Ausstellung im Ludwigsburg-Museum Als die US-Armee half, das Blüba zu bauen

Die Vereinigten Staaten haben mit Filmen, Cola und Rock’n’Roll ganz Deutschland amerikanisiert. Wie stark aber war der Einfluss auf Garnisonsstädte wie Ludwigsburg mit ihrer besonders hohen Armeepräsenz? Die Ausstellung „Little America“ im Stadtmuseum versucht das zu zeigen.
Ludwigsburg - Die Amerikaner befanden sich fast ein halbes Jahrhundert lang in Ludwigsburg und haben doch nur wenige sichtbare Spuren hinterlassen. Auch im Stadtmuseum sind kaum Erinnerungsstücke zu finden, die an die doch sehr prägende, lange Epoche vom Kriegsende 1945 bis zum Abzug der US-Armee 1993 erinnern. Um das zu ändern, haben Museumsmitarbeiter im vergangenen Jahr einen Aufruf gestartet. Aus den Rückmeldungen ist die Ausstellung „Little America“ entstanden, die am Sonntag öffnet.
„Die Leute wollten uns vor allem ihre Geschichten erzählen“, sagt Museumsleiterin Alke Hollwedel. Darum sind die Herzstücke der Ausstellung Filme, Fotoalben, Korrespondenzen von Liebespaaren und großformatige Nachdrucke von Bildreportagen. Lars Bädecker, der zurzeit als Praktikant am Museum im Kulturhaus MIK arbeitet, hat die meisten Gespräche geführt. Mit Ludwigsburgern, aber auch mit längst wieder in den USA lebenden Personen: „Vor allem mit vielen Alumni der amerikanischen Highschool von Pattonville.“
Verbrüderung verboten!
Überhaupt: Pattonville! Auf den alten Dokumenten ist es kaum wiederzuerkennen. „Zeitweise haben dort bis zu 1200 US-Soldaten gelebt“, sagt Bädecker. „Die haben das in Privatwohnungen gewohnt.“ Wie viele Soldaten in den Kasernen – vor allem der Flakkaserne – stationiert waren, habe man nicht ein Erfahrung bringen können, sagt Hollwedel: „Die US-Armee hat beim Abzug alle Unterlagen mitgenommen.“
Gewiss hatte der unmittelbare Kontakt zu den Amerikanern einen enormen Einfluss auf die Bewohner der einstigen württembergischen Garnisonsstadt. Doch die Ausstellung legt nahe, dass dem jahrzehntelangen Miteinander ein schwieriges Wechselspiel aus Anziehung und Abstoßung zugrunde lag. Natürlich stand am Anfang wie überall in Deutschland das Verbot der Fraternisierung. Schließlich waren die US-Soldaten als Besatzer gekommen. In dieser unmittelbaren Nachkriegszeit fungierte auch die Flakkaserne noch als Internierungslager für Deutsche.
Doch schon kam es bekanntlich zu Freundschafts- und Liebesbeziehungen. Eine Filmemacherin hat zum Beispiel in der Collage „Anneliese und Babe“ aus Briefen und Fotos die Geschichte eines amerikanischen Soldaten und einer Deutschen nacherzählt. Die Beziehung endet unglücklich, weil der Mann, der wieder in die Staaten zurückmusste, irgendwann keine Antwort mehr von der Geliebten erhält.
Faible für Bierkrüge
Auch die Reibungen der großen Politik oder Konflikte mit Drogen spiegeln sich im Miteinander von Amerikanern und Ludwigsburgern wider. Da gab es den Protest gegen den Vietnamkrieg, der den Antiamerikanismus neu anfachte, als auch heftige Auseinandersetzungen wegen austickender GIs. 1971 häuften sich Raubüberfälle und Drogendelikte in Ludwigsburg so sehr, dass der damalige Oberbürgermeister Otfried Ulshöfer von den US-Behörden eine komplette Ausgangssperre für Soldaten forderte. Erst als deutsche Polizisten gemeinsam mit der US-Militärpolizei auf Streife gingen, beruhigte sich die Lage.
Neben den immer noch allgegenwärtigen Einflüssen wie Musik, Sport oder Autos auf die Deutschen versucht die Ausstellung, auch das umgekehrte Phänomen zu benennen – auch wenn das eher kurios ist. So wird in einer Vitrine gezeigt, dass die US-Soldaten ein Faible für deutsche Bierkrüge hatten. In einer anderen, dass die Armee beim Bau des Blüba mit angepackt haben: mit zwei Planierraupen.
Unsere Empfehlung für Sie

Ditzingen Langjährige Freundin betrügt pflegebedürftiges Ehepaar
Zehntausende Euro abgezweigt: Eine 72-jährige Ditzingerin muss sich wegen Untreue vor Gericht verantworten.

Wie es nach „Rund“ und „Flach“ weitergeht Wertstofftrennung: Viel Zuspruch für Systemwechel
Der Umstellung auf das neue Sammelsystem beim Recyclingmüll im Kreis Ludwigsburg steht wohl nichts mehr im Weg. Die Räte fordern aber Unterstützung für die Übergangsphase. Sie befürchten Chaos beim Tonnenwechsel.

Corona-Impfstoff-Drängler auch in Ludwigsburg? Kein Verständnis für drängelnde Bürgermeister
Sollen Impfstoff-Reste an Mandatsträger gehen – oder ist das unsolidarisch und unangemessen? Die Spitzen in den kommunalen Verwaltungen in und um Ludwigsburg haben dazu eine klare Meinung.

Corona: Impfung für Menschen mit Behinderung Für den Bruder eine Impfung mit Astrazeneca mit erkämpft
Seit der vergangenen Woche können sich viel mehr Menschen im Land mit Astrazeneca impfen lassen. Norbert Freund aus Bietigheim hat sich über Wochen für seinen behinderten Bruder eingesetzt – und somit vermutlich einen kleinen Anteil daran.

Wildunfall in Ludwigsburg Opel prallt gegen Baum und fängt Feuer
Weil Wild am Montagabend auf einer Kreisstraße bei Ludwigsburg die Fahrbahn kreuzt, muss ein 34-Jähriger ausweichen. Er kommt von der Fahrbahn ab und prallt gegen einen Baum.

Steigende Corona-Inzidenzwerte Drohen in der Region neue Ausgangsbeschränkungen?
Esslingen liegt schon seit mehr als einer Woche über dem kritischen Corona-Inzidenzwert – noch hat das keine Konsequenzen. In anderen Landkreisen der Region denkt man aber bereits über neue Ausgangsbeschränkungen nach.