Der Riesbergturm im Wald bei Murrhardt ist der Lieblingsplatz des Naturparkführers Walter Hieber. Er kann über den Turm und die Gegend drum herum, etwa das Felsenmeer, viele Geschichten erzählen.
Murrhardt - Was für ein Panorama. Die Sonne lacht an diesem brütend heißen Sommertag über dem Schwäbischen Wald. Der Naturparkführer Walter Hieber hat soeben den 16 Meter hohen Riesbergturm erklommen. Der Sozialpädagoge wischt sich ein paar Tropfen Schweiß von der Stirn, lässt den Blick schweifen und sagt, dieser Ort gehöre zu seinen absoluten Lieblingsplätzen im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.
Von der überdachten Aussichtsplattform des Turms aus hat der Besucher freien Blick auf das Murrtal. Die Häuser der Stadt Murrhardt sehen aus wie Spielzeug auf einer Modelleisenbahn. Trotzdem sind die imposantesten Gebäude der Stadt mit bloßem Auge gut auszumachen: das Marktplatzensemble mit dem Rathaus zum Beispiel und die Villa Franck am Stadtrand.
Alarmstellung für die amerikanischen Pershing-II-Raketen
Je nach Windrichtung ist ganz leise das Rauschen der Autos auf der Straße unten im Murrtal zu hören, ansonsten herrscht Stille. Ab und zu zwitschert ein Vogel. Und manchmal kommen ein paar Ausflügler vorbei, eben sind zwei Wanderer am Turm entlang marschiert und wenig später zwei Mountainbiker den steilen Berg hinauf geschnauft.
Walter Hieber ist oft auf dem Riesbergturm. Er hat vor ein paar Jahren einen sicheren Job bei der Stadt Winnenden an den Nagel gehängt, sich als Naturparkführer selbstständig gemacht und bietet seither die verschiedensten Touren an, Themenwanderungen für Schulklassen und für Betriebsausflüge zum Beispiel. Der Riesbergturm und das Gebiet drum herum, sagt der 53-jährige Hieber, eigneten sich hervorragend für solche Aktivitäten. Wer mit der Bahn anreise, erreiche den unteren Parkplatz in gut einer Viertelstunde zu Fuß.
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Und dann beginnt die Wanderung durch das sogenannte Felsenmeer, vorbei am idyllischen Römersee. Der Weg führt mitunter steil bergauf. Die mehrere Kubikmeter großen Sandsteinblöcke – so die Sage – seien einst von einem Riesen vom Linderst aus herübergeworfen worden. Wer einen etwas längeren Ausflug machen möchte, kommt auch am Friedensstein vorbei, der an die atomare Aufrüstung in den 1980er Jahren erinnert. Wo heute der Stein mahnt, war früher eine Alarmstellung für die amerikanischen Mittelstreckenraketen Pershing II, heißt es auf einer Plakette. Und weiter: „Die Raketen wurden ab dem Jahr 1990 auf Grund der Erfolge bei den Abrüstungsverhandlungen abgezogen.“ Bis dahin waren sie in Mutlangen und in Heilbronn stationiert gewesen.
Die Hohe Brach im Visier
Nach einem gut Teil des Marsches erreichen die Wanderer das Plateau, auf dem der Riesbergturm steht. Der neue Turm wurde 2010 errichtet. Der Vorgänger war zwei Jahre zuvor niedergebrannt. Es konnte nie endgültig geklärt werden, wer Schuld hatte. Vermutlich ist ein Feuer versehentlich während eines Kindergeburtstags auf dem Grillplatz gleich neben dem Turm ausgebrochen und zunächst nicht bemerkt worden.
Nach längeren Verhandlungen einigte sich die Stadt mit ihrer Versicherung. Der Großteil der Kosten für den Wiederaufbau in Höhe von rund 90 000 Euro wurde übernommen. Die Versicherung wollte aber nur bezahlen, wenn der neue exakt nach dem Vorbild des alten Turms und an derselben Stelle im Wald aufgebaut wird. Der damalige Murrhardter Bürgermeister Gerhard Strobel indes hätte einen anderen Standort bevorzugt: in der Nähe des Modellflugplatzes bei Köchersberg. Von dort aus, so der Schultes damals, wäre es möglich, auf der einen Seite bis nach Alfdorf zu schauen und auf der anderen bis nach Großerlach.
Wer weiß, ob der Ausblick tatsächlich imposanter gewesen wäre. Walter Hieber deutet von der Plattform aus nach rechts und erklärt: Dort sei Fornsbach zu erkennen. Und geradeaus die Hohe Brach mit dem Fernmeldeturm, die höchste Erhebung im gesamten Rems-Murr-Kreis.
Premiumspazierweg des Deutschen Wanderinstituts
Am Fuße des Riesbergturms führt der erst kürzlich ausgeschilderte Wanderweg „Feenspuren Römerwald“ vorbei. Mit der Planung dieses Wegs waren Walter Hieber und sein Kollege Manfred Krautter beauftragt worden. Ende dieses Jahres soll die knapp sieben Kilometer lange Route dann vom Deutschen Wanderinstitut als sogenannter Premiumspazierweg zertifiziert und beworben werden. Gut möglich, dass es dann vorbei ist mit der Ruhe rund um den Riesbergturm. Bis dato, sagt Hieber, sei man nämlich oft ganz allein an diesem magischen Ort.
Die Anfahrt mit dem VVS:
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