seinem Team jeweils 16 Meter breite Streifen mit einem Bagger auf und untersucht diese anschließend. „Wir sind jetzt seit Februar an der Arbeit“, sagt er. Bis zum 15. Juli werden die Grabungen noch fortgesetzt. Bis auf einen Fall von Frost hat alles geklappt. „Obwohl man wegen des Wetters eigentlich immer nörgeln kann“, sagt Wagschal.

Gefunden haben die Archäologen bereits einige Überreste von Töpfereien, welche die Menschen hier rund 4500 vor Christus angefertigt haben. Zwei Brenngruben gab es, in denen die Werkstücke gebrannt wurden. „Keramik war damals sehr wertvoll, da diese nicht nur mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden war, sondern ein Teil während des Brennens zersprang“, sagt Michael Wagschal.

Grabungen werden von der Stadt bezahlt

Die Stücke wurden in die Grube gestellt, welche abgedeckt wurde, nachdem ein Feuer entzündet worden war. Die Funde, die zur Rössener Kultur zählen, sind zum Teil mit aufwenigen Ornamenten verziert. „Wir haben feinere Arbeiten gefunden, aber auch Teile grober Aufbewahrungsgefäße.“ Im Jahr 2010 war auf dem Gebiet der Schmiede II sogar ein Trinkbecher entdeckt worden.

Die Firma Archaeo BW, für die Michael Wagschal und seine Kollegen arbeiten, wurde von der Stadt Winnenden beauftragt. Sobald archäologisch relevante Gegenstände auf einem Grundstück gefunden werden, muss das Landesdenkmalamt informiert werden, das dann entscheidet, wie die Untersuchungen weitergehen.

Im Fall der Schmiede III ist die Stadt Winnenden der Bauherr, da das Gelände noch komplett im Eigentum der Stadt ist. Die Kommune muss deshalb die Kosten übernehmen. „Wir haben uns dazu entschlossen, die Arbeiten vor der Erschließung machen zu lassen. Die Kosten werden auf alle Käufer im Gebiet gleich umgelegt“, so der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. Archaeo BW wird zuerst von der Stadt bezahlt die Kosten liegen laut Holzwarth bei rund 100 000 Euro.

Auch Häuslebauer müssen Funde melden

„Bei einem Häuslebauer, auf dessen Grundstück gegraben werden muss, gilt eine Härtefallregel“, erklärt Andreas Thiel. Im Normalfall würde als Kosten ein Betrag von ein bis zwei Prozent der Bausumme verlangt. Und es komme darauf an, ob jemand ein Mehrfamilienhaus baue, um Mieteinnahmen zu generieren, oder nur für sich selbst ein Einfamilienhaus. Ob gegraben wird, müsse er schnell entscheiden, so Thiel: „Dazu habe ich vier Tage Zeit.“