Mehr als 20 Hobbykünstler zeigen im Rathaus ihre Werke. Aquarelle, zum Beispiel das Motiv aus Stuttgart, sind ebenso dabei wie Arbeiten in Acryl. Die Ausstellung wird am 6. März offiziell eröffnet.

Gerlingen - Was haben Menschen gemeinsam, die sich in ihrer Freizeit zur Entspannung an die Staffelei oder vor einen Aquarellblock setzen und die Ergebnisse ihres Schaffens dann für eine Ausstellung von Hobbykünstlern im Gerlinger Rathaus einreichen? Mehreres. Erstens haben sie entdeckt, was Muse ist und wie man mit ihrer Hilfe von stressender Tätigkeit Abstand gewinnt. Zweitens haben sie Dinge gemalt, die ihnen malenswert erscheinen: von den Blumen im Garten (Elfie Dobelmann) bis zur Straßenszene in New York oder Hongkong (Jürgen Zloch). Und drittens: alle Urheber wohnen in Gerlingen. Im Rathaus hängen mehr als 40 Arbeiten von 20 Frauen und Männern, die sich der Tätigkeit mit Pinsel und Farbe widmen. Am kommenden Sonntag wird die Ausstellung eröffnet.

 

Die Kuratoren Andrea Löhle und Walter Sellner hatten die Qual der Wahl. Welche Werke welches Urhebers nehmen wir und wie ordnen wir sie, damit für die Besucher ein Kaleidoskop entsteht, das nicht zu verwirrend wird? Das war eine spannende Frage – denn es wurden so viele Werke eingereicht, dass nicht alle Platz an den Wänden finden. „Der Betrachter soll sich wohl fühlen, wir wollten nicht knalleng aufhängen“, sagt Andrea Löhle. Es wurden zwei Schwerpunkte gebildet, nach Techniken: Die Bilder in Öl und Acryl, und damit die mit einer gewissen Farbdominanz, sind vor allem im Erdgeschoss zu finden. Die Aquarelle, also die mit eher zurückhaltenden Farben, hängen im ersten Stock. Ein durchgängiges Thema gibt es aber nicht – das wäre ein zu enges Korsett gewesen.

Ganz konkret bis ziemlich abstrakt

Die Vielfalt von Motiven ist beeindruckend, die Bandbreite reicht von ganz konkret bis ziemlich abstrakt, die Qualität von sehr guter Ausbildung bis zum noch etwas einfachen Gesamteindruck. Profi-ähnliche Urheber sind auch dabei, zum Beispiel die Kunstlehrerin Gisela Grünwald oder der in Gerlingen bekannte Werbegestalter und Künstler Othmar Grasmuck. Er präsentiert eine unbekleidete Eva – in mystisch-träumerischer Umgebung am Bach. Nettes Detail: die Raben zu ihren Füßen klauen gerade Goldstücke, und das Bild heißt „Goldraub“.

Drei farbenprächtigen Bilder sind gleich am Eingang zu entdecken. Uta Heilands „Küstennacht“ ist dominiert von viel Blau, Dynamik in Wolken und Ruhe im Wasser. Ganz anders der „Wüstenabend“ gleich daneben: auch viel Himmel, aber in knallrot, Sonnenuntergang und Abendrot gleichzeitig. Daneben gelbes Querformat, doppelt so groß, von Karin Albrecht. Titellosigkeit lässt der Phantasie freien Raum. Man sieht Gelb in allen Schattierungen, blaue Flecken, vielleicht eine Person am rechten Bildrand. Gilt hier der alte Spruch, dass Kunst ihren Zweck erfüllt, wenn sie den Betrachter zum Denken anregt?

Motive aus Gerlingen sind selten

Hans Wörners Arbeiten sind ebenso technisch-handwerklich ordentliche Aquarelle wie die großen Werke, die Stuttgart von der Halbhöhe aus zeigen. Motive aus Gerlingen? Fast Fehlanzeige. Doch, da: ein Blick auf die Petruskirche, eine Kombination aus Aquarell und Bleistift. Das Schloss-Aquarell, das die Assoziation Solitude weckt, stellt allerdings das Michaeler Tor der Hofburg in Wien dar.

Die Gerlinger Ausstellung reiht sich ein in eine Folge von Ausstellungen im Strohgäu, die in den vergangenen Tagen eröffnet worden sind. In Korntal-Münchingen zeigen Anne Wöstmann und Holger Schnapp ihre Werke in der Galerie 4/1; beide widmen sich gegenstandslosen Motiven. Zwei Ausstellerinnen präsentieren sich in der städtischen Galerie Am Laien in Ditzingen. Christina Frey und Angelika Lill-Pirrung zeigen Skulpturen, Arbeiten in Acryl und gewebte Bilder.