Angesichts der im Vergleich zum Rest des Landes boomenden Gymnasien in Stuttgart will die Landeshauptstadt die Schüler neu sortieren. In frei werdenden Werkrealschulen will die Stadt Außenstellen für Gymnasiasten einrichten.

Stuttgart - Im Vergleich zum Rest des Landes steigt die Zahl der Gymnasiasten in Stuttgart überdurchschnittlich. Deshalb will die Landeshauptstadt die Schüler neu sortieren. In einem Konzept, das der StZ vorliegt, stellt Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) dar, wie dieses Vorhaben umgesetzt werden könnte: Ohne die Einrichtung von Außenstellen, etwa in leer werdenden Werkrealschulen, könne die Versorgung des hohen Schüleraufkommens an den Gymnasien nicht mehr gesichert werden, heißt es in dem Papier, das dem Gemeinderat am 13. März zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Neben zwei Außenstellen in den Neckarvororten und in Degerloch plant die Kommune auch in der Stuttgarter Innenstadt einen weiteren Gymnasialstandort.

 

Knapp 60 Prozent der Viertklässler in Stuttgart wählten das Gymnasium, während es im Landesdurchschnitt nur 44,6 waren. Das zwingt die Stadt zum Handeln, da schon aktuell für sieben gymnasiale Eingangsklassen der Platz fehlt. Ein Nachlassen dieses Booms ist nach Einschätzung eines Großteils der Schulleiter nicht in Sicht, da Eltern für ihre Kinder zunehmend hochwertige Bildungsabschlüsse wünschten. Zudem nimmt in Stuttgart entgegen dem Landestrend die Zahl der Grundschüler zu: Den 4100 Viertklässlern an städtischen Grundschulen folgen 4300 Erstklässler nach. Landesweit nimmt die Zahl der Grundschüler seit 2005 stetig ab.

Quote der Stuttgarter Gemeinschaftsschulen ist niedrig

Noch in einem weiteren Punkt unterscheidet sich die Schulentwicklung: Mit gerade mal einer Gemeinschaftsschule kommt Stuttgart bei dieser Schulart auf eine Übergangsquote von 1,2 Prozent, während sie im Landesschnitt bereits auf 5,7 Prozent geklettert ist. Zwar soll Stuttgart bald drei weitere Gemeinschaftsschulen erhalten, aber das reicht noch nicht aus, um auch Schülern, für die das Gymnasium oder die Realschule nicht die geeignete Schulart ist, flächendeckend eine Alternative zur Werkrealschule zu bieten. Letztere befindet sich quasi im freien Fall: In Stuttgart ist für sie die Übertrittsquote auf 8,3 Prozent gerutscht, während der Landesdurchschnitt 11,9 Prozent beträgt. Dennoch will die Schulbürgermeisterin Eisenmann – entgegen den Vorstellungen der Landesregierung – 15 der 17 verbliebenen Werkrealschulen erhalten, auch wenn sie kaum noch eigenständige fünfte Klassen bilden können.

Aus diesen Entwicklungen leitet Stuttgart für die nächsten vier bis sechs Jahre zwei Szenarien für die Sekundarstufe I ab: Das erste geht von einer weiter hohen gymnasialen Nachfrage von rund 60 Prozent aus, die restlichen 40 Prozent verteilen sich auf Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen. Szenario zwei basiert auf der Annahme, dass die Zunahme von Gemeinschaftsschulen zu einem leichten Rückgang an den Gymnasien führt. Die Stadt hat ihre Kapazitätsplanung bereits auf ein Zweisäulenmodell umgestellt: Gymnasium und nicht gymnasiale Schularten.