Eine Ausstellung im Bezirksrathaus Stammheim feiert die Erneuerung der Stadtbahn U15 vor fünf Jahren.

Stammheim - Stammheim ohne Stadtbahn? Der Anschluss ans Stadtbahnnetz nur per Bus möglich? Eine Vorstellung, die fünf Jahre nach der Erneuerung der Linie U15 ein wenig surreal wirkt. Doch genau das war die lange im Schwange befindliche Idee. Überlegungen, die Wolfgang Arnold, Technik-Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), stets hautnah mitverfolgen konnte. Gebannt folgte so das Publikum bei der Vernissage der Ausstellung „5 Jahre Stadtbahn nach Stuttgart-Stammheim“ am vergangenen Donnerstagabend im Bezirksrathaus Arnolds Ausführungen.

 

„Aussichtslos“ sei noch in den 1990er Jahren das Bemühen gewesen, den Ausbau zwischen Zuffenhausen und Stammheim „wirtschaftlich darzustellen“, schon gar nicht in Verbindung mit einer teilweisen Tunnel-Lösung. Zumal dazu in Zuffenhausen ein politisches Patt nicht gerade beflügelnd gewirkt habe. Entschieden realistischer war die Aussicht, „dass Stammheim auf Bus umgestellt wird“, wie Arnold formulierte. Der Durchbruch pro Stadtbahn-Zukunft sei dann „in Zusammenhang mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21“ erfolgt, als die Linien U 12 und U 15 „zur Verstärkung des Nordastes“ ins Spiel kamen: „Für Stammheim war das eine glückliche Fügung“, stellte Arnold fest. Und jetzt, fünf Jahre nach der Erneuerung des Anschlusses ans Stuttgarter Schienennetz, sei er „dankbar für das, was aus der Stadtbahn hier geworden ist“. Wobei Arnold auch daran erinnerte, wie vehement und zäh der Kampf des Stadtbezirkes für den Erhalt der U 15 war, mit dem Bürgerverein vorneweg: „Stammheim ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass eine Bürgerinitiative nicht nur gegen, sondern auch für etwas sein kann.“

Jahrhundert-Projekt für den Stadtbezirk

Womit der Ball bei Martin Hechinger lag, dem langjährigen Vorsitzenden des Bürgervereins. Hechinger hat die Schau konzipiert und bestückt: „aus einer Überfülle an Material“, wie er bekannte. Dass in dieser Fülle der Überblick nicht verloren geht, dafür sorgt die sinnfällige Gliederung in die drei Abschnitte „Davor, Dazwischen, Danach“, wobei schon die Gitter an kleinformatigen Kontaktabzügen, die das Treppenhaus flankieren, mit den Baustellenfotos des „Dazwischen“ illustrieren, was für eine aufwändige Bauaufgabe hier zu bewältigen war: „Ein Jahrhundert-Projekt für unseren Stadtbezirk“, wie Hechinger betonte. Den Hauptteil machen dann im Sitzungssaal die großformatigen Fotos des „Danach“ aus: „Dabei habe ich mich auf die Highlights beschränkt, auf die großen Gänsehaut-Momente“, wie Hechinger die Konzeption beschrieb.

In den Bildtexten firmieren diese als „bewegende Momente“. Sie reichen von einer Demonstration zum Verkehrsminister-Besuch 1997 anlässlich der Einweihung der B 27a, über den Abschieds-Zug der alten Straßenbahn 2007 bis zur umjubelten Begrüßung der beiden neuen Züge im Dezember 2011. Und damit verbunden natürlich die Neugestaltung der Freihofstraße, die sich nun neu geordnet und in großer Einheitlichkeit zeigt. Fotos, die fünf Jahre nach Wiedereröffnung der Linie noch einmal die Freude über deren Erhalt nachklingen lassen.

Das eigentliche Verdienst der Präsentation ist aber, dass sie ins Bewusstsein rückt: Dies war keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Errungenschaft! Man neige sich dafür nur einmal über eine etwas unscheinbare Vitrine mit einer Reihe von Dokumenten, die Hechinger „Nadelstiche“ nennt: Zeitungsausschnitte, Leserbriefe, Plakate, Jahresschriften des Bürgervereins, eine Unterschriftensammlung. Oder eine Flugschrift, die 5000-fach in Briefkästen verteilt wurde, um im Juli 1999 zur Versammlung in die Alte Turnhalle zu rufen. Der Titel: „Stammheimer Bürger fordern: Stadtbahn nach Stammheim!“ Dass der Stadtbezirk nicht abgehängt wurde, das ist nicht zuletzt dem Einsatz des Bürgervereins zu danken, samt dem nötigen Rückhalt in der Bürgerschaft. Auch damit erklärt sich, über den praktischen Nutzen hinaus, die Anhänglichkeit an „unsere U 15“, die mit Fug als Bürger-Bahn bezeichnet werden kann. Entsprechend betonte Martin Hechinger: „Ich empfinde tiefe Dankbarkeit für alle Unterstützung, die dazu beigetragen hat, dass unser Stadtbezirk diesen Qualitätssprung geschafft hat.“ Ein Satz, der den Gänsehaut-Momenten der Ausstellung einen weiteren hinzufügte.

Info

Die Ausstellung ist bis 25. Februar während der Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. Diese sind montags bis freitags von 8.30 bis 13 Uhr, dienstags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr.