Sie sind die Besten ihrer Zunft: Eine Ausstellung im Schloss Rosenstein zeigt die präparierten Tiere echter Weltmeister.

Bad Cannstatt - Beinahe hätte man den kleinen Kerl übersehen. Höchstens 20 Zentimeter ist das Nasenbärbaby groß. Es liegt auf einer Waage in der hintersten Ecke des großen Glaskastens. Das Jungtier sieht müde aus, so als würden ihm jeden Moment die Äuglein zufallen. Doch das Tier lebt nicht mehr. Es kam in der Wilhelma zur Welt, starb aber kurz nach der Geburt.

 

Jetzt ist der junge Nasenbär teil einer neuen Sonderausstellung des Museums für Naturkunde, die seit dem gestrigen Freitag bis zum 25. Mai im Schloss Rosenstein zu sehen ist. Unter dem Titel „forever young – Welt-Meisterwerke der Präparation“ zeigt das Museum 28 Ausstellungsstücke, die bei der Weltmeisterschaft der Präparatoren im Jahr 2012 in Salzburg ausgezeichnet wurden. 130 Teilnehmer aus 22 Ländern sind bei diesem Wettkampf angetreten.

Bis zu 100 Punkte kann die Jury für jedes Präparat vergeben

Jan Panniger, der bereits seit zehn Jahren als Präparator im Museum für Naturkunde arbeitet, hat sich gleich mit drei Tieren um den Weltmeistertitel beworben: mit einem Zwerghahn, einem Gürteltier und besagtem Nasenbärbaby.

Bis zu 100 Punkte kann die Jury laut Panniger für jedes Objekt vergeben. Diese würden in der Realität jedoch nie erreicht. „Das Tier ist tot“, so der 31-Jährige und letztlich gehe es darum, es so lebendig wie möglich erscheinen zu lassen. Bei dem Nasenbärbaby ist Panniger das anscheinend besonders gut gelungen. Mit 96 Punkten ist der Präparator Weltmeister in der Kategorie „kleine Säuger“.

Rund zwei Monate lang habe er an dem Nasenbärbaby gearbeitet, sagt Panniger. Ein so kleines Tier zu präparieren, erfordere einiges an Fingerfertigkeit. „Bei einem Löwen kann ich zupacken“, sagt der 31-Jährige. Andererseits müsse der Präparator bei einem größeren Säugetier andere Herausforderungen meistern. Die Muskeln kämen zum Beispiel viel deutlicher zum Ausdruck.

Viele Präparate stammen aus dem benachbarten Zoo

Das sei auch der Grund, warum es bei der Weltmeisterschaft unterschiedliche Kategorien gebe. „Es tritt nicht Igel gegen Hirsch an“, sagt Panniger. Zur Präparation ist der gebürtige Leipziger durch seine Mutter gekommen. Diese sei Biologie-Lehrerin gewesen und er habe als Kind in der Schule immer in dem Raum mit den präparierten Tieren auf sie warten dürfen.

Während Panniger schon seit vielen Jahren als Präparator arbeitet, steht Maurice Lunak, der ebenfalls bei der Weltmeisterschaft ausgezeichnet wurde, noch ganz am Anfang seines Berufslebens. Der 24-Jährige macht zurzeit eine Ausbildung im Museum. Das Präparieren von Tieren habe ihn von klein auf fasziniert, erzählt er. Schon als Kind habe er immer vor den Objekten im Schloss Rosenstein gestanden. Wie wichtig die Kunst des Präparierens für das Museum und letztlich die Wissenschaft ist, erläutert Direktorin Johanna Eder. „Die Präparation ist ein wesentlicher Bestandteil aller Naturkundemuseen“, sagt sie. Ziel sei es, „Objekte aus der Natur dauerhaft haltbar zu machen“. Viele Präparate stammen aus der benachbarten Wilhelma. Es komme aber auch vor, dass Spaziergänger ein totes Wildtier im Wald finden. Bei der Präparation gehe es allerdings nicht nur um Säugetiere wie den kleinen Nasenbär, sondern vor allem auch um Insekten und Pflanzen. Ein weiteres großes Aufgabengebiet sei die Paläontologie, die Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter, wie zum Beispiel den Dinosauriern.

Während es der Wissenschaft vor allem um die Haltbarmachung geht, spielt bei Ausstellungen auch die Ästhetik eine Rolle. Bei der Europameisterschaft im Frühjahr 2014 in Norditalien wollen sich Panniger und Lunak erneut an diesen Kriterien messen lassen.