Lesen Sie hier: Unser Kommentar zur Degradierung von Holger Badstuber
Badstuber lässt es sich nicht nehmen, die Nachricht am Dienstagvormittag als Erster zu verkünden: „Ich akzeptiere die Entscheidung, auch wenn es mir schwerfällt“, schreibt er in den sozialen Netzwerken, „denn ich bin überzeugt davon, dass ich dem Team in der Bundesliga helfen kann.“ Wortgleich wird der Abwehrspieler kurz darauf auch in der offiziellen Mittelung des VfB zitiert, in der Sportdirektor Sven Mislintat die Sichtweise des Vereins darlegt: „Mit Blick auf die kommende Saison und darüber hinaus haben wir uns entschieden, in unserem Kader personelle Veränderungen vorzunehmen und im Defensivbereich verstärkt auf andere Spieler zu setzen. Für diesen Entwicklungsprozess halten wir auch eine entsprechende Kadergröße für notwendig und sinnvoll.“
In der vergangenen Saison hat sich Badstuber nicht nur Freunde gemacht
Es ist also kein Platz mehr für Badstuber, den die Degradierung immerhin nicht völlig unvorbereitet trifft. Zu eindeutig waren die Signale der vergangenen Wochen und Monate. Bei der Derbypleite in Karlsruhe hatte er zur Pause seinem Frust lautstark Luft verschafft und wurde später ausgewechselt, nachdem er sich über die Tändelei eines Mitspielers mokiert hatte. Das kam bei der sportlichen Leitung um Mislintat und Trainer Pellegrino Matarazzo nicht gut an. In den restlichen drei Spielen war der Routinier außen vor. Wohl auch deshalb beeilt sich Mislintat nun zu versichern, dass die Entscheidung „einzig und allein sportliche Gründe“ habe.
Lesen Sie hier: Bestreitet der VfB ein Testspiel gegen den FC Liverpool? Badstuber selbst, so heißt es aus seinem Umfeld, habe nach dem Aufstieg einen Neuanfang machen wollen. Bereits während der Sommerpause hatte er klargemacht, dass für ihn die Auflösung seines mit drei Millionen Euro dotierten Vertrags kein Thema sei („Ich bin ein Spieler, der Verträge abschließt, um sie einzuhalten“). Dabei blieb er auch nach dem Trainingsstart, als man ihm deutlich zu verstehen gab, dass er sportlich keine Rolle mehr spielen werde. Und daran hat sich auch jetzt nichts geändert, nachdem er endgültig und auf die denkbar härteste Weise erfahren hat, dass der VfB ihn lieber heute als morgen loswerden will.
Sportdirektor Sven Mislintat treibt den Umbruch kompromisslos voran
„Ich nehme die neue Aufgabe an, damit wir gemeinsam für den Verein das Beste daraus machen“, sagt Badstuber. Der VfB hätte sich auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten gewiss eine andere Konsequenz gewünscht. Doch hatte den Verein niemand gezwungen, den Vertrag des Allgäuers 2018 trotz massiver Bedenken um weitere drei Jahre zu verlängern.
Michael Reschke ist damals der verantwortliche Sportdirektor gewesen – sein Nachfolger Mislintat ist es nun, der im Zusammenspiel mit Trainer Matarazzo kompromisslos den Umbruch vorantreibt. Das hatte auch Mario Gomez zu spüren bekommen, der in seiner Abschiedssaison am Ende trotz aller Sturmsorgen nur noch dritte oder vierte Wahl war. Zum Innenverteidiger Nummer fünf ist nach den Verpflichtungen von Waldemar Anton (24) und Konstantinos Mavropanos (22) sein Spezi Badstuber geworden. Interne Kritik am Kurs des VfB hatten in der Vorsaison beide Ex-Münchner geübt.
Zwei Routiniers mit hoch dotierten Verträgen sind jetzt noch verblieben: Daniel Didavi (30) und Gonzalo Castro (33). Bis zum Vertragsende bleibt auch ihnen ein Jahr. Nach Lage der Dinge werden sie es im Profikader verbringen, während Badstuber als Trost nicht nur das Gehalt, sondern auch der einstige Ritterschlag seines Trainers Pep Guardiola bleiben: „Er ist der beste Spieler, den ich je hatte.“