Die Anerkennung der Abschlüsse ausländischer Fachkräfte muss schneller, digitaler und einheitlicher werden. Das hilft der deutschen Wirtschaft.

Das duale System der Berufsbildung, keine Frage, hat Deutschland stark gemacht. Die Verbindung aus einer Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule führt dazu, dass viele Arbeitnehmer bestens qualifiziert sind und somit gute Einkommen erzielen. Kein Wunder also, dass viele Länder, die dieses System nicht kennen und vor dem Problem hoher Jugendarbeitslosigkeit stehen, mit einiger Bewunderung auf die deutsche Tradition schauen. Diese allerdings ist erst mal ein Hemmschuh, wenn es darum geht, mehr Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen.

 

In der Praxis aufwenig und kompliziert

Denn die Menschen müssen ihren ausländischen Abschluss in Deutschland anerkannt bekommen. Und das läuft in der Praxis leider oft aufwendig und kompliziert ab. Somit ist es richtig, dass die Bundesregierung die Regelungen nun ändert. Allerdings wagt sie den entscheidenden Schritt nicht. Dazu müsste sie gemeinsam mit den Ländern eine Bestandsaufnahme machen und klären, welche der vielen für die Anerkennung zuständigen Stellen und Behörden was genau machen und wie das womöglich besser, also: schneller, digitaler und einheitlicher laufen könnte.

Es kommt vor, dass Absolventen ein und derselben Ausbildungsstätte unterschiedliche Bescheide bekommen: Der eine wird anerkannt, der andere nicht, und wieder andere müssen sich nachschulen lassen. Eine gemeinsame Initiative von Bund und Ländern wäre mühsam, aber lohnend. Bei mehr als 350 Berufsbildern, die sich dem Bereich der Industrie- und Handelskammern zuordnen lassen, läuft die Anerkennung schon zentral. An dieses Beispiel muss Berlin anknüpfen, damit die Fachkräftegewinnung endlich vorankommt.