Die Sonnenberger Malerin Mita Lieber stellt ihre Aquarelle im Lothar-Christmann-Haus aus. Am Aquarellieren gefällt ihr besonders „die Freiheit, Farben einzusetzen, die es gar nicht gibt“.

Stuttgart-Degerloch - Die Malerei mit Wasserfarben ist neben dem Zeichnen die wohl schnellste und unaufwendigste, vielleicht auch flüchtigste der Techniken. Genau deshalb hat sich Mita Lieber ihr verschrieben, obwohl sie auch in Öl gearbeitet hat und sich zeitweise der besonders arbeitsintensiven Seidenmalerei gewidmet hatte. Am Donnerstag, den 20. Juni, eröffnete die im Jahr 1936 im holländischen Hilversum geborene, seit Jahrzehnten in Sonnenberg lebende Künstlerin im vollen Saal des Hoffelder Lothar-Christmann-Hauses eine Ausstellung ihrer Arbeiten.

 

Dass der eigentliche Mal-Akt so schnell geht, heißt natürlich nicht, dass Aquarellieren eine einfache Sache wäre, im Gegenteil: Gerade das Schnellvollendete, nicht mehr Korrigierbare erfordert ein Höchstmaß an künstlerischer Fertigkeit, an Erfahrung und an Feingefühl, gerade für die Farben – wenn das Ergebnis denn wertvoll sein soll, schön und gut. An einem so gelungenen Bild mit einem toskanischen Motiv kann Mita Lieber das bereitwillig zeigen. Die Bougainvilleen haben nicht das beabsichtigte tief leuchtende Pink, sondern sind auf dem Papier nach ein paar Tage im hellen Licht zu sehr verblasst.

In Stuttgart blieb sie hängen

Überhaupt das Licht, das den Aquarellmalern und den ganz großen Künstlern beim gelegentlichen Aquarellieren stets so besonders wichtig war. „Mein Stil ist hauptsächlich leicht und licht“, sagt Mita Lieber, „Malen bei Kunstlicht mag ich nicht.“ Und ihre bevorzugten Motive – neben den Blumen, Bäumen und blühenden Sträuchern – sind Städte und Landschaften des Lichts. Dazu zählt Griechenland mit seinen Inseln wie Santorin und die Toskana, das Künstlerdorf Ahrenshoop an der Ostseeküste, auch Venedig mit seinem flirrenden Lagunen-Dunst. Es dürfen aber auch mal die Berge sein, Bauernhöfe bei Oberstdorf zum Beispiel oder der Tegernsee.

Mita Lieber reist viel. Das mag in ihrem holländischen Blut liegen, dem neugierig der weiten Welt zugewandten Fernweh der niederländischen Nachbarn, oder an ihrem langjährigen Beruf als Stewardess bei der königlichen Fluggesellschaft KLM. Beim Fernsehen war sie auch, am Lago Maggiore hat sie Bungalows verkauft. Mit ihrer Schwester entdeckte sie bei Griechenland-Aufenthalten das Zeichnen mit Pastellkreide für sich. In Stuttgart blieb sie hängen, heiratete und begann nach der Kinderzeit wieder intensiver mit der Kunst. Auf das Aquarellieren brachte sie Marianne Hintz vom Degerlocher Frauenkreis, es blieb für sie „die schönste Art zu malen“.

Sie nimmt sehr viel Wasser beim Aquarellieren. „Himmel kommt natürlich nass in nass ganz gut, da ist das gleichmäßige Verschwimmen so wichtig.“ Manchmal, bei Gebäuden oder bestimmten Landschafts-Silhouetten, zeichnet sie ein wenig vor, „bei Blumen nie“. Die liebste aller Blüten ist ihr der blaue Rittersporn, der gerade in diesen Sommermonaten seine Schönheit entfaltet. Auf Mita Liebers Bildern muss das Weiß des Papiers in der Tiefe unter der Farbe noch durchscheinen. Und auch in der Fläche ist ihr das Leichte, Freie und Offene so wichtig: „Zugemalt, das ist nicht schön.“ Aber es ist nicht nur dieser Mut zur Leere, den alle versierten Wasserfarben-Maler brauchen. Am Aquarellieren, sagt sie, gefällt ihr besonders „die große Freiheit, Farben einzusetzen, die es gar nicht gibt“. Manchmal ist in ihren Bildern so ein leichtes, mutwilliges Verfremden erkennbar. Meist aber genügen ihr Licht und Leuchten der Welt, wie sie ist.