Sonderschule oder Regelschule? Für Schüler mit Handicap gibt es im Landkreis eine dritte Option: die Außenklassen, von denen der Landkreis drei neue einrichten will.

Ludwigsburg - Der Ludwigsburger Landrat ist mächtig stolz auf die Außenklassen im Landkreis. „Wann immer sich die Möglichkeit bot, haben wir solche Klassen eingerichtet“, sagte Rainer Haas am Montag bei der Sitzung des Kultur- und Schulausschusses des Kreistags, „wir haben das schon gemacht, als hier noch niemand über Inklusion gesprochen hat.“ Drei neue solche Klassen für Sonderschüler will der Kreis vom kommenden Schuljahr an einrichten. Das hat der Ausschuss einstimmig beschlossen.

 

Außenklassen gelten als Mittelweg zwischen totaler Inklusion – also dem Schulbesuch behinderter Schüler in regulären Klassen an Regelschulen – und dem starren Festhalten an separaten Sonderschulen. Sonderschüler werden im Außenklassenmodell an Regelschulen unterrichtet, mit dem Ziel, möglichst viel gemeinsamen Unterricht mit behinderten und nichtbehinderten Schülern zu erreichen. Den derzeit 17 Außenklassen im Landkreis wird in der Regel die Möglichkeit gegeben, sich in eigene Räume zurückzuziehen.

Löchgau statt Marbach

Aktuell gibt es 42 Außenklassen im Landkreis. Von den dezeit 889 Förderschülern besuchen 225 eine Außenklasse. Neu starten sollen zwei Klassen an der Schule am Favoritepark Ludwigsburg und eine Klasse der Schule Gröninger Weg in Bietigheim. Die bisherige Außenklasse an der Grundschule Marbach soll ab Klasse 5 an der Jakob-Löffler-Schule in Löchgau weitergeführt werden. Fünf Schüler der Favoriteschule sollen an der Grundschule Pattonville, drei an der Hanfbachschule Möglingen unterrichtet werden. Sechs Schüler der Schule am Gröninger Weg wechseln an die Gemeinschaftsschule Sachsenheim.

Die Einrichtung von Außenklassen ist laut dem Schulgesetz grundsätzlich möglich, aber freiwillig. Der Landkreis erhält dafür einen Zuschuss vom Land, der bei jährlich rund 5100 Euro für Schüler mit geistiger Behinderung und rund 1550 Euro für Schüler mit Sprachbehinderung liegt. Laut dem Landratsamt Ludwigsburg werden über diese Zuschüsse aber nicht unbedingt alle Kosten abgedeckt. Drauflegen muss der Kreis, der für die Eingliederung behinderter Bürger zuständig ist, wenn Lernassistenten für die behinderten Schüler gebraucht werden. Hier sieht der Landkreistag das Land am Zug.

Welche Schule ist die richtige?

„Es ist oft schwer zu sagen, in welcher Schule behinderte Kinder am besten aufgehoben sind“, sagte der CDU-Kreisrat Horst Stegmaier. Es sei aber gut, dass der Kreis solche Angebote bei seinen Schulen mache. Es sei wichtig, dass Schüler und Eltern eine Auswahl hätten. Leider hätten manche Pädagogen immer noch nicht die richtige Einstellung zur Inklusion von behinderten Schülern. Die Qualität der Pädagogik hänge letztlich „am Herzblut, das die handelnden Personen einbringen“, ergänzte der Bönnigheimer Bürgermeister und Kreisrat Kornelius Bamberger (Freie Wähler). „Außenklassen sind eine sinnvolle Lösung“, sagte Heinz Reichert (SPD). Möglicherweise sei der Standort Marbach für die Schüler, die die Paul-Aldinger-Schule in Steinheim besuchen werden, besser – vor allem wegen der langen Anfahrt aus Marbach und dem Bottwartal nach Löchgau. Mit einem sinkenden Bedarf nach Inklusion sei nicht zu rechnen, stellte Claus Schmiedel, SPD-Kreisrat und Fraktionschef im Landtag, fest. Die Zahl der Sonderschüler steige sogar an. Außenklassen böten eine sinnvolle Mischung aus Gruppenunterricht und Einzelunterricht von Sonderpädagogen, sagte Reiner Theurer (Grüne). „Auch behinderte Schüler brauchen Erfolgserlebnisse.“

„Außenklassen werden weiterhin gewünscht und von Eltern gewollt“, sagte Anna Ensslin vom Staatlichen Schulamt Ludwigsburg gestern im Ausschuss. Generell seien vor allem die Gemeinschaftsschulen zurzeit die Inklusionsschulen. Es sei momentan allerdings noch offen, ob es die rechtlichen Grundlagen für Außenklassen noch weiterhin gebe.