Hilmar Erath aus Leinfelden und Uwe Leonhardt aus Sillenbuch stellen gemeinsam im Bürgerhaus Möhringen ihre Arbeiten aus. Die Grafiker und Maler, beruflich für diverse Stuttgarter Werbeagenturen tätig, haben sich beim gemeinsamen Studium kennengelernt.

Möhringen - Hilmar Erath, Gründungsmitglied des Kunstkreises Möhringen, und Uwe Leonhardt kennen sich seit ihren Studientagen an der Freien Kunstschule in Stuttgart. Durch einen Zufall erneuerten sie ihre Bekanntschaft: die Söhne der beiden brachten die Grafik-Designer, die neben ihrer Arbeit für Werbeagenturen immer auch künstlerisch tätig waren, wieder zusammen. In der jüngsten Ausstellung des Kunstkreises Möhringen im Bürgerhaus, die am Freitag, 14. Oktober, um 18 Uhr eröffnet wird, stellen die ehemaligen Studienkollegen nun gemeinsam unter dem Titel „Blickwechsel“ aus.

 

Hilmar Erath, als ehemaliger Möhringer und Mitbegründer dem Kunstkreis eng verbunden, lebt und arbeitet in Leinfelden. Uwe Leonhardt, in Leipzig geboren, ist in Sillenbuch ansässig. Ihre berufliche Laufbahn verlief ähnlich: Freie Kunstschule, Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, berufliche Erfahrungen in diversen Werbeagenturen. Die Arbeitsweise in ihrer Freizeit ist allerdings recht unterschiedlich.

Reiseerinnerungen, Stillleben und Porträts

Erath zeichnet und malt während seiner Reisen in den Süden Skizzen, die er zu Hause in Ölgemälde oder Aquarelle umsetzt. Im Bürgerhaus sind vor allem Reiseerinnerungen, Stillleben und Porträts zu sehen. „Im Süden ist das Licht am intensivsten, das haben schon die ganz großen Maler gesagt“, erklärt er seine Vorliebe für Italien, Spanien, Portugal und Frankreich. Während seine Frau die Eindrücke auf Fotografien bannt, erlebt er seine Reisen im heimatlichen Atelier neu.

Dabei mischt er Zeichnungen und Aquarellmalerei, so wie bei einem Selbstbildnis aus jüngeren Jahren. Sein „Das bin ich“ zeigt einen jungen Mann in Blau, Lila, Ocker, Grün und Rotviolett. Neben dem reinen Rot gehören diese Töne zu seinen Lieblingsfarben.

Zu seinen Vorbildern zählt Hilmar Erath William Turner und Henri Matisse. Zu spüren ist dies etwa bei seinem „Jungen Mann mit rotem Schal“. Seine Landschaften, Fischerhäuser an der Seine oder eine Regatta auf dem Bodensee, verweisen auf das englische Vorbild. Dabei geht Erath in seiner Farbgebung über das Natürliche hinaus: sein Abbild der Hamburger Speicherstadt zum Beispiel zeigt die alten Backsteinhäuser rosa. Daneben gibt es eine Reihe von Stillleben: Obst und Blumen aus dem Leinfelder Garten. Eines dieser Stillleben weist auf eine zweite Leidenschaft Eraths hin: der Maler sammelt Teppiche. Seine neuesten Arbeiten, eine Serie mit in Schopfloch entstandenen flächigen Landschaften, bilden einen Übergang zu den Arbeiten seines Kollegen.

Spielerischer Umgang mit Struktur und Farbe

Uwe Leonhardt geht eher spielerisch mit Struktur und Farben um. Seine hellen und meist fröhlichen Arbeiten sind überwiegend ungegenständlich und entstehen spontan. „Ich mag das Grafisch-Plakative“, sagt der Grafiker, der sich in seiner Freizeit nicht so sehr von seiner Berufstätigkeit abgrenzen wollte wie der Kollege Erath. Leonhardt benutzt hauptsächlich Acrylfarben, arbeitet aber auch viel mit Spachtelmasse und ergänzt zuletzt mit Bleistift.

Die „Sechs Grazien“ sind ein gutes Beispiel für die Arbeitsweise des Sillenbuchers: eine alte Leinwand wurde zerschnitten, aufgeklebt und mit Spachtelmasse zu einer Collage verarbeitet. Auch seine übrigen Bilder sind oft dadurch entstanden, dass alte Arbeiten überklebt und übermalt werden. Die älteren Farben werden durch Kratzen wieder zum Vorschein geholt.

Seine häufige Verwendung von weißen Räumen, so findet Leonhardt, macht die Gestaltung überdies etwas spannender. „Das Plakative würde verloren gehen, hätte ich überall Farbe“, sagt er. Die gelegentliche Verwendung von Piktogrammen ist eine Reminiszenz an seinen Beruf. Allen Arbeiten gemeinsam aber ist die Spontaneität. Titel wie „Locker vom Hocker“ oder „A kind of music“ entstehen immer erst, wenn das Bild fertig ist. „Man darf beim Malen nicht zu viel denken“, sagt Leonhardt, „dann wird es fad.“